Mittwoch, 29. Juni 2016

[Rezension] Im unwahrscheinlichen Fall von Judy Blume

Autorin: Judy Blume
Verlag: Heyne
Originaltitel: In the unlikely event
Gebundene Ausgabe
Seitenzahl: 512 Seiten
Teil einer Reihe? Ein Einzelband.
Genre: Unterhaltung/ Roman
Themen: Familiengeschichte, Erwachsenwerden, Liebe, Schicksal

Preis: 19,99€ (D)
                                   
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1952: Die 15-jährige Miri Ammermann wächst wohlbehütet im Städtchen Elizabeth, New Jersey, auf. Ihr Vater hat sich zwar früh aus dem Staub gemacht, aber ihre liebevolle und kämpferische Mutter, ihre weise Oma, ihre beste Freundin Natalie und all die anderen Menschen in ihrem Umfeld stehen ihr bei ihren Schritten ins Erwachsenenleben zur Seite. Als sie ihre erste große Liebe Mason kennenlernt, scheint das Glück perfekt zu sein. Doch dann stürzt ein Flugzeug ab, und nichts ist mehr, wie es war
(Quelle: Amazon.de/ Juni 2016)


Ich habe mich sofort in dieses recht schlichte, aber wunderschöne Cover verguckt. Irgendwie sieht dieses Buch für mich nach purem Sommer aus- einfach strahlend blauer Himmel mit einigen Schäfchenwolken...der Inhalt ist nicht so sorgenlos, wie das Cover vermuten lässt, dennoch bin ich von der Aufmachung sehr angetan.


Dieses Buch ist einerseits wunderschön und voller Leben. Die Autorin schafft es, jedem Wort viel Ausdruck zu verleihen, was auch daran liegen kann, dass die Autorin diese Geschichte zum Teil autobiographisch schrieb. Andererseits sind einige Passagen auch recht neutral geschrieben, so schien es mir, weshalb ich auch ein wenig im Zwiespalt stehe, was den Stil betrifft. Man kann sehr gut folgen und bekommt tolle Einblicke in die Zeit damals, aber ich hätte mir noch etwas mehr Tiefe gewünscht, die mehr berührt und sich nicht wie ein Bericht aus dem Geschichtsunterricht liest.


Ich finde dieses Buch thematisch sehr spannend. Es geht zum Teil um Miris Familie, ihre Freunde und ihr Leben auf dem Weg zum Erwachsenwerden, zum anderen aber auch um 1951 und eins der schlimmsten Flugzeugunglücke überhaupt. Miri ist hautnah dabei und kann das Unglück nur schwer verarbeiten. Sie hört die Schreie, sieht die Bilder vor ihren Augen, auch wenn sie die Augen schließt.
Alle Themen dieses Buches sind hochemotional und von der Autorin schön verpackt. Aber wie auch schon zuvor berichtet, bin ich zwiegespalten. Die Passagen, wo es um Miri und ihr Umfeld geht, fand ich sehr toll, weil ich sie ziemlich schnell ins Herz geschlossen habe. Allerdings wirkt alles, was mit dem Absturz zu tun hat trotz der Tragik des Ereignisses teilweise sehr kalt, distanziert und nüchtern. Gerade an diesen Stellen habe ich mir mehr Tiefe, mehr Wärme und Gefühl gewünscht.

Die Charaktere haben mir relativ gut gefallen. Miri, Natalie und Miris Familie mochte ich am liebsten, wobei ich mir bei einigen noch mehr Lebendigkeit gewünscht hätte. Hier kommt zum Teil ebenfalls eine sehr klare, sachliche Beschreibung zu Tage, die den Figuren ein wenig Farbe nimmt. Dennoch ist gerade Miri eine sehr liebenswerte Protagonistin, die ich ein wenig vermissen werde.

Ein Aspekt, der das Lesen für mich etwas erschwert hat, sind die vielen Sichtwechsel. Ich bin ja teilweise schon bei zwei Protagonisten überfordert, aber was Judy Blume hier mit mir anstellt, war zu viel. Irgendwann hat man sich dann etwas besser damit arrangiert, aber für löchrige Namensgedächtnisse, wie meins, ist dieses Buch eine Herausforderung.


Insgesamt ist dieses Buch für mich schwer zu beurteilen. Ich habe es sehr gerne gelesen und fand vor allem die Thematik dadurch, dass es auf einem wahren Ereignis beruht, sehr interessant. Der Stil hat mir einige sehr emotionale Szenen etwas kaputt gemacht und mir auch den Zugang zu einigen mehr oder minder wichtigen Figuren versperrt. Dennoch habe ich das Lesen genossen. Wer wissen möchte, ob der Stil etwas für ihn ist, sollte sich vorher unbedingt eine Leseprobe durchlesen. Durch Zwiespalt und verschiedene Pro und Cons gebe ich insgesamt noch solide 3 Drachen.