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Samstag, 18. September 2021

[Rezension] Wie ein Schatten im Sommer von Adriana Popescu

Hallo ihr Lieben,

ich habe das neue Jugendbuch von Adriana Popescu druckfrisch gelesen und möchte euch heute gerne meine Meinung dazu berichten. Bisher habe ich ein Buch der Autorin gelesen, "Morgen irgendwo am Meer", und fand es super!
Viel Spaß bei meiner Rezension!

Autorin: Adriana Popescu
Erscheinungsdatum: 13.09.2021
Originalsprache: Deutsch
Genre: Kinder- & Jugendbuch
Ab 14 Jahren
480 Seiten
Broschierte Ausgabe 14,00€ (D), Kindle Edition 9,99€ (D)
Kaufen? Beim Verlag oder in deinem regionalen Buchhandel




*Dieses Buch hat mir der cbt Verlag freundlicherweise als Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt. Meine Meinung bleibt natürlich vollkommen ehrlich.*



Ein Sommer auf dem Land, die erste große Liebe und ein schrecklicher Verdacht

Einen Neubeginn wagen – anderer Ort, andere Leute, alles auf Anfang! Das hofft Vio, als sie mit ihrer Familie in ein kleines Dorf in Süddeutschland zieht. Und als Vio am ersten Tag nicht nur Anschluss an eine nette Clique bekommt, sondern die Pizza auch noch von dem wirklich netten Konstantin gebracht wird, bekommt das Landleben schon mal 5 Sternchen. Bald kann Vio sich gar nicht mehr vorstellen, je etwas anderes gemacht zu haben, als durch leuchtende Maisfelder zu radeln und am sonnenwarmen See zu liegen – den Jungen ihrer Träume neben sich. Wäre da nur nicht die Clique seines großen Bruders Robin mit ihren fremdenfeindlichen Sprüchen, die dann doch einen Schatten ins Sommerlicht werfen. Aber zum Glück hat Konstantin mit denen nichts zu schaffen – oder etwa doch?



Die Aufmachung der hochwertigen Klappenbroschur ist wieder mal äußerst gelungen. Die Gestaltung passt sich den Vorgängern von Adriana Popescu, die ebenfalls im cbt Verlag erschienen sind, an und ist in Schrift und Aufbau ähnlich gehalten. Ich mag an diesem Buch besonders den knallgelben Buchschnitt und das Coverbild, da es die Stimmung des Buches sehr schön einfängt. Einerseits die unbeschwerten Sommerferien auf dem Land, andererseits die grauen Wolken, die sich wie ein Schatten über den Jugendlichen zusammenbrauen - großartig!


Vio zieht von München in das verschlafene Örtchen Walddorf und hat Sorge, keinen Anschluss zu finden. Doch recht schnell freundet sie sich mit einer gleichaltrigen Clique im Ort an und wird vor allem durch Konstantin zum Teil dieser Gruppe. Doch Vios rumänische Herkunft scheint eine größere Rolle zu spielen, als das Mädchen vermutet hat. Immer wieder werden Straftaten in Zusammenhang mit rassistischen Motiven verübt. Die eigentlich so unbeschwerten Sommerferien werden von diesen Aktionen überschattet und Vio muss herausfinden, wem sie trauen kann...

 

