Dienstag, 19. September 2023

Mein Lesemonat August '23

Hallo ihr Lieben,

der Sommer ist turbulent, weshalb ich in den letzten Monaten nicht ganz so viel zum Lesen kam wie im Herbst und Winter. Im August sind es daher 5 Bücher geworden. Viel Spaß bei meinem Lesemonat!


Der August hinkte nicht nur quantitativ etwas, auch qualitativ war es sicherlich nicht der stärkste Monat des Jahres. Ich habe kein absolutes Highlight gehabt, 3 Bücher waren im mittelmäßigen Bereich und zwei waren gut.


Den Anfang machte "Secrets so Deep" von Ginny Myers Sain. Ich versprach mir von diesem paranormalen Thriller absolute Gänsehaut-Stimmung und jede Menge Spannung. Das erfüllen die Bücher von der Autorin nur bedingt, viel mehr handelt es sich um atmosphärischen, unterschwelligen Grusel, in denen die Spannung nicht vordergründig ist. Zwischenmenschliche Beziehungen und die Aufarbeitung der Vergangenheit werden fokussiert. Insgesamt fand ich das Buch okay, aber es war kein Highlight. Zuletzt habe ich "Dark and Shallow Lies" von der Autorin beendet und kann euch dieses Debüt besser empfehlen als diesen Thriller. Meine Rezension gibt es hier *klick*.


Eine Autorin, die ein Garant für softe Liebesgeschichten ist, ist Lilly Lucas für mich. Mit "A place to shine" hat die vierbändige Reihe rund um die Obstfarm Cherry Hill ihr Ende genommen. Dieser vierte Band konnte mich von der Liebesgeschichte her nicht ganz so überzeugen wie die anderen Bände der Reihe, insbesondere Band 2 und 3 fand ich sehr toll. Doch allein die Obstfarm in Palisade und die Dynamik der McCarthy Schwestern fühlen sich nach Nachhause kommen an. Ich bin echt traurig, dass die Reihe nun vorbei ist und kann sie euch nur wärmstens empfehlen! Wer mehr wissen möchte, kann hier meine Rezension ansehen *klick*.


"Godmode" von Manuel Schmitt sollte ein actionreicher Gamer-Roman werden, ich habe mir eine Atmosphäre wie bei "Ready Player One" erhofft. Das Buch war leider eher eine kleine Enttäuschung, da das Thema zwar sehr cool war - Videospiele existieren nicht mehr - aber die Umsetzung hatte so einige Schwächen. Ich mochte Protagonist Neil leider überhaupt nicht gerne und die Handlung war in Ansätzen gut, aber wenig ausgereift. Deswegen von mir nur eine eingeschränkte Empfehlung für die Hardcore Gamer unter euch. Mit einem *Klick* geht's zu meiner Rezension.


Weiter ging es mit dem zweiten Band der Shanghai-Dilogie von Chloe Gong, "Welch grausames Ende". "Welch grausame Gnade" hatte mich im Juli nur so mittelmäßig begeistert, ich fand die Handlung wenig spannend, bis am Ende mehr Fahrt aufgenommen wurde. Leider ging es im 2. Band der Reihe ähnlich weiter. Die Handlung an sich und auch die Figuren mochte ich sehr gerne, aber ich komme mit dem Erzählton der Autorin scheinbar nicht so klar, mir fehlt es an Spannung und einem Sog, die Geschichte immer weiter lesen zu wollen. Das Ende fand ich sehr zufriedenstellend. Ich möchte dem Spin-off ("Welch trügerisches Glück") noch eine Chance geben und hoffe, davon mehr begeistert zu werden. 


Am Ende folgte mit "Prison Healer - Die Schattenerbin" von Lynette Noni nochmal ein ziemlich gutes Buch. Ich habe diesen dritten und letzten Band der Trilogie als Hörbuch gehört und war wieder begeistert. Zwar konnte mich keiner der Folgebände so begeistern wie Band 1, aber die Reihe ist insgesamt eine sehr spannende und gute Highfantasy Reihe. Mit dem Ende habe ich so gar nicht gerechnet und hoffe sehr, dass von Lynette Noni in Zukunft noch weitere Bücher erscheinen.


Wie sah euer Lesemonat August aus? Wie viele Bücher habt ihr gelesen?



