Dienstag, 13. Mai 2025

[Rezension] Heartless Hunter - Der rote Nachtfalter von Kristen Ciccarelli

Hallo ihr Lieben,

vielleicht wisst ihr, dass ich eine Schwäche für Hexengeschichten habe und Heartless Hunter bedient so gut wie alles, was ich mag: Enemies ti Lovers, Hexen und Hexenjäger sowie ein ausgeklügeltes Magiesystem. Ob mich das Buch damit auch wirklich überzeugen konnte erfahrt ihr nun - viel Spaß!


Autorin: 
Kristen Ciccarelli 
Verlag: Ravensburger Verlag
Originalsprache: Englisch
Originaltitel: Crimson Moth Book 1
Übersetzung: Sarah Heidelberger
Kategorie: Fantasy/ Romantasy
Ab 16 Jahren
1. Band einer Dilogie
512 Seiten
Broschierte Ausgabe 17,99€ (D), E-Book 14,99€ (D)
Kaufen? Beim Verlag oder in deinem regionalen Buchhandel



*Dieses Buch hat mir der Ravensburger Verlag freundlicherweise über eine Verlosung bei vorablesen.de als Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt. Meine Meinung bleibt natürlich vollkommen ehrlich.*



Bin ich dein Jäger oder deine Beute?

Seit Hexen von der gefürchteten Blutwache gejagt werden, führt Rune ein gefährliches Doppelleben. Tagsüber spielt sie ein Mitglied der gesellschaftlichen Elite, nachts bringt sie unter dem Decknamen „Roter Nachtfalter“ Hexen in Sicherheit – und muss ihre eigene Magie verbergen. Um an Informationen zu kommen, beginnt Rune, den berüchtigten Hexenjäger Gideon Sharpe um den Finger zu wickeln. Als Gideon sich auf das knisternde Spiel einlässt, ahnt Rune noch nicht, dass er sie längst durchschaut hat. (Quelle: ravensburger.de/ April 2025)



Auch, wenn ich mir für diese Dilogie Hardcover Ausgaben im Deutschen gewünscht hätte, mag ich die Gestaltung ansonsten gerne. Das Cover wurde weitestgehend aus dem Englischen übernommen und die Farbgebung wirkt durch die Rot- und Türkistöne etwas mystisch, was mir gut gefällt. Der Farbschnitt ist hier tatsächlich nicht so mein Fall, aber beide Bände im Regal nebeneinander werden sicherlich gut miteinander harmonieren. Ein Pluspunkt ist zudem die Innenklappe, in der eine Karte abgedruckt ist - sowas mag ich immer sehr gerne.

 

Rune ist der Rote Nachtfalter, doch das darf niemand erfahren. Seit der Rebellion werden Hexen sowie Hexensympathisanten streng von Hexenjägern verfolgt, und Rune versucht dies zu verhindern. Sie rettet gefangene Hexen und verschifft sie in die Freiheit. Um an mehr Informationen zu den Aufenthaltsorten der gefangenen Hexen zu kommen, bändelt Rune mit Hexenjäger Gideon Sharpe an. Doch auch Gideon treibt ein doppeltes Spiel, denn er vermutet, dass Rune der Rote Nachtfalter sein könnte. Beide hätten allerdings nicht gedacht, dass ihre heimliche Pläne von echten Gefühlen durchkreuzt werden könnten...


Romantasy gehört zu den Genres, die ich am allerliebsten lese. Als ich gehört habe, dass es eher in die New Adult Zielgruppe fällt, war ich etwas skeptisch, ob die Geschichte etwas "zu jung" für mich sein könnte, aber das war glücklicherweise gar nicht der Fall.
Runes und Gideos Geschichte hat alles, was ich mir von einer guten Romantasy erhoffe: Eine knisternde Liebesgeschichte, in diesem Fall bestes Enemies-to-Lovers, ein interessantes Magiesystem sowie ein spannendes Worldbuilding, das weder zu komplex, noch zu simpel gestrickt ist. Kristen Ciccarelli bietet all das und noch mehr.

