Hallo ihr Lieben,
die Jahreszeit, wo man sich schon früh abends auf der Couch einkuscheln kann, es früh dunkel wird und der Tee in der Tasse dampft, ist für mich absolute Lesezeit. Nicht selten greife ich zu einem Thriller, um spannende Stunden in gemütlicher Atmosphäre zu verbringen. Deshalb habe ich heute meine Rezension von "Wer zuletzt lügt" für euch, das ich am letzten Wochenende beendet habe. Ganz viel Spaß bei meiner Rezension dieses Psychothrillers.
Autorin: Laurie Elizabeth Flynn Erscheinungsdatum: 28.01.2021
Original: Englisch ("Last girl lied to")
Übersetzerin: Stefanie Frida Lemke
Jugendbuch/Psychothriller
Ab 14 Jahren
432 Seiten
Broschierte Ausgabe 15,00€ (D), Kindle Edition 4,99€ (D)
*Dieses Buch hat mir der Carlsen Verlag freundlicherweise als Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt. Meine Meinung bleibt natürlich dennoch vollkommen ehrlich.*
Ein fesselnder Psychothriller, auf wechselnden Zeitebenen erzählt – bald weißt du nicht mehr, wem du noch trauen kannst...
Als Fiona die Außenseiterin Trixie kennenlernt, ist sie sofort von ihr fasziniert: immer mit neuen Haarfarben, neuen Outfits, neuen Ideen. Fiona verbringt ihre Zeit fast nur noch mit Trixie und ordnet sich ihr vollkommen unter. Dennoch hat sie das ungute Gefühl, nie ganz schlau aus ihr zu werden.
Und Fiona hat noch ein anderes Problem: Sie ist unsterblich in Beau verliebt – obwohl dieser sich vollkommen zurückgezogen hat, seit sein Bruder Toby vor einem Jahr auf mysteriöse Weise verschwunden ist und für tot erklärt wurde.
Gefangen im Netz der Intrigen: Was ist Wahrheit – was ist Lüge?
Dann verschwindet eines Nachts auch Trixie. Es gibt einen angeblichen Zeugen, der gesehen hat, wie sie ins Meer gegangen ist, immer tiefer, und ihr Tod wird als Selbstmord deklariert. Fiona kann das nicht glauben. Sind Trixie und Toby vielleicht beide noch am Leben und irgendwo zusammen? Und welche Rolle spielt Trixies Ex-Freund, der geheimnisvolle Jasper? Fiona fängt an nachzuforschen – und deckt nach und nach eine Lüge nach der anderen auf … Wem kann sie überhaupt noch trauen? Wer ist tot – und wer lebt? (Quelle: CarlsenVerlag/Februar2021)
Die Gestaltung des Psychothrillers gefällt mir sehr und hat mich auch in der Verlagsvorschau direkt angesprochen. Obwohl die Aufmachung an sich recht schlicht ist, gefällt mir die lückenhafte Schrift des Titels und der Kontrast der knalligen Lippen zum blassen Grau des Hintergrunds. Durch den roten Mund bekommt das Buch auch einen modernen Look und ich habe mich ein bisschen an "Pretty little liars" erinnert gefühlt, was thematisch natürlich auch super zusammenpasst. Außerdem möchte ich hervorheben, dass ich den Preis des Buches für eine wertige Broschur absolut angemessen finde und der Carlsen Verlag weiterhin nachvollziehbare Preise hat.
Fiona und Trixie sind beste Freundinnen und verbringen die meiste Zeit miteinander. Doch nach einer ihrer heiß ersehnten Highschool Parties ist Trixie danach spurlos verschwunden und wird für tot erklärt- Selbstmord. Fiona kann nicht glauben, dass ihre Freundin so etwas getan hätte und begibt sich gemeinsam mit einem Mitschüler auf Spurensuche. Dabei kommen ungeahnte Lügen und Geheimnisse ans Tageslicht, und Fiona muss sich fragen, ob sie Trixie tatsächlich so gut kannte, wie sie gedacht hat...
Ich habe dieses Buch unbedingt lesen wollen, weil bei mir sofort die Alarmglocken angehen, wenn ich Stichworte wie "Lügen", "Intrigen", "Geheimnisse" oder "rätselhaftes Verschwinden" lese. Genau solche Thriller sprechen mich nach wie vor sehr an und ich liebe es, gemeinsam mit den ahnungslosen Protagonisten*innen auf die Suche nach der Wahrheit zu gehen. Deswegen war auch hier sofort klar: "Wer zuletzt lügt" muss bei mir einziehen.
Der Anfang der Geschichte hat mir direkt gut gefallen, weil wir durch zwei verschiedene Zeitstränge einerseits Fiona bei der Suche nach Trix
ie begleiten, durch Rückblenden aber auch die Beziehung der beiden zueinander und ihre Freundschaft kennenlernen. Diese Lösung der Autorin fand ich gelungen und spannungsreich. Am Anfang hatte ich ein paar mal das Problem, nicht zu wissen, in welcher Zeit ich mich aktuell befinde, aber das hat sich spätestens nach den ersten hundert Seiten gelegt.
Der Schreibstil der Autorin ist flüssig und unkompliziert. Ich habe mich schnell in der Geschichte zurechtgefunden. Die Jugendsprache war gut in Szene gesetzt, ohne zu übertrieben zu wirken und ich fand die Dialoge für 18-jährige angemessen.