Alles Liebe

Montag, 18. September 2023

[Rezension] Der letzte Rabe des Empire von Patrick Hertweck

Hallo ihr Lieben,

lest ihr gerne Bücher für eine jüngere Zielgruppe? Ich mag Kinder- und Jugendbücher zwischendrin sehr gerne, weil ich die Erzählweise sehr zu schätzen weiß und Geschichten gerne aus kindlicher Sicht entdecke. Die Geschichte um Melvin und die mysteriösen Mordfälle im London des 19. Jahrhunderts kam mir daher gerade recht, um mal wieder meiner kindlichen Abenteuerlust zu frönen. Viel Spaß bei meiner Rezension!


Autor: 

Patrick Hertweck
Verlag: Carlsen
Originalsprache: Deutsch
Kategorie: Kinder-/Jugendbuch/Historischer Abenteuerroman
Ab 12 Jahren
Einzelband
480 Seiten
Taschenbuch 10,00€ (D), E-Book 12,99€ (D)
Kaufen? Beim Verlag oder in deinem regionalen Buchhandel



*Dieses Buch hat mir der Carlsen Verlag freundlicherweise als Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt. Meine Meinung bleibt natürlich vollkommen ehrlich.*



London 1888. Eine Mordserie versetzt die Stadt in Angst und Schrecken. Voller Entsetzen verfolgt Melvin die Ereignisse, denn er kannte jedes einzelne Opfer. Als auch noch das Mädchen getötet wird, das er heimlich liebt, setzt er alles daran, den Mörder aufzuspüren. Noch ahnt er nicht, dass in den dunklen Gassen des East End unheimliche Wesen auf ihn lauern. Und dass ihm ein einbeiniger Rabe auf Schritt und Tritt folgt …
(Quelle: Carlsen.de/September2023)


Das Cover schreit förmlich "Ich bin ein Abenteuerroman!". Wir sehen hier vermutlich Melvin, der gerade vor der Kulisse des Palace of Westminster in London läuft. Ich mag das Bild hier sehr gern, da es ziemlich gut dazu passt, wie ich mir unseren Protagonisten vorgestellt habe. Die Rückseite ist ebenfalls dunkel gehalten und zeigt eine nebelige Gasse bei Nacht, in der man lediglich die Silhouetten eines Mannes und einer Pferdekutsche erkennt. So fängt der Umschlag hier die Stimmung des Buches und den Abenteuergeist sehr gut ein. Mir hat es zudem ein Gefühl für das viktorianische Zeitalter gegeben, in dem die Geschichte spielt.


Melvin hatte bisher kein besonders einfaches Leben und schlägt sich allein auf den Straßen Londons durch. Als immer mehr Menschen in seinem Umfeld ermordet werden und die Stimmen laut werden, dass Jack the Ripper sein Unwesen treibt, begibt sich Melvin selbst auf Spurensuche und sieht sich plötzlich mit verschiedenen Parteien konfrontiert, die ihm nicht alle wohlgesonnen sind. Was steckt hinter den Londoner Morden?

Erst einmal finde ich die Idee des Buches sehr spannend, als 12-jährige Leseratte hätte mich die Londoner Kulisse und die Mordfälle sicherlich angesprochen, auch wenn ich mit der Zeit um 1888 historisch noch nicht viel anfangen konnte. Die Geschichte beginnt recht schnell, hält sich nicht viel mit Beschreibung und einer Einführung in das Setting auf, sondern ist simpel und klar gehalten. Als Kind hätte ich das sicherlich wunderbar gefunden, aus meiner Erwachsene Brille heraus fehlte mir dadurch ein bisschen der Einstieg und ich hätte sehr gerne mehr von London und der gesamten Atmosphäre der Stadt zu dieser Zeit beschrieben bekommen. Insgesamt hat die Geschichte ein sehr zügiges Erzähltempo, sodass die gesamte Geschichte nur eine Zeitspanne von einigen Tagen umfasst. Das fand ich ganz erfrischend, dass die Ermittlungen hier sehr fokussiert werden und für alle Ungedulgigen nicht Monate voller Spurensuche vergehen. Womit ich nicht ganz so klar kam, waren die sehr abgehackten Kapitel von wenigen Seiten, gekennzeichnet durch Ortswechsel. Das hat zwar für einen gewissen Sog gesorgt, aber auch oft für Verwirrung gefühlt: "Wo und bei wem bin ich jetzt gerade?". Mit der Zeit wurde es etwas besser, aber ich einfach ein Fan von klar gekennzeichneten Kapiteln am Seitenanfang.


