Dienstag, 23. Juli 2024

[Rezension] When The Moon Hatched: Die Auserwählten von Sarah A. Parker

Hallo ihr Lieben,

ich bin ja bekanntermaßen anfällig für Hypes, weil ich oft mit der Meinung der Buchcommunity übereinstimme und schon so manches Lieblingsbuch gefunden habe, wie zuletzt Fourth Wing. Das Thema Drachen ist seit Rebecca Yarros in aller Munde, sodass ich auch davon angefixt werde. Somit musste auch "When the Moon hatched" bei mir einziehen und ich habe herausgefunden, ob mich hier das nächste gehypte Drachenbuch in seinen Bann ziehen kann. Viel Spaß bei meiner Rezension!


Autorin: Sarah A. Parker
Verlag: Penguin
Originalsprache: Englisch
Übersetzung: Franca Fritz, Heinrich Koop, Kerstin Fricke , Christine Heinzius, Mo Zuber
Kategorie: Fantasy/ High Fantasy
Erster Band der "Moonfall" Serie
880 Seiten
Gebundene Ausgabe 24,00€ (D), E-Book 16,99€ (D)
Kaufen? Beim Verlag oder in deinem regionalen Buchhandel


*Dieses Buch hat mir der Penguin Verlag freundlicherweise als Rezensionsexemplar für eine Leserunde auf Lovelybooks zur Verfügung gestellt. Meine Meinung bleibt natürlich vollkommen ehrlich.*



Raeve kennt nur ein Ziel: Als Mitglied der Rebellion hat sie geschworen, bis zu ihrem letzten Atemzug zu kämpfen. Als ihre beste Freundin bei einem grausamen Attentat stirbt, ist Vergeltung alles, woran sie denken kann. Doch als sie sich im ausweglosesten Gefängnis wiederfindet, steht plötzlich Kaan vor ihr. Der mächtige Herrscher, der all das verkörpert, was Raeve verabscheut – und dessen Drache ihr doch das Leben rettet. In Kaans dunklen Augen verbergen sich Abgründe, und Raeve spürt, dass ihr Kampf um die Freiheit unweigerlich mit ihm verbunden ist … (Quelle: penguin.de/Juli2024)



Der Verlag preist die Gestaltung des Buches besonders an und mit "wunderschön veredelt" haben sie absolut nicht übertrieben. Ich hätte mir als i-Tüpfelchen noch einen Farbschnitt gewünscht, aber ansonsten ist das Buch ein Traum - von illustrierten Buchdeckeln, über Silberfolierung auf dem Schutzumschlag, bishin zu Illustrationen im Buch ist alles dabei. Das Buch ist für seine 880 Seiten sehr dünn, was daran liegt, dass das Papier extrem dünn ist, und dadurch etwas anfälliger für Risse. Eine sehr schöne Ausgabe, die ich gerne zur Hand genommen habe.



Raeve ist Kopfgeldjägerin in Fade, wo es vor Halunken und Schwerenötern nur so wimmelt. Als ein Attentat verübt wird, schwört sich Raeve Rache und erntet auch direkt die Quittung dafür, sodass sie sich im Verlies wiederfindet. Ein geheimnisvoller Unbekannter rettet sie, und Raeve weiß nicht, mit wem sie es zu tun hat. Langsam kommen Wahrheiten ans Licht, mit denen Raeve niemals gerechnet hätte, und die sie tief in ihre Vergangenheit zurückwerfen...


Wo fange ich am besten an? Wir haben es hier mit einem echt dicken Fantasywälzer zu tun, der alles mitbringt, was man sich unter Highfantasy nur vorstellen kann: Eine große, komplexe Welt voller übernatürlicher Wesen und magischer Fähigkeiten, eine eiskalte Heldin, die nach Rache sinnt und eine Liebe, die nicht sein soll.

