Sonntag, 4. September 2016

[Rezension] Falsche Schwestern

Autorin: Cat Clarke
Originaltitel: The lost and the found
Verlag: Fischer FJB
Broschierte Ausgabe
Seitenzahl: 400 Seiten
Teil einer Reihe? Ein Einzelband.
Genre: Jugendbuch/ Thriller
Empfohlenes Alter: ab 14 Jahren
Themen: Entführung, Familie,  Freundschaft, Schwestern, Neuanfang, Liebe,
Lügen
Preis: 14,99€ (D) Kaufen? 


Vor 13 Jahren verschwand meine Schwester. Jetzt ist sie wieder da. Nichts ist, wie es war. ›Falsche Schwestern‹ von Cat Clarke ist ein psychologischer Spannungsroman, der unter die Haut geht.
Stell dir vor, du hast deine Schwester verloren. Kidnapping. Seit der Entführung vergehen deine Eltern vor Kummer. Das Loch, das deine Schwester in der Familie hinterlassen hat, ist immer schmerzhaft präsent. Alles fällt auseinander.
Stell dir vor, deine Schwester taucht plötzlich wieder auf. 13 Jahre später! Bei deinen Eltern ist die Freude riesig. Alle scheinen glücklich, aber sie drängt sich so in den Mittelpunkt, dass für dich kein Platz mehr in der Familie ist. Sogar deinen Freund spannt sie dir aus.
Doch dann passiert etwas, das alles verändert.

Faith kennt ihre Schwester Laurel eigentlich nur von einem Foto. Ein lächelndes sechsjähriges Mädchen, das eines Tages spurlos aus dem Garten verschwand. Für Faith Familie beginnt ein Albtraum: Angst, Kummer, Pressekonferenzen, großangelegte Polizeisuche und Paparazzi. Doch dann, mehr als 13 Jahre später kommt ein Anruf. Eine junge Frau ist aufgetaucht. Und sie hat Laurels Teddy im Arm. Die Familie kann ihr Glück kaum fassen: Endlich hat Faith ihre große Schwester zurück. Dann aber schlägt ihre Freude um. Irgendetwas fühlt sich verdammt falsch an … In Faith wächst ein schrecklicher Verdacht.
Jeder erinnert sich an den Fall Natascha Kampusch. ›Falsche Schwestern‹ ist in packender Was-wäre-wenn-Roman über eine Entführung, bei der das Mädchen nach 13 Jahren zurückkehrt. Das Drama was sich in der Familie und zwischen den Geschwistern anbahnt, ist aufwühlend und höchst berührend (Quelle: Amazon.de/ September 2016).


The Lost and the Found coverMich hat die Aufmachung dieses spannenden Buches sofort auf sich aufmerksam gemacht. Das Farbspiel aus Grün und Blau gefällt mir sehr gut und durch die beiden Mädchen bekommt man auch den Titel in visualisierter Form etwas näher gebracht. In Kontrast zum Originalcover (rechts), das ich tatsächlich ziemlich langweilig finde, ist die deutsche Ausgabe meiner Meinung nach optisch sehr gelungen.


Ich habe schon einmal ein Buch von der Autorin gelesen. "Vergiss dein nicht" hatte mir damals ganz gut gefallen, mich aber nicht umgehauen. In diesem neuen Werk konnte die Autorin mich durch ihre Worte gleich für sich einnehmen. Ich kam unheimlich fix in die Story hinein und von Beginn an war ein flüssiger und spannender Schreibstil gegeben. Das Buch wird als "psychologisch" beschrieben und als so dicht und tiefgreifend empfand ich auch die Erzählweise und das Konzept der Geschichte. Hier habe ich nun einen ganz neuen Eindruck von der Autorin bekommen und kann mur sehr gut vorstellen, ein weiteres Jugendbuch von ihr zu lesen.