Schreibstil & Handlung: Was der Autor trotz sparsamer Beschreibungen aber durchaus sehr gut herausstellt, sind die schweren Schicksale und Missstände des 19. Jahrhunderts, in die allein durch Melvins Perspektive Eindrücke gegeben werden. London wird als interessante, aber auch gefährliche Stadt geschildert, in der einem nicht jeder Gutes möchte und das Kämpfen ums Überleben hart sein kann. Ich kann mir gut vorstellen, dass so jüngere Leser*innen ein erstes Gefühl für die damalige Zeit bekommen und vielleicht sogar Lust haben, sich weiter mit der Zeit oder London als Stadt auseinanderzusetzen.

Das Abenteuer steht aber natürlich im Vordergrund, sodass wir es mit einer Neuinterpretation von Jack the Rippers Morden zu tun bekommen. Als 12-jährige hätte ich mich bei der Spurensuche und den vielen gruseligen Gestalten sicherlich manchmal unter der Bettdecke vergraben, denn einige Figuren fand ich ganz schön erschreckend, was die Handlung aber sehr spannend machte. Mit dem Fortschreiten der "Ermittlungen" und der Aufklärung der Morde war ich absolut fein und habe gut mitfiebern können. Einige Themen, die der Autor eher am Rande mit einfließen lässt, zum Beispiel Melvins persönliche Geschichte, das Gefühl von Zugehörigkeit und die erste Liebe, bleiben zwar recht blass, bringen der Geschichte aber auch etwas mehr Dimension; für die Zielgruppe des Buches absolut angemessen.


Figuren: Die Figuren der Geschichte haben mir gut gefallen, typisch für handlungsbasierte Geschichten sind diese zwar manchmal nur Mittel zum Zweck, sei es eine falsche Fährte zu legen oder uns Informationen zu übermitteln, aber bereichern die Geschichte durch ihre Handlungen und Dialoge. Sehr viel Tiefe und Vielschichtigkeit sucht man vergeblich, was ich bei einem Kinderbuch aber auch nicht erwarte; die meisten sind schlicht "gut" oder "böse" und nehmen Melvin nichts von seiner Heldenreise weg. 


Ende: Das Ende der Geschichte war für mich durchaus zufriedenstellend, wenn auch nicht bahnbrechend. Ich habe Melvin bei der Auflösung der Morde gerne begleitet und fand es auch okay, dass einige wenige Handlungsstränge nicht bis zum letzten auserzählt wurden, so bleibt einem immer etwas, was man selbst zu Ende spinnen kann. Ich habe inzwischen gesehen, dass der Autor noch mehr Abenteuerromane in anderen Settings geschrieben hat - wenn mir mal wieder danach ist, kann ich mir gut vorstellen, noch einmal zu einem davon zu greifen.


Mit "Der letzte Rabe des Empire" hat der Autor einen sehr runden, spannenden Kinder-/Jugendroman geschrieben, der besonders die schaurige Atmosphäre des Londons im 19. Jahrhundert transportieren kann. Die Erzählweise war mir wegen der vielen Kapitelsprünge besonders am Anfang etwas wirr, hat aber für eine hohe Dynamik und Sogwirkung gesorgt. Ich kann kleinen Abenteurern ebenso wie neugierigen Erwachsenen die Geschichte als kurzweilige, unkomplizierte Lektüre auf jeden Fall empfehlen.


Alles Liebe







Vielen herzlichen Dank an den Carlsen Verlag für die freundliche Bereitstellung des Rezensionsexemplars!

[Rezension] Dark and Shallow Lies von Ginny Myers Sain

Hallo ihr Lieben,

nachdem mich insbesondere der Erzählton von Ginny Myers Sain in "Secrets so Deep" überzeugen konnte, wollte ich unbedingt auch ihr hochgelobtes Debüt lesen. Freundlicherweise hat mir der Panini Verlag auch "Dark and Shallow Lies" zur Verfügung gestellt, sodass ich euch nun meine Meinung berichten kann - viel Spaß bei meiner Rezension!