Ich hatte so meine Probleme in die Welt hineinzufinden, weil es wirklich sehr komplex zugeht und die Autorin sich nicht damit aufhält, das Worldbuilding groß zu beschreiben. Es gibt hier sehr viel "Show, don't tell", was ich grundsätzlich gut finde, aber hier wurde etwas wenig erklärt. Beispielsweise gibt es viele Fabelwesen, die benannt werden und nicht näher ihr Aussehen beschrieben wird. Dazu muss man hinten ins Glossar blättern, wo dann eine prägnante Beschreibung der Begrifflichkeiten und Wesen aufgeführt ist (ohne das Glossar wäre ich verloren gewesen!).
Viele der Begriffe und Wesen fand ich spannend und schön gewählt, anderes war etwas unnötig, sodass ich den Eindruck hatte, die Autorin wollte unbedingt neue Wörter etablieren, wo es bereits gute Begriffe gibt (z.B. wird hier die Nacht immer mit "Schlummer" beschrieben). 

Das Erzähltempo ist sehr gemächlich, die Autorin nimmt sich viel Zeit für intensive Beschreibungen der Situation, Umgebungsfaktoren und der Gefühlswelt der Figuren. Das ist persönlicher Geschmack, aber ich mag zu langwierige Beschreibungen nicht so gern, wenn darunter das Erzähltempo leidet. So ging es mir hier leider, da auf den ersten 200 Seiten gefühlt kaum etwas passierte, ich aber wusste, wie jeder Winkel eines Gebäudes aussah. Dies zieht sich durch das gesamte Buch, was für Fans von charakterbasierten und epischen Fantasygeschichten bestimmt lohnend ist, leider meinen Geschmack aber verfehlt hat. Das Gefühl war etwas wie bei Nevernight von Jay Kristoff, wenn ihr das mochtet vom Stil her, wird euch dieses Buch bestimmt auch gefallen.

Der Schreibstil der Autorin hat mir gut gefallen, sie findet sehr schöne, bildhafte Worte und kann wunderbar Emotionen verpacken, was ein großer Pluspunkt der Geschichte ist. So gibt es recht am Anfang des Buches eine sehr emotionale Abschiedsszene, bei der ich Gänsehaut hatte, so greifbar war die Trauer der Protagonistin. Manchmal wurde es mir zu metaphorisch und verschachtelt, was natürlich auch an der Übersetzung liegen könnte, aber auch das ist Geschmackssache. Wenn die Autorin das Erzähltempo gestrafft hätte und mehr Dynamik aufgekommen wäre, wäre das wunderbar gewesen. Was noch erwähnt werden sollte ist, dass es in der Geschichte sehr brutal zugeht und auch Kampfhandlungen, Wunden etc. recht detailliert beschrieben werden, das ist vielleicht für den einen oder anderen relevant.

Die Figuren sind in dieser eher charakterbasierten Geschichte das Herzstück und sind auf jeden Fall besonders. Die Autorin kann sehr gut Tiefe in Charakteren entstehen lassen. Die Kapitel sind meistens (vor allem zu Beginn) aus der Sicht von Raeve erzählt, später kommen noch einige weitere Erzählperspektiven hinzu. Eine weitere Besonderheit stellen Tagebucheinträge dar, die später zur Haupthandlung beitragen. Besonders zu Beginn mochte ich Raeve als Badass Protagonistin und kaltblütige Kämpferin sehr gerne. Sie ist Typ "harte Schale, weicher Kern" und ich habe mir gewünscht, dass sie stückweise auftaut. Im Verlauf der Geschichte hat Raeve mich leider zunehmend genervt, da sie leider nicht auftaut und sehr lange sehr verschlossen bleibt, obwohl ihr so viel Zuneigung von anderen Figuren entgegengebracht wird. Ab einem bestimmten Punkt konnte ich das nicht mehr nachvollziehen, und war froh, wenn die Geschichte zu einer anderen Perspektive schwenkte. Love Interest Kaan hat mir dagegen im Laufe der Geschichte immer besser gefallen. Die Nebenfiguren waren teilweise eher blass, teilweise aber auch sehr gut ausgearbeitet, sodass ich zu einigen eine Bindung aufbauen konnte (z.B. Veya). Hier wird sicherlich in den Folgebänden noch einiges passieren, ich hätte mir etwas mehr Charakterentwicklung in Band Eins gewünscht. Klar, es ist erst der Auftakt einer Serie, aber bei 880 Seiten möchte ich dennoch einen Wandel sehen können, der gefühlt nicht erst auf Seite 800 beginnt.