Der Schreibstil der Autorin ist sehr locker-leicht und hat bei mir dazu geführt, dass ich das Buch in jeder freien Minute zur Hand genommen habe und nur so durch die Seiten geflogen bin. Eine spannende Szene jagt die nächste und das Versteckspiel von Rune macht einen gewissen Reiz der Geschichte aus - wird sie enttarnt werden? Von den Kulissen her gibt es richtig atmosphärische Orte, wie ich es mir von einer Hexengeschichte wünsche: Dunkle Wälder, prunkvolle Schlösser und schmutzige Kerker. 

Das Magiesystem ist äußerst interessant und in dieser Form habe ich es noch nicht irgendwo anders gelesen. Wir haben Zauber verschiedener Stärke, die Grundlage ist Blut, und Blutzauber hinterlassen auffällige silberne Narben, durch welche die Hexenjäger Hexen enttarnen können. Von Illusionszaubern bishin zu mächtigen Kriegszaubern ist alles dabei und wir entdecken durch Rune sehr spannende Einsatzmöglichkeiten. 

Obwohl die Figuren New Adults, also um die 20 Jahre alt sind, hat mich das hier nicht gestört. Rune ist ein Wirbelwind und handelt manchmal auch kopflos, aber das macht es so spannend. Ihr Spagat zwischen der Feinen Gesellschaft und dem kämpferischen Nachtfalter ist sehr interessant mitzuverfolgen. Wir haben zudem Kapitel aus der Sicht von Hexenjäger Gideon, der erst mal verschlossen und hart rüberkommt, aber auch sein Päckchen zu tragen hat und besonders im Kontakt mit Rune andere Seiten von sich zeigt. Einige innere Konflikte, wie Runes Freundschaft zu Gideons Bruder oder auch Runes Verrat an ihrer Großmutter, machen die Geschichte emotional und plastisch. Ich freue mich noch mehr über die Figuren im 2. Band zu erfahren und ihre Entwicklung zu begleiten.

Das Ende hatte einige krasse Twists parat, wobei ich leider sagen muss, dass ich diese Wendung bereits vermutet hatte. Sowas finde ich immer ein kleines bisschen schade, weil dadurch der WOW-Moment nicht da war, aber dies ist auch schon der einzige kleine Kritikpunkt an der Geschichte, es war von vorne bis hinten ein absolutes Lesevergnügen.


Heartless Hunter ist ein gelungenes Romantasy Buch, das alles geboten hat, was ich mir von einer Hexengeschichte nur wünschen kann. Die Figuren sind mehrdimensional und sympathisch, das Magiesystem ist interessant und das gesamte Worldbuilding sehr atmosphärisch. Besonders Enemies-to-Lovers Fans kommen hier auf ihre Kosten, denn Rune und Gideon sind tatsächlich erbittertere Feinde und Rivalen im Kampf um die Hexenverfolgung. Ich bin super gespannt auf den 2. Band und kann Euch diesen Auftakt absolut empfehlen.





Alles Liebe








Vielen herzlichen Dank an den Ravensburger Verlag und vorablesen.de für die freundliche Bereitstellung des Rezensionsexemplars!

Freitag, 25. April 2025

[Rezension] Yumi and the Nightmare Painter von Brandon Sanderson

Hallo ihr Lieben,

hätte man mich gefragt, welches wohl mein erstes Brandon Sanderson Buch sein würde, hätte ich auf Skyward getippt, da es schon auf dem SuB wartet. Nun kam mit Yumi and the Nightmare Painter allerdings ein Werk heraus, dass mich direkt so angesprochen hat, dass ich es sofort brauchte. Viel Spaß bei meiner Rezension!


Autorin: 
Brandon Sanderson
Verlag: Knaur Verlag
Originalsprache: Englisch
Kategorie: Fantasy/ Highfantasy/ Romantische Fantasy
Einzelband aus dem Kosmeer-Universum
480 Seiten
Gebundene Ausgabe 26,00€ (D), E-Book 19,99€ (D)
Kaufen? Beim Verlag oder in deinem regionalen Buchhandel


*Dieses Buch hat mir der Knaur Verlag freundlicherweise als Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt. Meine Meinung bleibt natürlich vollkommen ehrlich.*


Heimlich sehnt Yumi sich nach einem einzigen Tag als normaler Mensch – doch nur durch absoluten Gehorsam kann sie die Geister beschwören, deren Hilfe für ihr Volk lebenswichtig ist. 
Während er durch dunkle Straßen patrouilliert, träumt Maler davon, ein Held zu sein. Doch dieser Wunsch hat ihm nur Herzschmerz gebracht und Einsamkeit am Rand der Gesellschaft.
Als das Schicksal Yumi und Maler zusammenführt, steht plötzlich alles auf dem Spiel: Vergangenheit und Gegenwart müssen in Einklang gebracht, begangenes Unrecht wiedergutgemacht und ein Geheimnis gelüftet werden. Sonst riskieren sie nicht nur, das zarte Band, das zwischen ihnen wächst, für immer zu verlieren. Sondern auch die Welten, für deren Schutz sie so verzweifelt kämpfen (Quelle: droemer-knaur.de/ April 2025).



