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Sonntag, 26. Februar 2023

[Rezension] Die Einsteins und der geheimnisvolle Turm von Ben Guterson

Hallo ihr Lieben,

vor ein paar Jahren habe ich mit der "Winterhaus"-Trilogie von Ben Guterson einen richtigen Bücherschatz für mich entdeckt. 

Nun hat der Autor mit "Die Einsteins und der geheimnisvolle Turm" ein neues Werk der Jugendliteratur herausgebracht und ich habe für euch testgelesen, ob dieser neue Einzelband an die wunderbare "Winterhaus"-Trilogie heranreicht. Viel Spaß dabei!


Autor: Ben Guterson
Verlag: Freies Geistesleben
Originalsprache: Englisch 
Originaltitel: The Einsteins of Vista Point
Kategorie: Jugendbuch
Altersempfehlung: Ab 12 Jahren
Einzelband
285 Seiten
Gebundene Ausgabe 20,00€ (D), Kindle Edition 16,99€ (D)
Kaufen? Beim Verlag oder in deinem regionalen Buchhandel 


*Dieses Buch hat mir der Verlag freundlicherweise als Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt. Meine Meinung bleibt dennoch vollkommen ehrlich.*


Ein mysteriöser Turm, ein Mädchen mit einem Geheimnis und jede Menge knifflige Rätsel

Zack zieht mit seinen Eltern und Geschwistern nach Vista Point, einer abgelegenen Kleinstadt. In der unbekannten Umgebung sucht die Familie einen Neuanfang. Die neue Heimat liegt in einer Gegend mysteriöser Orte: Es gibt versteckte Seen, geheime Höhlen mit Botschaften und jenen großen Turm, der Zack und seine Geschwister magisch anzieht. Vor allem, als sie dort eine kryptische Botschaft entdecken. Als beim Turm auch noch die unbekannte und doch seltsam vertraute Ann auftaucht, beginnt ein fesselndes Abenteuer, bei dem Zack mehr als ein Rätsel lösen muss… (Quelle: geistesleben.de/Februar2023)


Das Cover ist wieder mal typisch Verlag Freies Geistesleben sehr minimalistisch und geschmackvoll. Ich mag die eher zurückgenommenen Gestaltungen des Verlages sehr, da sie genau das vermitteln, was die Bücher sind: besondere Geschichten mit Klasse. Der Turm spielt eine zentrale Rolle in der Geschichte, und passend zum Cover gibt es auch im Buch selbst wunderbare schwarz-weiß Abbildungen. Insgesamt wieder eine sehr gelungene Aufmachung, die mich perfekt auf Zacks Geschichte eingestimmt hat.


Wir begleiten hier Familie Einstein, die nach dem tragischen Unfalltod ihrer Tochter einen Neuanfang wagen und in dem kleinen Örtchen Vista Point am Wald ein B&B eröffnen wollen. Die vier Kinder erkunden mit Begeisterung die Gegend und finden in der Umgebung des neuen Zuhauses nicht nur den verlassenen Turm, sondern auch das ein oder andere Rätsel, das sie in die Vergangenheit des Turms und Vista Points zurückführt...



Die Geschichte hat bereits vielversprechend begonnen und mich atmosphärisch von Anfang an abgeholt. Ich habe es genossen, diesen neuen Ort und das renovierungsbedürftige Haus gemeinsam mit Zack und seiner Familie zu erkunden. Durch Protagonist Zack sind wir getrieben von kindlicher Neugier, sodass der 11-jährige hinter jeder Ecke ein Geheimnis oder Abenteuer vermutet. So auch, als er allein die Gegend rund um den Turm entdeckt und dabei ein junges Mädchen aus der Gegend trifft. Ann und er untersuchen gemeinsam den Turm auf seine Geheimnisse und stoßen auf Rätsel der Vergangenheit. Dabei ist Ann jedoch recht zurückhaltend, was ihre Herkunft und Lebenssituation angeht. Die beiden treffen sich immer wieder und es entwickelt sich eine zarte Freundschaft. Nicht zuletzt, da Ann Zack ein bisschen an seine verstorbene Schwester Susan erinnert...