Das Ende war sehr spannend, teilweise überraschend und extrem rasant erzählt. Während das letzte Drittel sich insgesamt eher zog waren die letzten 100 Seiten sehr gehaltvoll, eine Auflösung jagte die nächste und die Neugier auf Antworten wurde endlich befriedigt. Ich hätte mir gewünscht, bröckchenweise immer mal wieder Antworten zu erhalten und nicht am Ende mit dem großen Ganzen überfrachtet zu werden. Dann wäre der Spannungsbogen in meinen Augen runder verlaufen. Das Ende macht richtig Lust auf Band 2, aber ich weiß noch nicht, ob mich das Buch dafür genug überzeugt hat.



"When the Moon hatched" war ein sehr komplexes, imposantes Fantasywerk, was Fans von epischen, gehaltvollen Fantasywelten sicherlich gut gefallen wird. Ich mochte besonders gerne die emotionale Tiefe der Figuren, aber haderte mit dem Erzähltempo und dem teilweise recht zähen Mittelteil. Das Buch hat einen großen Hype, den ich in Teilen nachvollziehen kann, zu einem Highlight hat es bei mir leider nicht gereicht.


Alles Liebe




Vielen Dank an Lovelybooks und den Penguin Verlag für die freundliche Bereitstellung des Rezensionsexemplars!

Mittwoch, 26. Juni 2024

[Rezension] Hold still von Nina LaCour

Hallo ihr Lieben,

habt ihr Autoren, die eure Kindheit und Jugend geprägt haben?

Nina LaCour ist eine Autorin, die ich mit ca. 12 Jahren für mich entdeckt habe und die einige meiner liebsten Coming-of-Age Romane geschrieben hat. Besonders Alles okay hat mich damals total berührt. Ich fands so schön zu sehen, dass der Fischer Verlag nun "Hold still" herausgebracht hat und nun viele, viele weitere Jugendliche ihre Bücher entdecken können. Viel Spaß bei meiner Rezension!


Autorin: 
Nina LaCour
Verlag: Fischer Sauerländer
Originalsprache: Englisch
Übersetzung: Nina Schindler
Kategorie: Jugendroman/ Coming-of-Age
Altersempfehlung: Ab 14 Jahren
Einzelband
320 Seiten
Taschenbuch 9,90€ (D), E-Book 8,99€ (D)
Kaufen? Beim Verlag oder in deinem regionalen Buchhandel


*Dieses Buch hat mir der Fischer Verlag freundlicherweise als Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt. Meine Meinung bleibt natürlich vollkommen ehrlich.*


Das Tagebuch der besten Freundin ist tabu. Es sei denn, diese Freundin hat sich das Leben genommen und das Buch unter deinem Bett versteckt. Dann musst du es lesen.

Am Abend hatte Ingrid noch gesagt: »Ich werde immer da sein, wo du auch bist, Caitlin.« Am nächsten Morgen war sie fort. Für immer. Ihre beste und einzige Freundin hat sich umgebracht. Caitlins Welt bricht auseinander und ihr Herz gleich mit. Warum hat sie nicht gemerkt, dass es Ingrid so schlecht geht? Warum hat Ingrid nicht mit ihr geredet? Dafür sind Freunde doch da: Sie verstehen, was Eltern nicht verstehen. Doch dann macht Caitlin eine Entdeckung und erfährt Dinge über ihre Freundin, von denen sie nicht einmal geahnt hat. Fast mehr, als sie ertragen kann. Endlich kann sie Abschied nehmen (Quelle: fischerverlage.de/Juni2024).