Diese Hardcover Ausgabe von Yumi and the Nightmare Painter hat alles, was das Buchliebhaberauge sich nur wünschen kann. Wir haben wunderschöne farbige (!) Illustrationen immer wieder im Buch (großes Kompliment an Aliya Chen), illustrierte Innenklappen, die Kapitelanfänge sind unterschiedlich farbig und das Papier ist etwas dicker und fühlt sich sehr hochwertig an. Dadurch wurde der Lesegenuss des Buches nochmal absolut gesteigert und zu etwas ganz besonderem. 



Yumi hat die Gabe, mit Geistern sprechen zu können. Doch was erst mal sehr spannend klingt, erfordert von der jungen Frau viel Disziplin. Damit die Menschen die Geister um Wünsche bitten können, muss Yumi das Allgemeinwohl über ihr eigenes stellen. Maler bannt Albträume, in dem er diese durch seine Malerei zu etwas harmlosen macht und sie damit verscheucht. Doch immer wieder hinterfragt er die Sinnhaftigkeit seines Tuns, bis er eines Tages einen wirklich gefährlichen Albtraum bannen kann.
Yumi und Maler führen sehr unterschiedliche Leben, und dennoch gibt es einen gemeinsamen Weg für die beiden. Das ungleiche Paar eröffnet sich gegenseitig neue Perspektiven auf das Leben und entwickelt Stück für Stück eine zarte Zuneigung füreinander...



Ich bin im Brandon Sanderson-Universum (leider) noch nicht drin, aber ich weiß um seine zahlreichen Geschichten, die in verschiedenen Universen spielen. Wenn ich es richtig verstanden habe, ist Yumis und Malers Geschichte ein Zusatzroman aus dem Kosmeer-Universum, in dem die Hauptreihe Kinder des Nebels spielt. Ich habe beim Lesen dieses Buches manche Anspielungen auf andere Werke zu erahnen geglaubt. Grundsätzlich mag ich es gerne, vorher andere Geschichten aus einem Kosmos zu kennen, bevor ich Zusatzgeschichten, Prequels oder ähnliches lese, aber ich kann euch versprechen, dass es dem Lesespaß hier keinen Abbruch tut, wenn man noch nichts von Sanderson gelesen hat. Vielmehr hat es mich neugierig gemacht, mehr aus der Feder des Autors zu lesen.

Sanderson hat einen sehr eigenwilligen, besonderen Schreibstil, in dem er uns Leser*innen direkt anspricht und die Handlung selbst kommentiert. Manchmal fließen humorvolle Bemerkungen mit ein und grundsätzlich wird die beschriebene Welt sehr anschaulich erklärt und mit unserer verglichen. Das empfand ich als sehr erfrischend und hoffe, dass dies auch in seinen anderen Büchern ein Alleinstellungsmerkmal des Autors ist. Gerade wegen dieses originellen Worldbuildings bin ich sehr gut in die Geschichte reingekommen.

Die Geschichte ist asiatisch inspiriert und verzaubert mit sehr bildhaften Beschreibungen und mythologisch anmutenden Themen. So wirken Yumis Geisterbeschwörung und die damit einhergehenden Rituale sehr interessant und magisch. Malers Albtraummalerei ist nochmal eine Klasse für sich - wie genial ist bitte die Idee, Albträume durch Malerei bannen zu können? Insgesamt hat die gesamte Welt hier ganz besondere Eigenschaften und es hat riesigen Spaß gemacht, diese zu entdecken.