Eine Entführung, bei welcher die verlorene Schwester nach 13 Jahren zurückkehrt- immer wieder hört und liest man von solchen schrecklichen Geschichten in den Nachrichten. Natascha Kampusch ist dabei einer der bekanntesten Fälle aus den Medien. Hier wird uns eine fiktive Geschichte geboten. Dass sie frei erfunden ist nimmt ihr allerdings kein bisschen Glaubwürdigkeit. Ich war von Anfang an beeindruckt vom Detailreichtum der Geschichte und wie authentisch die Situation geschildert wird. Mit nur wenigen Worten schafft es die Autorin, eine sehr angespannte, bedrohlich wirkende Atmosphäre aufzubauen, bei der man beim Lesen kaum still sitzen kann. Ich liebe Bücher, in denen es eine unterschwellige Spannung gibt, sehr und war deshalb vollkommen in der Story gefangen.

Besonders feinfühlig beschreibt die Autorin Gefühle und Gedanken von Faith. Einmal mehr beweist Cat Clarke, wie gut sie Menschen beschreiben kann und vor allem ihr Innenleben sehr bildlich ausdrückt. Ich habe mich sofort gut mit Faith verstanden, konnte all ihre zwiespältigen Gefühle absolut nachvollziehen und wollte ihr gerne mit Rat und Tat zur Seite stehen, wenn sie wichtige Entscheidungen für sich treffen musste.
Die weiteren Figuren sind allesamt sehr lebendig und kein bisschen stereotypisch, was ich tatsächlich mal unheimlich erfrischend fand. Die Familie von Faith, vor allem ihre Mutter, hat mich an vielerlei Stellen fast in den Wahnsinn getrieben, weil sie zum Teil so geblendet war und sich nur von ihren Gefühlen leiten ließ. Wie sich das Verhältnis zu Laurel entwickelt, ist aus Faith Perspektive natürlich äußerst spannend zu lesen und sehr glaubhaft dargestellt.
Somit konnte ich jeder Figur, ob positives oder negatives, etwas abgewinnen und grübel heute noch häufiger über diese nachwirkende Charaktere.
Einziges Manko ist, dass ich leider schon relativ schnell den richtigen Riecher für die Auflösung hatte und deshalb das große Überraschungs-"Aha" am Ende ausblieb.


Ein äußerst gelungener Spannungsroman mit ganz besonderes Charakteren, einer bedrückenden und sehr spannenden Stimmung und einigen Wendungen. Ich habe Faith Geschichte unheimlich gerne verfolgt und kann dieses Buch jedem Jugendthrillerfan und Liebhabern von Entführungsszenarien ans Herz legen. Ich werde Faith vermissen!





Freitag, 2. September 2016

[Rezension] Letztendlich geht es nur um Dich

Autor: David Levithan
Gebundene Ausgabe
Seitenzahl: 384 Seiten
Teil einer Reihe? Ein zweiter Teil.
Genre: Jugendbuch 
Empfohlenes Alter:12-16 Jahre
Themen: Identität, Liebe, Selbstfindung, Highschool, Gefühle, Schicksal

Preis: 16,99€ (D)

Kaufen? 


Kannst du jemanden wie A lieben, der jeden Tag in einem anderen Körper lebt? ›Letztendlich geht es nur um dich‹ ist die ungewöhnliche und bezaubernde Fortsetzung des SPIEGEL-Bestsellers ›Letztendlich sind wir dem Universum egal‹. David Levithan beschreibt auf eine fesselnde Art und Weise die Geschichte von Rhiannon, die das Geheimnis von A und ihre Liebe zu ihm entdeckt.
Rhiannon liebt ihren Freund Justin, auch wenn der sie in der Schule eiskalt abblitzen lässt. So ist er halt. Und wenn Rhiannon auf der Rückfahrt von der Schule den Radiosender wechseln will, kommt von Justin »mein Auto, meine Musik«. Lädt Rhiannon ihn zu einer Party ein, beschwert er sich, dass sie ihn immer »festnageln« will. 
Eines Tages ist plötzlich alles anders: Justin lässt Rhiannon die Musik aussuchen, er singt aus voller Kehle mit und hört ihr aufmerksam zu. Rhiannon ist überglücklich. Doch dann kommt ein Fremder und behauptet, dass er für einen Tag in Justins Körper gewesen ist…