Ich finde das Cover des Buches richtig cool, es ist schlicht, aber hat gleichzeitig was besonderes. Der Lachston des Hintergrunds in Verbindung mit den türkisen Elementen ist ziemlich verrückt, aber ein absoluter Eyecatcher. Ich hoffe sehr, dass bald Watch over me übersetzt wird, das Cover passt nämlich wunderbar zu diesem hier und der Klappentext klingt auch sooo gut!


Caitlin fühlt sich mutterseelenallein als ihre Freundin Ingrid sich wie aus dem Nichts das Leben nimmt. Ihr Unverständnis darüber empfindet Caitlin als quälend, sodass sie in dem Tagebuch ihrer verstorbenen Freundin nach Antworten sucht und diese auch findet. Und obwohl sie so erschreckend und aufwühlend sind, gibt es Caitlin auch ein bisschen Heilung und die Chance, Stück für Stück Abschied zu nehmen.



Die Geschichte von mir und diesem Buch war unverhofft sehr lustig, obwohl die Thematik des Buches sehr traurig ist. Ich habe begonnen, dieses Buch zu lesen, war sofort gefangen genommen von Nina LaCours Sprache und der bedrückenden Atmosphäre, aber hatte immer mal den Gedanken "Irgendwie kommt dir das bekannt vor". Am Ende war es der Satz "Ich werde immer da sein, wo du auch bist" der Klick gemacht hat. Ich habe damals in meiner Nina LaCour Phase auch dieses Buch gelesen, nur hieß es damals anders und sah ganz anders aus (ich habe euch hier ein Foto gemacht). Dass es sich hierbei um eine Neuauflage handelt, ist völlig an mir vorbei gegangen. Aber letztendlich war ich dankbar, dass es mir einen unverhofften Reread beschert hat.

Wir begleiten hier Caitlin, eine Teenagerin, bei ihrem Weg durch die Trauer. Es ist immer furchtbar, einen geliebten Menschen zu verlieren, aber hier kommt dazu, dass Caitlin und ihre Freundin Ingrid so jung sind, es also nochmal schwieriger sein kann, Verlust zu verarbeiten und der Suizid von Ingrid sehr plötzlich für Caitlin passiert. Deshalb war es umso beeindruckender, wie Nina LaCour Caitlins Gedanken darstellt, es ist so viel Schmerz und Unverständnis daraus herauszulesen. Ingrids Geschichte lernen wir in Form von Tagebucheinträgen kennen, die sehr intim sind, aber sich ebenso ungeschönt und echt anfühlen.
Wie ihr aus den Themen schon herauslesen könnt, ist diese Lektüre nicht leicht, aber sehr wichtig und atmosphärisch. Die Autorin nimmt sich diesem sensiblen Thema mit sehr viel Feingefühl an und schafft es trotz der Schwere auch eine gewisse Hoffnung und Leichtigkeit einfließen zu lassen - das muss man erst mal schaffen.

Die Figuren sind in dieser Geschichte so realistisch gezeichnet, dass es manchmal fast schon erschreckend ist. Caitlin und Ingrid habe ich mich unheimlich nahe gefühlt und habe ihre Gedanken und Emotionen zu 100% nachfühlen können. Die anderen Figuren nehmen den beiden keinen Raum weg, aber sind auch alle so wichtig für die Geschichte und tragen viel zu Caitlins Heilung bei.

Die Autorin schafft es sehr gut zu vermitteln, dass es nicht darum geht, einen Menschen zu ersetzen, sondern dass das Umfeld eine große Rolle in der Trauerverarbeitung spielen kann (nicht muss, das ist sehr individuell), und wir uns erlauben können, neue liebe Menschen in unser Leben zu lassen. 