Ich finde es beeindruckend und mutig, mit welchem Feingefühl sich Adriana Popescu diesem Thema des Buches angenommen hat. Es würde zu weit führen, das Buch als politisch zu bezeichnen, aber neben der unbeschwerten Sommeridylle ist Rassismus auf jeden Fall ein Leitthema des Buches.
Ich habe sehr mit Vio mitfühlen können, als sie in Walddorf angekommen ist, das so ganz anders ist als München. Ich selbst bin im Dorf aufgewachsen und kennen die Sonnen- und Schattenseiten dieser ländlichen Umgebung.
Adriana Popescu greift Klischees des Dorflebens auf - freiwillige Feuerwehr, jeder kennt jeden und alle sind per Du, es gibt Dorffeste und einen Badesee. All diese Aspekte kenne ich absolut aus meiner Kindheit und Jugend. Dass Rassismus
 auf dem Land eine größere Rolle spielt, schwingt hier so ein bisschen mit, da derartige Motive in größeren Städten womöglich eher untergehen, ob das tatsächlich der Fall ist kann ich nicht beurteilen. Dennoch entsprechen viele Aussagen in diesem Buch der Realität und auch die Autorin selbst erwähnt im Nachwort, von einigen der genannten rassistischen Äußerungen betroffen gewesen zu sein.
Ich habe diese interessante Mischung aus leichter Sommerlektüre und ernstem Einschlag sehr gemocht. Es sind Sommerferien, Vio kommt ins Abschlussjahr und freundet sich mit Konstantin und der Clique an. Schauplätze wie der Badesee, durch die Felder zu radeln oder im Tennisclub was zu essen, haben mir absolute Sommergefühle beschert. Schwerere Themen, wie die Angriffe auf z. B. das Flüchtlingsheim, oder Vios Geheimnis aus der Vergangenheit, haben für Spannung gesorgt und einen Schatten auf Walddorf geworfen, aber nicht zu sehr, als dass die schönen Seiten des Lebens nicht noch genug Platz haben.

Die Figuren sind wieder einmal herausragend gezeichnet. Vio mochte ich sehr, sehr gerne und konnte ihre Gefühls- und Gedankenwelt total gut nachvollziehen. Sie war für ihr Alter schon sehr reif und insbesondere in Bezug auf Konstantin war ihre innere Zerrissenheit greifbar. Mit Konstantin hatte ich ein bisschen meine Probleme. Einerseits kenne ich es auch, die eigene Meinung zurückzuhalten oder in der Masse unsichtbar zu werden, andererseits hat er in Bezug auf Vio manchmal in meinen Augen zu schüchtern oder rückgratlos gehandelt. In seinem Alter wahrscheinlich ganz normal, aber ich hätte es mir für Vio anders gewünscht. Die Freundesclique steht im Mittelpunkt der Geschichte und sowohl Holger, als auch die anderen haben mir gut gefallen. Mein geheimer Liebling war definitiv Mone, aber auch Robin mochte ich gerne. Die Figuren sind das Herzstück der Geschichte und sind während des Lesens förmlich lebendig geworden. "Leider" auch die nicht so sympathischen Charaktere, aber dafür hatten sie eine erschreckende Tiefe und Authentizität. 

Der Verlauf der Handlung war locker, und dennoch spannend. Es passiert ziemlich viel und einige interessante Wendungen bringen ganz schön Wirbel in den kleinen Ort. Besonders die letzten 100 Seiten haben mir richtig gut gefallen und die Geschichte atemlos zu einem zufriedenstellenden Ende gebracht. Das Nachwort der Autorin finde ich auch richtig platziert, um die Inhalte des Buches und den Realitätsgehalt einordnen zu können. Als Schullektüre würde sich die Geschichte in meinen Augen auch wunderbar eignen.

 

Adriana Popescu schlägt mit diesem neuen Jugendroman wieder ein mal etwas ernstere Töne an und beschert uns nicht nur unbeschwerte Sommerstunden auf dem Land, sondern regt definitiv zum Nachdenken über ernstere Themen wie Ausländerfeindlichkeit und Toleranz an. Ich habe diese Mischung sehr gerne gemocht und auch nach dem Lesen noch länger über die Geschichte nachgedacht. Fans der Autorin müssen dieses Buch auf jeden Fall lesen, aber auch allen anderen, vor allem jüngeren Leser*innen innerhalb der Zielgruppe, kann ich diese Geschichte absolut ans Herz legen!

Alles Liebe
 

Vielen herzlichen Dank an den cbt Verlag und das Bloggerportal für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars!