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Dienstag, 25. Juni 2024

[Rezension] Die letzte Heldin von Emily Tesh

Hallo ihr Lieben,
nach meiner großen Liebe zu "Aurora" von Amie Kaufman und Jay Kristoff sowie Becky Chambers' "Wayfarer" Reihe habe ich mich wieder an eine Space Opera gewagt. Heute erzähle ich euch, wie mir "Die letzte Heldin" von Emily Tesh gefallen hat - viel Spaß!


Autorin: 
Emily Tesh

Verlag: Heyne Verlag
Originalsprache: Englisch
Originaltitel: Some desperate Glory
Übersetzung: Nina Lieke
Kategorie: Science Fiction/ Space Opera
Einzelband
560 Seiten
Taschenbuch 18,00€ (D), E-Book 9,99€ (D)
Kaufen? Beim Verlag oder in deinem regionalen Buchhandel


*Dieses Buch hat mir der Heyne Verlag freundlicherweise als Rezensionsexemplar über das Bloggerportal zur Verfügung gestellt. Meine Meinung bleibt natürlich vollkommen ehrlich.*


Seit die außerirdischen Majoda die Erde zerstört haben, gibt es nur noch wenige Orte in der Galaxis, die ausschließlich von Menschen bewohnt werden. Einer davon ist die Raumstation Gaea, die Heimat der jungen Kyr. Sie ist die beste Kämpferin ihres Jahrgangs, und sie kennt nur ein Ziel: Rache für die Vernichtung der Erde zu nehmen. Doch als sie in die Kinderstation Gaeas befohlen wird, um für den Rest ihres Lebens Babys zu bekommen, und ihr Bruder auf eine Selbstmordmission muss, wird Kyr klar, dass das Oberkommando einen Fehler gemacht hat. Sie flieht von Gaea und macht sich auf die Suche nach ihrem Bruder – und muss dabei feststellen, dass alles, was sie über die Galaxis, die Menschheit und die Majoda zu wissen glaubte, eine Lüge ist … (Quelle: penguin.de/ Juni2024)



Das Cover gefällt mir sehr gut. Ich musste bei der Illustration auf dem Cover direkt an "Die Tribute von Panem" denken. Was nicht ganz so aufgegriffen wird ist das Weltraum-Setting, es könnte sich hier auch um einen Militärroman handeln. Hier finde ich das Originalcover etwas passender. Ich mag aber unsere deutsche Ausgabe auch gerne und finde vor allem das Preis-Leistungsverhältnis hier gelungen.


Kyr ist eine der besten Kämpferinnen auf der Raumstation Gaea und eine der letzten Hoffnungen der Menschen. Seitdem die Erde zerstört wurde, tut die Station alles, um die Menschen am Leben zu erhalten und die feindlichen Majoda zu bekriegen. Doch als Kyr nicht der Einheit zugeteilt wird, die sie sich erhofft hat, und ihr Bruder plötzlich verschwindet, begibt sie sich auf eine ganz eigene Mission, die ihr Weltbild nachhaltig erschüttern wird...



Ich bin recht unerfahren im Science Fiction Genre, aber mag diese Geschichten hin und wieder sehr gerne, weil sie mich in Welten entführen, die neu und fremd sind, aber dennoch nicht völlig aus der Fantasie gegriffen wirken. Auf dieses Buch bin ich aufmerksam geworden, da es im Englischsprachigen Raum recht beliebt war und auch von den Buchboxen dort herausgebracht wurde. Das Marketing der deutschen Übersetzung war recht zurückhaltend, sodass ich nur durch Zufall davon erfahren habe.