Das Buch wird mit "Tote Mädchen lügen nicht" verglichen, was hinsichtlich der Thematik natürlich naheliegt. Ich möchte aber nochmal betonen, dass dieses Buch hier nochmal mehr Fokus auf Ingrid legt und mich persönlich mehr emotional einnehmen konnte als es "Tote Mädchen lügen nicht" getan hat. Beide Werke sind eine sehr hilfreiche Stütze, wenn es um Suizidprävention geht, weshalb ich mir wünschen würde, dass "Hold still" häufig als Schullektüre verwendet wird. 

Das Ende ist typisch Nina LaCour bittersüß und für die Geschichte perfekt. Ich habe tatsächlich geweint (wie beim ersten Lesen damals vermutlich auch schon) und wurde trotz aller Schwere und Niedergeschlagenheit mit einer Prise Hoffnung und dem Gedanken, wie schön das Leben ist, entlassen. Einfach eine Kunst darzustellen, wie nahe Freud und Leid beieinanderliegen können.



"Hold still" von Nina LaCour ist eine Neuauflage von "Ich werde immer da sein, wo du auch bist" aus dem Jahr 2017. Das heißt alle Leseratten, die ungefähr in meinem Alter sind, kennen dieses Buch möglicherweise aus ihrer Jugend. Das sollte aber niemanden davon abhalten das Buch (nochmal) zu lesen, denn es ist so berührend und so wichtig. Ich habe mich abermals vollkommen in der Geschichte verloren und liebe Nina LaCours Bücher für ihre bittersüße Note. Bitte, lieber Fischer Verlag, übersetzt noch mehr Bücher der Autorin.



Alles Liebe  



Vielen herzlichen Dank an den Fischer Verlag für die freundliche Bereitstellung des Rezensionsexemplars!

Dienstag, 25. Juni 2024

[Rezension] Die letzte Heldin von Emily Tesh

Hallo ihr Lieben,
nach meiner großen Liebe zu "Aurora" von Amie Kaufman und Jay Kristoff sowie Becky Chambers' "Wayfarer" Reihe habe ich mich wieder an eine Space Opera gewagt. Heute erzähle ich euch, wie mir "Die letzte Heldin" von Emily Tesh gefallen hat - viel Spaß!


Autorin: 
Emily Tesh

Verlag: Heyne Verlag
Originalsprache: Englisch
Originaltitel: Some desperate Glory
Übersetzung: Nina Lieke
Kategorie: Science Fiction/ Space Opera
Einzelband
560 Seiten
Taschenbuch 18,00€ (D), E-Book 9,99€ (D)
Kaufen? Beim Verlag oder in deinem regionalen Buchhandel


*Dieses Buch hat mir der Heyne Verlag freundlicherweise als Rezensionsexemplar über das Bloggerportal zur Verfügung gestellt. Meine Meinung bleibt natürlich vollkommen ehrlich.*


Seit die außerirdischen Majoda die Erde zerstört haben, gibt es nur noch wenige Orte in der Galaxis, die ausschließlich von Menschen bewohnt werden. Einer davon ist die Raumstation Gaea, die Heimat der jungen Kyr. Sie ist die beste Kämpferin ihres Jahrgangs, und sie kennt nur ein Ziel: Rache für die Vernichtung der Erde zu nehmen. Doch als sie in die Kinderstation Gaeas befohlen wird, um für den Rest ihres Lebens Babys zu bekommen, und ihr Bruder auf eine Selbstmordmission muss, wird Kyr klar, dass das Oberkommando einen Fehler gemacht hat. Sie flieht von Gaea und macht sich auf die Suche nach ihrem Bruder – und muss dabei feststellen, dass alles, was sie über die Galaxis, die Menschheit und die Majoda zu wissen glaubte, eine Lüge ist … (Quelle: penguin.de/ Juni2024)



Das Cover gefällt mir sehr gut. Ich musste bei der Illustration auf dem Cover direkt an "Die Tribute von Panem" denken. Was nicht ganz so aufgegriffen wird ist das Weltraum-Setting, es könnte sich hier auch um einen Militärroman handeln. Hier finde ich das Originalcover etwas passender. Ich mag aber unsere deutsche Ausgabe auch gerne und finde vor allem das Preis-Leistungsverhältnis hier gelungen.