Die Figuren sind ganz zart und entwickeln im Laufe der Geschichte eine ganz eigene Sogwirkung. Yumi steht im absoluten Zwiespalt zwischen der großen Verantwortung, Geister im Namen des Volkes zu beschwören, und ihr eigenes Wohl zu priorisieren. Maler macht seinen Job gut, aber vergleicht sich mit den anderen Malern und hinterfragt immer wieder, ob er seinen Platz in der Welt schon gefunden hat und seinen Beitrag leistet. Als die beiden aufeinandertreffen ist es wirklich wie ein Match made in Heaven. Gerade weil die beiden so unterschiedlich sind gibt es Reibungspunkte, die dann aber wiederum dazu führen, dass beide unheimlich wachsen können. Auch in der Charakterentwicklung und der Annäherung der beiden Figuren hat Brandon Sanderson absolutes Talent bewiesen, Emotionen eindrücklich und nahbar zu schildern. 

Insgesamt war dieses Buch ein wahres Lesevergnügen aus der zauberhaften Geschichte, die insgesamt eher leise Töne anschlägt, aber emotional nachbebt, und den wunderschönen Illustrationen des Buches. Zum Highlight hat mir noch eine Kleinigkeit gefehlt, aber es ist eine ganz bezaubernde Geschichte mit Erzählgewalt.
Ich bin neugierig geworden sowohl auf die Kinder des Nebels als auch Skyward endlich mal von meinem SuB zu befreien.


Yumi and the Nightmare Painter ist ein bisschen wie klassische Musik: Was erst unschuldig, bedacht und harmonisch wirkt, entfaltet mit der Zeit eine extreme Strahlkraft und berührt Herz und Seele. Ich kann euch diese Geschichte mit und ohne Vorwissen absolut empfehlen und freue mich, das Sanderson-Universum weiter zu erkunden.



Alles Liebe






 


Vielen herzlichen Dank an den Knaur Verlag für die freundliche Bereitstellung des Rezensionsexemplars!

Mittwoch, 23. April 2025

[Rezension] Das Ministerium der Zeit von Kaliane Bradley

Hallo ihr Lieben,

Das Ministerium der Zeit wurde für den Women's Prize for Fiction 2025 nominiert und der Klappentext klingt so interessant, dass ich sehr neugierig auf das Buch wurde. Leider war ich am Ende dann nicht wirklich überzeugt von der Geschichte. Aber lest selbst, vielleicht kann das Buch ja dennoch etwas für Euch sein. Viel Spaß bei meiner Rezension!


Autorin: 
Kaliane Bradley
Verlag: Penguin Verlag
Originalsprache: Englisch
Originaltitel: The Ministry of Time
Übersetzung: Sophie Zeitz
Kategorie: Literarischer Roman mit Fantasyanteil
Einzelband
384 Seiten
Gebundene Ausgabe 24,00€ (D), E-Book 4,99€ (D)
Kaufen? Beim Verlag oder in deinem regionalen Buchhandel



*Dieses Buch hat mir der Penguin Verlag freundlicherweise als Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt. Meine Meinung bleibt natürlich vollkommen ehrlich.*



Ein Mann trifft eine Frau. Die Vergangenheit trifft die Zukunft. Der Anfang trifft das Ende. – Romance, Zeitreise und große Literatur vereinen sich im aufregendsten Debüt des Jahres!

Als eine junge Frau einen neuen Job bei einem geheimnisvollen Ministerium antritt, ahnt sie nicht, dass dieser schwüle Sommer ihr Leben für immer verändern wird. Denn das Ministerium der Zeit hat das geschafft, was niemand jemals für möglich hielt: Menschen durch die Zeit zu transportieren. Und so soll sie dem eigentlich 1847 verstorbenen Polarforscher Commander Graham Gore das Ankommen im lärmenden London des 21. Jahrhunderts erleichtern.

Während er sich an mit den Wundern der Moderne wie Toilettenspülungen und Spotify vertraut macht, muss sie ihn damit konfrontieren, dass sich die Welt nicht unbedingt nur zum Guten gewandelt hat. Und als sei nicht alles ohnehin kompliziert genug, entwickelt sich aus dem anfänglichen Unbehagen weit mehr als nur eine tiefe Freundschaft. Doch das Ministerium hat seine ganz eigenen Pläne mit dem Zeitreisenden und plötzlich verschieben sich heute, morgen und gestern, und was die beiden zusammengeführt hat, droht sie nun mit aller Macht auseinanderzureißen.