»Kann es sein, dass der A, in den ich mich verliebt habe, jeden Tag in einem anderen Körper lebt? Aber wenn Glück sich so gut anfühlt, ist es eigentlich egal, ob es tatsächlich echt ist oder nicht.«
(Quelle: Amazon.de/September 2016)
Mein erster Eindruck war hierbei sehr positiv, da der zweite Band optisch ganz wunderbar mit dem Vorgänger harmoniert. Als typisches Mädchen finde ich den pinkigen Ton des zweiten Bandes sogar etwas ansprechender als das dunkle Schwarz des erstes Bandes. Das Design mit den vielen Gesichtern finde ich nach wie vor sehr gelungen und perfekt zur Geschichte passend. Hier hat der Verlag wieder mal ein dickes Lob verdient für diese tolle Gestaltung.
Ich bin schon seit einigen Jahre, seit ich den Autor entdeckt habe, ein bekennender David Levithan- Fan und versuche so viele Bücher wie möglich von ihm in die Finger zu bekommen. Dies liegt einfach an dem unheimlich authentischen Schreibstil des Autors, der mich immer ein wenig an John Green erinnert, und dem tollen Humor, der in den Büchern zu finden ist. Auch bei eher wenig actionreichen Themen hält der Autor in seinen Büchern die Spannung aufrecht und schafft eine meist sehr gefühlsvolle Atmosphäre. So fiebern wir Leser mit den Charakteren mit und sind ganz nah an der Geschichte dran. Für mich ist Levithan einer der ganz Großen, wenn es um spektakuläre Jugendliteratur geht, was ja auch seine Auszeichnungen und Nominierungen für so manchen Literaturpreis wiederspiegeln.
Für alle, die auch vom den ersten Band noch gar nichts gehört haben (was ich für sehr unwahrscheinlich halte) gibt es noch einmal eine ganz kurze Erläuterung der Thematik. A wacht jeden Tag in einem anderen Körper auf und übernimmt an diesem die Rolle des eigentlichen "Besitzers". Nach etlichen Leben, in die A Einblicke erhalten hat, trifft er eines Tages auf Rihannon. Er ist in den Körper ihres Freundes geschlüpft, doch Rihannon bemerkt, dass unter der Fassade jemand anders schlummert...
Ich finde die Idee hinter dieser Geschichte nach wie vor großartig. Eine Kurzbeschreibung, nach der ich Gänsehaut bekam, weil die Thematik so kreativ und einzigartig zu sein schien. Auch nach dem Lesen des ersten Bandes war ich geflasht und habe diesem Buch einen besonderen Platz in meinem Leserherz gegeben. Nun war ich unheimlich neugierig, ob denn ein zweiter Band als Perspektivenwechsel funktionieren kann.
Die Antwort ist ein dickes, fettes "Ja!", denn dieses Buch bietet trotz des gleichen Handlungsverlaufs durch Rihannons Sichtweise eine ganz neue und besondere Geschichte. Da ich unsere Protagonistin von Anfang an als sehr einfühlsam und gefühlvoll erlebt habe, ist ihre Erzählweise der Geschichte ganz anders aufgezogen.
Man bekommt so viele neue Informationen, wie ich es noch nie bei einem Perspektivenwechsel- Buch erlebt habe und ich habe, obwohl ich den Ausgang der Story bereits kannte, noch einmal genauso sehr mitgefiebert. Außerdem ist es spannend zu beobachten, wie A von außen auf andere wirkt und wie schwierig es sein muss, seine abstruse Geschichte zu glauben und ihm zu vertrauen. Allein die Tatsache, dass Rihannon A in dem anderen Körper gespürt hat, zeigt, wie verbunden die beiden von Beginn an waren und von wie viel Schicksal die Story unserer beiden Protagonisten geprägt ist. Wunderschön!
Einer der schönsten zweiten Teile, die einen Sichtwechsel vornehmen. Ich habe keine besonders hohen Erwartungen an dieses Buch gehabt und wurde positiv überrascht mit sehr viel Gefühl, Facettenreichtum und Besonderheit. Gerne mehr, Herr Levithan!