Kyr ist eine der besten Kämpferinnen auf der Raumstation Gaea und eine der letzten Hoffnungen der Menschen. Seitdem die Erde zerstört wurde, tut die Station alles, um die Menschen am Leben zu erhalten und die feindlichen Majoda zu bekriegen. Doch als Kyr nicht der Einheit zugeteilt wird, die sie sich erhofft hat, und ihr Bruder plötzlich verschwindet, begibt sie sich auf eine ganz eigene Mission, die ihr Weltbild nachhaltig erschüttern wird...



Ich bin recht unerfahren im Science Fiction Genre, aber mag diese Geschichten hin und wieder sehr gerne, weil sie mich in Welten entführen, die neu und fremd sind, aber dennoch nicht völlig aus der Fantasie gegriffen wirken. Auf dieses Buch bin ich aufmerksam geworden, da es im Englischsprachigen Raum recht beliebt war und auch von den Buchboxen dort herausgebracht wurde. Das Marketing der deutschen Übersetzung war recht zurückhaltend, sodass ich nur durch Zufall davon erfahren habe.

Wir begleiten hier Kyr zuerst auf der Raumstation Gaea, den Einstieg fand ich ziemlich stark. Die Menschheit, oder das, was von ihr übrig ist, hat sich hier ein sehr kleines Zuhause aufgebaut, es gibt sehr begrenzte Ressourcen und alles ist auf Produktivität und Militär ausgerichtet. Der Nachwuchs wird bewusst herangezüchtet und "gute Gene" zusammengetan, um die besten Krieger hervorzubringen. Kyr hat sich der Mission von Gaea komplett verschrieben, ist vollkommen diszipliniert und wertet alles und jeden ab, der nicht spurt. Erst sehr langsam und im Laufe der Geschichte merkt sie, dass es vielleicht mehr im Leben gibt, als sie bisher dachte.

Der Plot der Geschichte ist sehr schwierig zu greifen, hat viele Irrungen und Wirrungen und konnte mich oft überraschen. Trotzdem ist der Anspruch recht hoch würde ich sagen, ich als Sci-Fi Neuling war öfter mal überfordert von der Komplexität der Geschichte, den Plotsprüngen und der Erzählweise. Das kommt hauptsächlich durch den Schreibstil der Autorin, den ich manchmal etwas unintuitiv fand und mir mehr Erläuterungen gewünscht hätte. So blieben einige Passagen sehr wirr und meine Motivation weiterzulesen litt zwischendurch etwas. Als wäre die Space-Handlung nicht schon komplex genug, führt die Autorin gewisse Handlungen auch immer wieder auf die Themen der Diversität und Queerness zurück, was ich auch manchmal unpassend fand. Dass die Geschichte durchgängig gegendert ist, fand ich für meinen Lesefluss eher störend.

Kyr ist eine Antiheldin, wie sie wortwörtlich im Buch steht. Die Autorin hat unsere Protagonistin hier sehr gut gezeichnet, ich fand es absolut ätzend, wie sie die Menschen um sich herum behandelt und wie starrsinnig sie durchs Leben geht. Umso schöner zu beobachten ist ihre Heldenreise im Laufe der Geschichte, die realistisch langsam vorangeht. Die anderen Figuren in der Geschichten haben meist eher einen Randauftritt, lediglich zwei bis drei andere Charaktere sind ebenfalls ausschlaggebend für den Plot. So haben wir einen Majo, den ich besonders zu Anfang extrem niedlich fand, und Kyrs Bruder Magnus sowie den ITler Avi. Durch Kyrs sehr dominante Art haben die anderen Figuren nicht ganz den Raum, den ich mir für sie gewünscht hätte. Beziehungen zwischen den Figuren wurden recht zart und authentisch beschrieben, was mir gefallen hat. Der Fokus wird manchmal durch den wirren Plot etwas davon weggelenkt, aber grundsätzlich war das eine Stärke der Geschichte. Was mir etwas fehlte, war dagegen die emotionale Nähe zu den Figuren und das Mitfühlen mit diesen. Ich vermute, dass es am Schreibstil und der sich überwerfenden Handlung lag, dass manches einfach zu schnell ging und deshalb nicht fühlbar wurde. 