Es macht einfach richtig viel Spaß, Zack bei diesem Neuanfang zu begleiten. Der Autor verpackt in dieser erst mal sehr alltäglich klingenden Geschichte eine Menge Themen, die eher etwas für ältere Kinder sind. So wird die Trauerbewältigung rund um Susan zum Thema gemacht, es geht um Zusammenhalt, Geschwisterliebe und auch Abschied nehmen und die Suche nach dem eigenen Platz in der Welt. Das alles unter dem Gerüst einer wunderbaren Familiengeschichte, denn die Einsteins sind herzallerliebst und zeigen, wie ehrlich, offen und herzlich das Leben in einer aufgeweckten Familie sein kann.

Plot: Die Geschichte ist eher ruhig erzählt, was man mögen muss. Generell muss ich sagen, dass in meinen Augen etwas weniger passiert ist, als in der "Winterhaus"-Trilogie, und sich deshalb möglicherweise, auch wegen der ernsteren Themen, an ein etwas älteres Publikum richtet. Zwischendrin gibt es einige Zeitsprünge von jeweils einigen Wochen, sodass wir die Familie über einige Monate begleiten und auch die Renovierung des Hauses miterzählt wird. Das hat mir gut gefallen, weil wir tiefe Einblicke in die Dynamik der Familie bekommen, und auch welche
Herausforderungen sich während des Aufbaus des B&Bs stellen. Für meinen Geschmack hätte die Handlung dennoch etwas straffer erzählt sein können, besonders der Handlungsstrang rund um Ann und Zack. Hier war ich schon sehr früh auf der richtigen Fährte, was die Entwicklung ihrer Bekanntschaft angeht, und wurde deshalb sehr lange hingehalten. Auch die jüngeren Leseratten brauchen hier einen langen Atem. Was ich allerdings sehr mochte, war die ausführliche Auflösung der Rätsel des Turms, sodass man gut mitraten konnte und die Auflösung spannend und plausibel war. Es hätten allerdings gerne mehr Rätsel sein können. Während die "Winterhaus"-Trilogie immer wieder neue Spuren und Rätsel hat, gibt es hier eigentlich nur zwei kleine Rätsel, um die es die ganze Zeit geht. Was das angeht, finde ich die Beschreibung des Buches nicht ganz zutreffend.


Figuren: Ein großer Pluspunkt der Geschichte sind die Charaktere. Zack ist ein sehr sympathischer kleiner Freigeist, den ich gerne begleitet habe. Er ist neugierig, clever und emotional, was ich richtig schön fand. Auch seine Geschwister, von denen wir viel
mitbekommen, waren besondere Figuren. Sie sind alle von ihren Charakterzügen und Hobbies her ganz unterschiedlich, aber fördern sich gegenseitig und halten zusammen wie Pech und Schwefel. Die ganze Familie Einstein ist ein tolles Familienmodell für die Leserschaft, und hat mich sehr berührt. So viele andere Figuren gibt es auch gar nicht. Wir haben Zacks neue Freundin Ann, und einige Nachbarn und Menschen aus der Gegend, die am Rande eingeführt werden und manche Auftritte haben. Doch die Figuren stehen nicht großartig im Fokus und haben eher kleine Rollen, ebenso wie eine Kommune im Wald, die ihren Platz in der
Handlung einnimmt. 


Ende: Wie beschrieben war das Ende für mich nicht sehr überraschend, das kann aber natürlich bei jüngeren Lesern ganz anders sein. Die Auflösung der Rätsel habe ich allerdings nicht kommen sehen. Bei Ben Gutersons Werken kann man immer mit kleineren Twists rechnen, was ich sehr mag. So hat sich die Handlung nur etwas zu lang gezogen, bevor es zum gelungenen Finale kam.



Ben Guterson knüpft mit "Die Einsteins und der geheimnisvolle Turm" an die Atmosphäre und authentischen Figuren der "Winterhaus"-Trilogie an, doch sein neues Werk kommt nicht ganz daran heran. Dafür gab es für meinen Geschmack zu wenige Rätsel und eine etwas langatmige Handlung. Hier setzt der Autor eher auf eine emotionale Komponente, sodass Trauerbewältigung hier jugendgerecht eingewoben wurde. Wer Lust auf eine stimmungsvolle Familiengeschichte mit ein bisschen Rätseln hat, der sollte hier zugreifen und mit Zack auf Erkundungstour gehen.


Alles Liebe








Vielen herzlichen Dank an den Verlag Freies Geistesleben für die freundliche Bereitstellung des Rezensionsexemplars!