Autorin: 
Ginny Myers Sain
Verlag: Panini Verlag
Originalsprache: Englisch
Originaltitel: Dark and Shallow Lies
Kategorie: Paranormal-Thriller
Einzelband
432 Seiten
Broschierte Ausgabe 17,00€ (D), E-Book 12,99€ (D)
Kaufen? Beim Verlag oder in deinem regionalen Buchhandel




*Dieses Buch hat mir der Panini Verlag freundlicherweise als Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt. Meine Meinung bleibt natürlich vollkommen ehrlich.*


La Cachette, Louisiana, ist der denkbar schlechteste Ort, wenn man etwas zu verbergen hat. Denn das winzige Städtchen, in dem die siebzehnjährige Grey ihre Sommerferien verbringt, ist die heimliche Hauptstadt des Übersinnlichen – und der Ort, an dem Greys beste Freundin, Elora Pellerin, sechs Monate zuvor verschwunden ist. Grey weigert sich zu glauben, dass Elora sich einfach so in Luft aufgelöst hat, genauso wenig wie sie akzeptieren will, dass niemand in einer Stadt voller Hellseher weiß, was ihr zugestoßen sein könnte. Bei ihren Nachforschungen wird allerdings sehr schnell klar, dass so ziemlich jeder in La Cachette etwas zu verbergen hat – inklusive ihrer verstorbenen Mutter, deren Geheimnisse Grey sogar aus dem Grab verfolgen. Als ein mysteriöser Fremder auftaucht, stellt sich heraus, dass die Vergangenheit von La Cachette weitaus gegenwärtiger und viel gefährlicher ist, als Grey es sich je hätte vorstellen können. In einer Stadt, in der die Dunkelheit unter der Oberfläche lauert und ein Mörder frei herumläuft, kann niemand mehr als unschuldig gelten …La Cachettes seichtes Lügengeflecht droht die Stadt nun auseinanderzureißen (Quelle: paninishop.de/September2023)


Die Gestaltung spricht mich hier enorm an! Ich weiß nicht, was es genau ist, aber ich liebe besonders das Cover. Vielleicht sind es die vielen versteckten Elemente, zum Beispiel habe ich den Alligator-Kopf erst ganz spät entdeckt, vielleicht ist es auch die Farbkombination der dunklen Blau- und Grüntöne mit den knalligen Blüten. Es fängt die Atmosphäre der Geschichte sehr gut ein und hat in der Innenklappe sogar noch einige Fotos, die als Inspiration für die Geschichte gedient haben.


Jedes Jahr kehrt Grey im Sommer nach Louisiana, La Cachette, zurück, um mit den anderen Sommerkindern, mit denen sie aufwuchs, eine unvergessliche Zeit zu haben. Doch diesen Sommer ist alles anders, da Greys beste Freundin und Zwillingsflamme Elora vermisst wird. Gemeinsam mit den anderen Sommerkindern und insbesondere Hart, Eloras Bruder, versucht Grey Elora auf die Spur zu kommen. Doch mit der Zeit ist jeder verdächtig und vermeintliche Bekannte und Freunde können in schweren Zeiten zu Verdächtigen werden...


Ich war auf diesen Debütroman der Autorin extrem gespannt, weil sie ein Händchen für sehr atmosphärische Settings und feinfühlige, psychologische Geschichten hat. Das ist mir bereits in "Secrets so Deep" aufgefallen, und erfreulicherweise zeigt sich diese Stärke in "Dark and Shallow Lies" ebenfalls. Im Gegensatz zu dem 2. Roman hat es mir hier besonders gut gefallen, dass a) nicht das Schauspiel-Thema im Fokus stand, und b) wir uns in einem Wohnort befinden, in dem die meisten von Greys Freunden beheimatet sind. Auch wenn sie selbst ein Gast ist, habe ich mich dadurch in La Cachette zu Hause gefühlt, trotz der etwas unheimlichen Stimmung. Die Autorin hat diesem Örtchen so einige mystische Besonderheiten verliehen, zum Beispiel dass viele der Bewohner Dienstleistungen der übernatürlichen Art anbieten, z.B. Wahrsagen, Liebeszauber oder ähnliches. Dadurch hat auch diese Geschichte wieder ein bisschen paranormale Einflüsse, sodass Realität, Fantasie und Wahn miteinander verschwimmen. So ergeht es auch den Sommerkindern, denen gewisse Fähigkeiten wie eine übernatürliche Empathie, Visionen und emotionale Verknüpfung mit anderen Seelen nachgesagt werden. All dies waren für mich beste Voraussetzungen für einen spannenden Thriller rund um Eloras Verschwinden.