Zum Ende nehme ich nichts vorweg, ich würde aber sagen, dass es mich recht zufriedenstellend zurückgelassen hat. Letztendlich war das Buch nicht ganz das Highlight, das ich mir erhofft hatte und bleibt hinter anderen Favoriten dieses Genres zurück. Es hat aber durchaus seine guten Momente und könnte vor allem denjenigen gefallen, die in dem Bereich schon bewanderter sind.


"Die letzte Heldin" ist eine ungewöhnliche Space Opera mit einer absoluten Anti-Heldin als Protagonistin. Der Plot hat viel Potenzial, blieb aber durch eine recht wirre Erzählweise hinter meinen Erwartungen zurück. Vielleicht ist dieses Werk gerade für eingefleischte Sci-Fi Fans das richtige, mich hat es insgesamt etwas überfordert und deshalb auch emotional nicht wirklich erreichen können.


Alles Liebe





Vielen herzlichen Dank an den Heyne Verlag und das Bloggerportal für die freundliche Bereitstellung des Rezensionsexemplars!
 





















 

Donnerstag, 20. Juni 2024

(Lese)Geschmack im Wandel - Meine neuen Lieblingsautorinnen und -autoren

Hallo ihr Lieben,
wie ist es bei euch, hat sich euer Lesegeschmack über die Zeit verändert? Ich bin Vielleserin seit 2012 und habe letztes darüber nachgedacht, ob bzw. wie sich mein Lesegeschmack verändert hat. So kam die Idee für diesen Post, denn wenn ich genau hinschaue verfolge ich immer noch einige alte Strickmuster.
Viel Spaß bei dieser Zeitreise!


Ein Buch, das ich früher sehr mystisch und faszinierend fand, war "Familie Grace, der Tod und ich" von Laure Eve. Hier geht es die ganze Zeit um die Frage, ob die Frauen der Familie Grace tatsächlich Hexen sind oder ob es sich doch um Zufälle handelt. Hexengeschichten sind etwas, was ich heute noch sehr liebe, mehr als jemals zuvor. Es gibt sie mittlerweile in sooo vielen Varianten, ob "Shadowborn" von Melanie Lane, eher die cozy Variante "ExHex" von Erin Sterling oder auch "Der Hexenzirkel ihrer Majestät" von Juno Dawson. Was sich dabei geändert hat ist wahrscheinlich die Zielgruppe. Damals war ich fast ausschließlich im Jugendbuchbereich unterwegs, heute lese ich Fantasy querbeet durch alle Altersgruppen, aber hauptsächlich für die Erwachsene Zielgruppe, in der die Hexengeschichten extra düster und geheimnisvoll sind.


Auch Liebesgeschichten, oder "Romance", wie wir heute sagen, war schon immer ein Thema bei mir. Absolute Favoriten waren damals "Lucian" von Isabel Abedi (mit einem kleinen übernatürlichen Element, also vielleicht Romantasy?) oder auch "Sam & Emily - Kleine Geschichte vom Glück des Zufalls" von Holly Goldberg Sloan (Kennt das noch jemand?).
Heutzutage lese ich immernoch gerne emotionale Liebesgeschichten, aber auch mal eine RomCom, wo es nicht ganz so realistisch zugehen muss. Auch hier ist der Faktor, der sich verändert hat, die Zielgruppe der Leserschaft. Früher konnte ich mich mit den Young Adult Geschichten wunderbar identifizieren, vor einigen Jahren waren es die New Adult Geschichten (Hallo an Laura Kneidls "Someone New" oder "Begin again" von Mona Kasten). Mittlerweile sind es tatsächlich die Romances für Erwachsene, die mich von den Lebensthemen her am meisten ansprechen. Nicht mehr Schulromanze oder Start ins Studium, sondern die Ende 20/ Anfang 30-jährigen mit den Themen Jobstress, Familientrubel etc. sprechen mich an. Dazu gehören ganz aktuell Emily Henrys Bücher oder auch der "Secret Bookclub" von Lyssa Kay Adams. Wenn es etwas ernster zugehen darf, habe ich vor kurzem "An Optimist's Guide to Heartbreak" von Jennifer Hartmann sehr gemocht. Generell lese ich hier nun aber leichtere Geschichten mit einer Prise Humor statt die ganz tieftraurigen Geschichten wie damals "Das Schicksal ist ein mieser Verräter" von John Green.