Wir begleiten hier Kyr zuerst auf der Raumstation Gaea, den Einstieg fand ich ziemlich stark. Die Menschheit, oder das, was von ihr übrig ist, hat sich hier ein sehr kleines Zuhause aufgebaut, es gibt sehr begrenzte Ressourcen und alles ist auf Produktivität und Militär ausgerichtet. Der Nachwuchs wird bewusst herangezüchtet und "gute Gene" zusammengetan, um die besten Krieger hervorzubringen. Kyr hat sich der Mission von Gaea komplett verschrieben, ist vollkommen diszipliniert und wertet alles und jeden ab, der nicht spurt. Erst sehr langsam und im Laufe der Geschichte merkt sie, dass es vielleicht mehr im Leben gibt, als sie bisher dachte.

Der Plot der Geschichte ist sehr schwierig zu greifen, hat viele Irrungen und Wirrungen und konnte mich oft überraschen. Trotzdem ist der Anspruch recht hoch würde ich sagen, ich als Sci-Fi Neuling war öfter mal überfordert von der Komplexität der Geschichte, den Plotsprüngen und der Erzählweise. Das kommt hauptsächlich durch den Schreibstil der Autorin, den ich manchmal etwas unintuitiv fand und mir mehr Erläuterungen gewünscht hätte. So blieben einige Passagen sehr wirr und meine Motivation weiterzulesen litt zwischendurch etwas. Als wäre die Space-Handlung nicht schon komplex genug, führt die Autorin gewisse Handlungen auch immer wieder auf die Themen der Diversität und Queerness zurück, was ich auch manchmal unpassend fand. Dass die Geschichte durchgängig gegendert ist, fand ich für meinen Lesefluss eher störend.

Kyr ist eine Antiheldin, wie sie wortwörtlich im Buch steht. Die Autorin hat unsere Protagonistin hier sehr gut gezeichnet, ich fand es absolut ätzend, wie sie die Menschen um sich herum behandelt und wie starrsinnig sie durchs Leben geht. Umso schöner zu beobachten ist ihre Heldenreise im Laufe der Geschichte, die realistisch langsam vorangeht. Die anderen Figuren in der Geschichten haben meist eher einen Randauftritt, lediglich zwei bis drei andere Charaktere sind ebenfalls ausschlaggebend für den Plot. So haben wir einen Majo, den ich besonders zu Anfang extrem niedlich fand, und Kyrs Bruder Magnus sowie den ITler Avi. Durch Kyrs sehr dominante Art haben die anderen Figuren nicht ganz den Raum, den ich mir für sie gewünscht hätte. Beziehungen zwischen den Figuren wurden recht zart und authentisch beschrieben, was mir gefallen hat. Der Fokus wird manchmal durch den wirren Plot etwas davon weggelenkt, aber grundsätzlich war das eine Stärke der Geschichte. Was mir etwas fehlte, war dagegen die emotionale Nähe zu den Figuren und das Mitfühlen mit diesen. Ich vermute, dass es am Schreibstil und der sich überwerfenden Handlung lag, dass manches einfach zu schnell ging und deshalb nicht fühlbar wurde. 

Zum Ende nehme ich nichts vorweg, ich würde aber sagen, dass es mich recht zufriedenstellend zurückgelassen hat. Letztendlich war das Buch nicht ganz das Highlight, das ich mir erhofft hatte und bleibt hinter anderen Favoriten dieses Genres zurück. Es hat aber durchaus seine guten Momente und könnte vor allem denjenigen gefallen, die in dem Bereich schon bewanderter sind.


"Die letzte Heldin" ist eine ungewöhnliche Space Opera mit einer absoluten Anti-Heldin als Protagonistin. Der Plot hat viel Potenzial, blieb aber durch eine recht wirre Erzählweise hinter meinen Erwartungen zurück. Vielleicht ist dieses Werk gerade für eingefleischte Sci-Fi Fans das richtige, mich hat es insgesamt etwas überfordert und deshalb auch emotional nicht wirklich erreichen können.


Alles Liebe





Vielen herzlichen Dank an den Heyne Verlag und das Bloggerportal für die freundliche Bereitstellung des Rezensionsexemplars!