(Quelle: penguin.de/ April 2025)



Das Cover ist schlicht, aber ergreifend. Als das Buch im Print ankam, war ich allerdings positiv überrascht über die schöne Gestaltung. Zum einen ist der Schutzumschlag am Buchrücken metallic Silber und auch vorne etwas metallisch glänzend, und auf dem nackten Hardcover verbergen sich zwei wunderschöne geprägte Zitate. Deshalb gefällt mir das Gesamtbild sehr gut. Ein schönes Detail sind die illustrierten Innenklappen mit Zeichnungen der Franklin Expedition, um die es hier unter anderem geht.


In Großbritannien wird ein Experiment gestartet, bei dem durch eine Zeitmaschine ausgewählte historische Persönlichkeiten ins 21. Jahrhundert geholt werden, um zu testen, ob diese in der Jetzt-Zeit physisch und psychisch überleben können. Dabei bekommen sie Assistenten, sogenannte "Brücken", vom Ministerium zur Seite gestellt, die sie in ihrem Alltag begleiten und sie über die Gegebenheiten des aktuellen Zeitalters aufklären. Unsere namenlose Protagonistin bekommt Polarforscher Commander Graham Gore zugeteilt und zwischen den beiden entwickelt sich langsam eine Anziehung.

Ich wusste nicht ganz, in welche Richtung mich diese Geschichte führen wird. Erst mal klingt es nach einer Fantasy Geschichte und hat mich ein bisschen an Mr. Parnassus erinnert, wo eine gewisse (fiktive) Behörde ebenfalls eine Rolle spielt. Beim Lesen wurde aber schnell klar, dass das Buch literarischer ist und die Zeitreise eher ein Stilmittel zu sein scheint, durch das viele grundlegende philosophische Fragen sowie Gesellschaftskritik eine neue Dimension erlangen können. Wir nehmen mit der Autorin gemeinsam eine Vogelperspektive ein und blicken auf unsere Menschheit und wie sie sich in den letzten Jahrhunderten entwickelt hat.

Der Beginn der Geschichte, ich würde sagen die ersten 80 Seiten, waren sehr stark. Es wird nicht viel über die Funktion der Zeitmaschine verraten, aber ein bisschen mit dem Zeitreise-Paradoxon gespielt und erläutert, wie die Zeitreisenden, die sogenannten "Expads", ankommen und sich zurechtfinden. Das sorgt für ein paar skurrile und witzige Momente und ich hatte total Lust, weiterzulesen.

Danach hat der Plot mich leider über lange Strecken verloren, denn über mehrere hundert Seiten wird der Alltag der Expads detailliert beschrieben und das empfand ich teilweise als wirr, recht langatmig und irrelevant für das Vorankommen der Geschichte. Die Autorin reißt viele gesellschaftliche Themen an, darunter Klimaschutz, Politik, Sexualität oder auch Kolonialismus. Das alles bleibt aber letztendlich doch eher oberflächlich, weil zu schnell zwischen den Themen gesprungen wurde.

Ein Handlungsstrang rund um das Ministerium und die Expads wird mit der Zeit immer spannender und baut sich zum Ende hin mehr und mehr auf. Für mich hätte das gerne schon 100 Seiten früher geschehen dürfen. Obwohl ich diese Entwicklungen, die ohne groß zu spoilern eher in eine Action-Sci-Fi Richtung gehen, interessanter fand, ist die Autorin hier wiederum etwas übers Ziel hinausgeschossen. Würde mir jemand sagen, dass der Mittelteil und das Ende aus ein und demselben Buch stammen, ich könnte es nicht glauben. Aber zumindest war es hier unterhaltsam, da viel passierte und Twists kamen, mit denen ich absolut nicht gerechnet habe.

Was ich an sich spannend fand, ist die Tatsache, dass die Autorin Commander Graham Gore in den Fokus der Geschichte stellt, der eine reale historische Persönlichkeit aus dem Kontext der Franklin Expedition von 1845 Ist. Zwischen den Kapiteln gibt es dazu auch immer wieder kurze Abschnitte, ähnlich wie ein Logbuch, zu lesen. So cool ich diese Idee finde, so langweilig fand ich leider diese Abschnitte, ich habe dazu leider keinen Zugang gefunden. Vielleicht hätte es mir besser gefallen, wenn es eine etwas bekanntere (oder zumindest mir bekanntere) historische Persönlichkeit gewesen wäre. Die angepriesene Liebesgeschichte finde ich im übrigen weitaus weniger dominant als sie hier tatsächlich beschrieben wird. Ja, es gibt eine Liebesgeschichte, aber die ist eher subtil erzählt und konnte mich emotional leider auch nicht wirklich berühren.