Krimi und Thriller, was hat es damit auf sich? Früher habe ich ziemlich viele Jugendthriller gelesen, ja förmlich verschlungen. Das ist heute gar nicht mehr so mein Ding (außer zuletzt "A Good Girl's Guide to Murder" - absolute Liebe!). Generell habe ich den Thrillern eher abgeschworen, weil sie zwar im Moment des Lesens spannend sind, aber meist keinen bleibenden Eindruck hinterlassen. Was mich allerdings noch catchen kann sind originelle und intelligente Spannungsromane mit besonderen Themen. Ein Beispiel dafür ist Anne Freytag mit ihren Spannungsromanen, beispielsweise "Reality Show" oder "Mind Gap". Auch, wenn beides keine absoluten Highlights geworden sind, sind ihre Bücher immer einen Blick wert. Aber hier kann ich sagen, ja, mein Geschmack hat sich defintiv im Laufe der Zeit verändert.


Kommen wir zu einem Subgenre der spekulativen Literatur - Science Fiction. Früher konnte ich mit diesem Begriff allein wenig anfangen, heute weiß ich, wie vielfältig dieses Subgenre sein kann. Früher habe ich punktuell mal hier und da ein Buch herausgepickt, z.B. "Godspeed" von Beth Revis, das ich damals sehr mochte. Bewusst dazu greifen tue ich erst seit einigen Jahren, Bücher wie die "Illuminae-Akten" oder "Aurora" von Jay Kristoff und Amie Kaufman haben mich auf den Geschmack von Space Opera gebracht. Meine neueste Liebe ist "Der lange Weg zu einem kleinen zornigen Planeten" von Becky Chambers, und ich möchte zukünftig mehr von diesen Geschichten lesen und gezielt auswählen.



Last but not least habe ich nochmal Fantasy rausgepickt, allerdings mit der Besonderheit Zeitreise. Man, was war das früher für ein riesiger Hype rund um "Rubinrot" von Kerstin Gier oder auch Eva Völlers "Zeitenzauber"? Ich war riesen Fan und habe alles verschlungen, was nur das Wort Zeitreise im Klappentext hatte. Vielleicht hat auch dieser Hype damals dazu geführt, dass mich diese Geschichten meistens nicht mehr so ansprechen, manchmal sogar abschrecken. Dies ist passiert bei "Stealing Infinity" von Alyson Noel, das mir leider gar nicht gefallen hat.
Ein Positivbeispiel aus der letzten Zeit war "The Atlas Six" von Olivie Blake, wobei das Zeitreise-Thema hier sehr wissenschaftlich-subtil eingewoben wurde. Ansonsten mache ich heute tendenziell eher einen Bogen darum und erfreue mich an den Büchern meiner Jugend, die das beste aus dem Thema rausgeholt haben.


So viel zu meinem (veränderten) Lesegeschmack. Ich finde sooo viel hat sich gar nicht verändert. Meine Präferenzen, was die Genre betrifft, haben sich etwas verschoben und dass die Zielgruppe heute eine andere ist, überrascht mich nicht wirklich.

Wie ist das bei euch? Lest ihr noch in denselben Genres wie vor einigen Jahren oder Jahrzehnten?

Alles Liebe