Etwas verwundert war ich allerdings über die Themen, die bei den Mädchen im Fokus stehen. Dass die Collegewahl ein heißes Thema ist und viel Party gemacht wird, konnte ich total nachvollziehen, aber dass sich die Gedanken und Sorgen der Mädchen fast ausschließlich um Liebeleien drehen und "ihre große Liebe" fand ich in dem Alter etwas unreif. Solche Schwärmereien hätte ich persönlich eher in die Spanne von 14-15 Jahren eingeordnet, was aber wiederum zur Zielgruppe des Buches passt. Deshalb ist das auch kein richtiger Kritikpunkt, aber ich habe einige Male die Stirn gerunzelt, wenn es um Verrat, Eifersucht und Liebe ging, und die Jugendlichen für ihr Alter doch recht kindlich und überdramatisch agierten.
Der Spannungsaufbau ist hier sehr gelungen und passend für einen Thriller. Erst einmal wurde ich am Anfang durch Trixies Verschwinden und die Recherche gepackt, danach durch kleine Häppchen an neuen Informationen und Geheimnissen bei der Stange gehalten. Da dadurch viel Nervenkitzel entsteht, waren die Rückblicke auf Fionas und Trixies Freundschaft sogar manchmal schon eher bremsend, da ich gerne wissen wollte, was Fiona als nächstes über ihre Freundin erfährt.
Ein Element, was mir nicht so gut gefallen hat, ist der starke Fokus auf den Liebesbeziehungen. Fiona hat einen Schwarm, den sie bereits seit mehreren Jahren toll findet und der immer wieder auftaucht. Weiterhin gibt es eine Art Affäre oder Liebesbeziehung mit einem Mitschüler, was ich als störend empfand, da so die Spurensuche verzögert wurde. Am Ende sind alle Figuren wichtig für die Handlung und sorgen für etwas mehr Tiefe, aber im Nachhinein musste ich doch feststellen, dass ich die Passagen eher überflogen habe.
Die starke Gewichtung der Liebesbeziehungen hat mich auch etwas zweifeln lassen, ob ich die Beziehung "Psychothriller" passend finde. Einerseits durch Trixies Verschwinden schon, aber das ganze wird immer wieder etwas unterbrochen durch viel Highschool Drama, Flirts und "Liebt er mich oder nicht?" Herzschmerz. Vielleicht liegt es schlussendlich daran, dass ich nicht mehr zur Zielgruppe des Buches gehöre, aber an einigen Stellen war es mir daher zu kindlich und unreif.
Die Figuren des Buches haben mir an sich gut gefallen. Fiona war eine spannende Protagonistin, die erst durch Trixies Verschwinden die Freundschaft und sich selbst reflektiert. Sie hat ein für ihr Alter recht typisches Selbstwertproblem und versucht immer wieder, sich den schönen, beliebten Highschool Mädchen anzupassen und unterzuordnen. In Trixie hat sie eine dominante Freundin gefunden, die ihr aber viel Halt und Akzeptanz gespendet hat, wodurch ein großes Abhängigkeitsverhältnis entstanden ist. Fiona ist ein gut gewählter Charakter, weil sie Mädchen in diesem Alter Identifikationspotenzial bietet und eine starke Entwicklung hinlegt. Trixie ist ebenfalls ein spannender Charakter und der Inbegriff einer toxischen Freundin. Hier ist die Autorin sehr sensibel an das Thema herangetreten und hat sehr anschaulich gemacht, wie Fiona nach dem Ende der Freundschaft sich selbst erst mal Stück für Stück wiederfinden muss. Neben diesen beiden starken Hauptfiguren gibt es noch einige relevante Nebenfiguren, die aber insgesamt nicht nachhaltig in Erinnerung geblieben sind. Dort hätte die Autorin noch etwas mehr Tiefe aufbauen können, um die Suche nach Verantwortlichen noch schwieriger zu gestalten.
Mit dem Ausgang der Geschichte habe ich in der Form nicht gerechnet, sodass ich ein bisschen überrascht werden konnte. Was die involvierten Figuren betrifft, wird man recht schnell auf die richtige Fährte geführt, aber wegen der jüngeren Zielgruppe ist das auch absolut in Ordnung. Alles in allem konnte ich das Buch mit einem zufriedenen Gefühl zuschlagen.
"Wer zuletzt lügt" ist in erster Linie ein Psychothriller, der sich an Jugendliche im Schulalter richtet. Es werden Themen wie die erste Liebe, Eifersucht und Freundschaft angesprochen, mit denen sich 14-jährige gut identifizieren können. Durch die Highschool Thematik ging mir persönlich der Fokus auf Trixies Verschwinden etwas unter und die an sich spannende Suche nach Hinweisen wurde immer wieder durch andere Themen unterbrochen. Die unterschiedlichen Zeitstränge tun der Geschichte gut, ebenso wie die sensible Aufbereitung des Themas der toxischen Beziehung und Fionas Entwicklung hin zur starken Protagonistin. Somit war dieses Leseerlebnis für mich mit einigen Pros und Contras durchwachsen, aber insbesondere jüngere Leser*innen sollten gefallen an diesem Thriller finden.
Alles Liebe
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