Die Figuren bleiben leider ziemlich blass, was ich äußerst schade fand. Am interessantesten ist tatsächlich Graham Gore gewesen, die anderen Expands wurden nur entfernt beschrieben und lange Zeit mit ihrer Nummern-Bezeichnung genannt, wodurch ich sie nicht zuordnen konnte. Hier wäre bestimmt noch Potenzial gewesen. Die anderen Figuren waren auch nicht so richtig spannend, unsere Protagonistin bleibt namenlos und auch vom Charakter her wenig bemerkenswert.

Wie bereits angerissen, war das Ende nochmal spannend, wendungsreich und hatte eine bittersüße Note, was ich grundsätzlich mag. Es konnte aber über den zähen Mittelteil nicht hinwegtrösten, sodass es damit ein eher durchschnittlicher Read war und mich eher unzufrieden zurücklässt.

Das Ministerium der Zeit hat ein paar interessante Ansätze und grundsätzlich mag ich die Idee hinter der Geschichte sehr. Hinter dem Titel kann sich ein Fantasyroman, eine Liebesgeschichte oder ein Thriller verbergen und nach dem Lesen habe ich den Eindruck, die Autorin wusste auch nicht genau, in welche Richtung es gehen sollte und es ist ein wilder Mix entstanden, der dadurch etwas inkonsistent wirkt. Ich bin nicht wirklich warm geworden mit der Geschichte, obwohl der Anfang und das Ende mir gefallen haben. Vielleicht lest ihr mal in die Leseprobe rein, was ihr dazu sagt. Zumindest kann ich guten Gewissens sagen, dass das Buch definitiv mal eine Lektüre der anderen Art war.



Alles Liebe







Vielen herzlichen Dank an den Penguin Verlag für die freundliche Bereitstellung des Rezensionsexemplars!

[Rezension] Iron Widow II - Seele in Ketten von Xiran Jay Zhao

Hallo ihr Lieben,

ihr wisst ja, dass ich sehr gerne Fantasy lese, und ab und an darf es auch epische Fantasy mit besonderem Worldbuilding sein. Da kam der 2. Band von Iron Widow genau zur rechten Zeit, denn Band 1 konnte mich zuletzt schon sehr begeistern. Ich wünsche Euch ganz viel Spaß bei meiner Rezension!


Autore: Xiran Jay Zhao
Verlag: Penhaligon Verlag
Originalsprache: Englisch
Originaltitel: Heavenly Tyrant
Übersetzung: Michaela Link
Kategorie: Fantasy/ High Fantasy
2. Band von Iron Widow
768 Seiten
Broschierte Ausgabe 18,00€ (D), E-Book 9,99€ (D)
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*Dieses Buch hat mir der Penhaligon Verlag freundlicherweise als Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt. Meine Meinung bleibt natürlich vollkommen ehrlich.*


Sie beherrscht das Reich, doch ihre Seele liegt in Ketten …

Zetian hat ihr Ziel erreicht und ist die erste Herrscherin des Reiches. Endlich kann sie die Gesellschaft, die Frauen so sehr verachtet, zum Besseren verändern. Aber gelingt ihr das als gerechte und weise Regentin? Oder muss sie ihren Willen mit Gewalt und Furcht durchsetzen? Doch der Kampf gegen jene Männer, die das Patriarchat um jeden Preis beibehalten wollen, ist nicht Zetians größtes Problem. Die Götter selbst greifen ein und halten ihren geliebten Li Shimin als Geisel. Wird es den himmlischen Tyrannen gelingen, Zetians Seele in Ketten zu legen? (Quelle: penguin.de/ April 2025)



Die deutschen Ausgaben haben die Originalcover und sehen sehr schön aus. Ich mag die Illustrationen auf beiden Bänden sehr gerne. Das Tüpfelchen auf dem i wäre für mich eine Hardcover Ausgabe, aber ansonsten ist die Reihe einfach wunderschön anzuschauen. Besonders die Farbschnitte (in der Erstauflage) geben den Büchern nochmal etwas ganz besonderes.


