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Freitag, 3. Januar 2020

[Rezension] Sofies Spiegelwelt: Ein Abenteuer ohne Grenzen von Karl-Josef Durwen

Hallo ihr Lieben,

ich starte das neue Jahr neben meinem #20für2020 Post mit einer Rezension. Ich habe bereits im Dezember mit "Sofies Spiegelwelt" begonnen und das Buch nun über die Feiertage fertig gelesen.
Es ist im Gegensatz zu meinen sonstigen Lesestoff eher etwas schwerere Kost, da sich der Autor Karl-Josef Durwen hier, angelehnt an "Sofies Welt" von Jostein Gaarder, mit philosophischen Fragen rund ums Bewusstsein, Raum und Zeit beschäftigt. Wie mir dieser philosophische Exkurs gefallen hat, erfahrt ihr nun viel Spaß! :-)

Autor: Karl-Josef Durwen
Verlag: tredition 
Erschienen am 30.07.2019
Gebundene Ausgabe
Kinderbuch/Sachbuch
Ab 12 Jahren
Originalsprache: Deutsch
300 Seiten
Kindle Edition: 6,90€ (D)
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*Dieses Buch wurden mir als kostenloses Rezensionsexemplar vom Autor zur Verfügung gestellt. Meine Meinung bleibt natürlich dennoch vollkommen ehrlich.*


Rätselhaftes dringt durch ein vermeintliches Computerspiel zunehmend in die Welt der Schwestern Iris (15) und Elena (13) ein: Sie werden in Parallelen zu "Sofies Welt" verstrickt und in die virtuelle Spiegelwelt Ureda versetzt. Die Mädchen verlieren Raum, Zeit und Identität, gewinnen aber eine Sicht der Welt, die Grenzen überwindet und Philosophie, Religion und Naturwissenschaften zusammenführt. Philosophie wird spannend erlebt, gewitzt gespiegelt und zeitgemäß entwickelt. Fantasie wird mit Fakten und Lockerheit mit Anspruch vereint


Der Autor hat mir freundlicherweise die gebundene Ausgabe zur Verfügung gestellt, weshalb sich meine Eindrücke auf diese beziehen.
Das Buch ist schön stabil gebunden und fühlt sich sehr hochwertig an. Mit der gespiegelten Schrift des Titels hat sich der Autor eine schöne Gestaltungsidee einfallen lassen. Das Foto auf dem Cover ist leider nicht so meins, aber insgesamt ist die Aufmachung durchaus gelungen, wobei ich mir auch ein Design, angelehnt an "Sofies Welt", gut hätte vorstellen können.


Die Schwestern Elena und Iris werden durch eine Folge ihrer Lieblingsserie Star-Trek dazu angeregt, sich über den Unterschied zwischen Mensch und Maschine, das Bewusstsein sowie Gefühle Gedanken zu machen. Sie erhoffen sich Antworten im Internet, wobei die Suchmaschine ihnen recht schnell die Website eines gewissen Heurekas vorschlägt, der irgendwie viel mehr über die Mädchen weiß, als eigentlich möglich. Gemeinsam mit Heureka tauchen die beiden Mädchen in spannende Fragen des Seins ein und begeben sich gleichzeitig auf eine abenteuerliche Reise in zurückliegende Zeiten früherer Philosophen.


Erst einmal finde ich die Idee und das Konzept des Buches sehr spannend. Als Kind, vor ca. 8/9 Jahren, habe ich "Sofies Welt" gelesen, da mein Vater sehr von dem Buch schwärmte und ich erste Berührungspunkte mit Philosophie haben wollte. Danach habe ich mich leider nicht mehr intensiver mit den Themen des Buches auseinandergesetzt.
Als ich die Kurzbeschreibung las, kam mir die Geschichte ein wenig wie eine Fortsetzung von Sofies Welt in einer eher zeitgemäßeren, digitalen Variante vor. Dem ist nicht ganz so. Während in "Sofies Welt" eher die Geschichte der Philosophie aufgearbeitet und kindgerecht verpackt wurde, geht es hier um weitaus größere Fragen des menschlichen Seins mit Berührungspunkten aus allen möglichen Disziplinen. Angeregt von der Frage "Mensch oder Maschine?" kommen Elena und Iris zu ganz elementaren Fragen unserer Welt, des Menschseins und was denn eigentlich dieses Bewusstsein ist. Dabei werden auch einige sehr bekannte "klassische" Philosophen einbezogen, ebenso wie Wissenschaftler und Dichter und Denker aller Zeiten. Somit hat mich die Idee des Buches erst mal überzeugt. Mit der Umsetzung hatte ich so meine Probleme.
Ich habe sehr schnell gemerkt, dass ich mich an "Sofies Welt" nicht mehr so gut erinnern konnte und, da sich das Buch nicht mehr in meinem Besitz befindet, ich auch mein Gedächtnis nicht mehr aufrischen konnte. Als Psychologie Studentin fand ich besonders die Abhandlungen über das Bewusstsein und die psychologischen Verknüpfungen spannend, obwohl alles recht schnell eher verworren wurde. Ich sage absolut nicht, dass das am Autor selbst liegt, sondern vermutlich eher an meinem fehlenden philosophischen Grundwissen. An dieser Stelle kam bei mir allerdings die Frage auf, wie Kinder ab 12 Jahren dieses Buch verstehen sollen, wenn schon ich als erwachsene Person so große Schwierigkeiten habe, den Gedankengängen zu folgen.

Das Setting an sich finde ich gut gemacht, Iris und Elena, sind zwei liebenswerte, wissbegierige Mädchen und auch, wenn ich wegen des technischen Stands des Computers und Modems lächeln musste (so wie ich es verstanden habe, gab es bereits eine Version des Buches Anfang der 2000er), hat mir die Idee mit Heureka und der Homepage super gefallen.
Insgesamt muss ich doch leider sagen, dass ich das Buch eher schwierig finde. Ich habe mich auf ein Leseerlebnis wie damals bei "Sofies Welt" gefreut, bei dem ich viel gelernt habe, obwohl es ja "eigentlich" ein Roman war. Hier hat das ganze ca. ab der Hälfte schon sehr starken Sachbuchcharakter und ich hatte das Gefühl, mich durch ein Lehrbuch durchzuarbeiten, statt weiterhin  unterhaltsame, erzählende Literatur in den Händen zu halten. Der Grundgedanke ist spannend und die Idee neuartig und kreativ, die Umsetzung konnte mich als Philosophie-Laien allerdings ab einer bestimmten Stelle nicht mehr abholen und ließ letzendlich mehr Fragezeichen als alles andere zurück.

     

Karl-Josef Durwen hatte die Idee, an "Sofies Welt" anzuknüpfen und in einer neuen, computergestützten Variante zwei Mädchen auf eine Reise gehen zu lassen, hin zu den tiefgründigen Fragen der menschlichen Existenz. Was sehr interessant und schön gemacht anfing, verwob sich leider mit der Zeit zu sehr komplizierten, wissenschaftlichen Abhandlungen, denen ich leider nicht mehr recht folgen konnte. Ob dies dann an meiner Stelle 12+ jährigen Kindern gelingt, wie es die Empfehlung sagt, wage ich zu bezweifeln. Dennoch könnte das Buch für ohnehin Philosophie-begeisterte Personen oder Studierende sicherlich neue Impulse liefern. Für mich war es letztendlich schlichtweg zu kompliziert.