!!! Kann SPOILER zum ersten Band beinhalten !!!

Zetian hat Qin Zheng, der über 200 Jahre eingefroren war, wiedererweckt und muss nun mit den Konsequenzen leben: Er wird zum neuen Kaiser und sie soll seine Gemahlin werden. Doch das ist nicht Zetians einzige Sorge, denn ihr Co Pilot Li Shimin schwebt weiterhin in Lebensgefahr und wird von den Göttern gefangen gehalten. Kann Zetian mit dem himmlischen Palast verhandeln?



Was soll ich sagen - ich liebe diese Reihe! Als ich gesehen habe, wie viele Seiten der 2. Band hat (schlappe 768 Seiten) musste ich erst mal schlucken, aber er hat sich so schnell weggelesen. Ich weiß nicht, wie Xiran Jay Zhao es schafft, mich über so viele hunderte Seiten zu fesseln, aber es klappt.

Die Handlung setzt nahtlos an die des ersten Bandes an und Zetian muss erst mal die Scherben ihrer Handlungen auflesen. Schnell stellt sich heraus, dass der erweckte Qin Zheng seine eigenen Pläne verfolgt und als neuer Kaiser eine Revolution anzettelt, um die sich der zweite Band hauptsächlich dreht. Dadurch wird das Buch um einiges politischer als es der erste Band war. Obwohl es sich um eine fiktive Fantasywelt handelt, lassen sich die Revolutionsgedanken sehr gut auf unsere Lebensrealität übertragen - die Kluft zwischen den Gesellschaftsschichten, Gleichheit und Gerechtigkeit sowie die Rechte und Pflichten der Frauen. Xiran Jay Zhao scheut nicht davor zurück, auch unbequeme Wahrheiten aufzuzeigen und Zetian ist eine der Stimmen der feministischen Fantasy. 

Insgesamt gibt es in diesem Band von meinem Gefühl her etwas weniger Kampfszenen und mehr innere Monologe von Zetian sowie zahlreiche Dialoge mit Qin Zheng, der Zetian zu trainieren beginnt, sowie einigen neuen Figuren, die auftauchen. Yizhi bekommt nochmal eine etwas andere Rolle zugewiesen und Zetian treibt auch der Schmerz um Li Shimin sehr um. So zeigt sich der Plot sehr vielfältig und gleichzeitig geht die Haupthandlung - der drohende Kampf mit den Göttern - eher langsam voran. Ein Stück weit liest sich dieser Band wie eine Hinleitung zum großen Finale, was aber dennoch sehr unterhaltsam war und sicherlich wichtig, um einen epischen Abschluss der Reihe zu erreichen.


Zetian ist weiterhin eine beeindruckende Protagonistin, die der Inbegriff von Female Rage ist, aber gleichzeitig auch an ihre Grenzen stößt. Als Teil der Revolution muss sie sich fragen, wie viel Veränderung sie händeln kann und wie sie Frauen möglichst gut unterstützen kann, ohne ihre eigenen Ziele über das Wohl anderer zu stellen. Qin Zheng ist ebenfalls ein großer Teil der Handlung und ebenfalls ein interessanter, vielseitiger Charakter. Hier ist niemand schwarz-weiß und genau das liebe ich an den Figuren. Dafür gibt es auch niemanden, den man so richtig mögen kann, wie ich finde. Dieser Reiz moralisch grauer Figuren macht die Reihe für mich absolut aus. Ansonsten gibt es noch ein paar neue, hauptsächlich weibliche, Nebenfiguren, die ich tatsächlich sehr ins Herz geschlossen habe. Ich bin sehr gespannt, wie es mit ihnen im nächsten Band weitergehen wird.


Der zweite Band von Iron Widow konnte mich trotz der Dicke des Buches wunderbar unterhalten. Ich liebe Zetians Welt, die Xiran Jay Zhao hier geschaffen hat. Es gab ein paar kleinere Längen, wodurch ich nicht die volle Punktzahl geben kann, aber 4/5 verdient dieser spannende Folgeband allemal.



Alles Liebe









Vielen herzlichen Dank an den Penhaligon Verlag und das Bloggerportal für die freundliche Bereitstellung des Rezensionsexemplars!