Meine Erwartungen konnte die Geschichte in vielen Teilen erfüllen. Ohne zu viel vorwegnehmen zu wollen fand ich den "Krimifall" rund um Elora gut erzählt und spannend aufgelöst. Doch ich habe den Eindruck, dass bei Myer Sains Büchern die Fälle gar nicht das Herzstück der Geschichten sind, sondern eher die Atmosphäre des Settings und die zwischenmenschliche Interaktion der Figuren. Dadurch büßt sie meiner Ansicht nach recht viel Spannung ein, erzeugt aber eine unterschwellige, mystische Stimmung beim Lesen, was ich ebenfalls zu schätzen weiß. Deshalb hat die gesamte Umsetzung des Buches mir zugesagt, da ich auch schon wusste, auf was ich mich einlasse - Atmosphäre vor Spannung und Action. Mit dieser Erwartungshaltung hat die Autorin hier wieder großes geschaffen, und sie konnte mich noch mehr begeistern als mit "Secrets so Deep".


Der Schreibstil der Geschichte hat Wiedererkennungswert und mich in seinen Bann gezogen. Wenn ich in die Bücher der Autorin eintauche, habe ich eine Gefühlsmischung aus Nostalgie, Melancholie und einer unterschwelligen Bedrohung. Dass die Autorin so viel in mir auslöst, finde ich schon bemerkenswert. Ich glaube, teilweise liegt es an den Beschreibungen, die die Autorin besonders von den Ortschaften und der Natur sehr eindrücklich schildert. Hier hat mich die gesamte Landschaft mit den Seen, dem seichten Gewässer, dem Alligator und Schlangen beeindruckt und verstört. Die Prägung mit übernatürlichen Fähigkeiten und Angeboten der Einwohner tat ihr übriges. Die Atmosphäre hält die Autorin die gesamte Zeit aufrecht, in dem sie immer mehr kleine Informationen preisgibt und Geheimnisse ans Licht kommen, aber trotzdem die Grundstimmung schwermütig bleibt, bis zuletzt. Ihr solltet euch darauf einstellen, dass dieses Buch kein oberflächlich-spannender Thriller ist, sondern der Fall eher hintergründig ist, und das Zwischenmenschliche und das Wühlen in der Vergangenheit der Weg zum Ziel sind.


Die Figuren sind auch in diesem Debüt sehr besonders. Obwohl wir die Geschichte aus Greys Augen erleben, hatte ich die meiste Zeit eine gewisse Distanz zu ihr. Wir bekommen sehr viel aus ihrem Erleben mit, aber wer sie als Mensch ist, blieb für mich über lange Strecken des Buches unklar. Das mag damit zusammenhängen, dass sie sich gedanklich völlig von Eloras Verschwinden einnehmen lässt. Grey scheint eine sehr aufopferungsvolle Freundin und Zwillingsflamme für Elora gewesen zu sein, bis die beiden etwas entzweit hat. Gerade deshalb macht sich Grey Vorwüfe und kann Elora nicht aufgeben, auch wenn viele andere sicher scheinen, dass Elora tot sein wird. Das engste Umfeld für Grey sind die sogenannten Sommerkinder, einschließlich ihr zehn Freunde aus Kindheitstagen. Es sind bereits andere Freunde aus der Gruppe verstorben, sodass sich die tragische Geschichte von damals mit Elora zu wiederholen scheint. Obwohl Elora durch ihr Verschwinden nicht präsent ist, erfahren wir so viel über diese junge Frau, was ich spannend fand. Je nachdem, mit wem man spricht, war Elora so oder so oder so. Eindrücklich ist besonders Eloras Bruder Hart, der viel Zeit mit Grey verbringt und auch nicht aufgeben möchte, Elora zu finden. Die beiden scheinen auch noch eine gewisse emotionale Bindung zu Elora zu halten und sie zu "spüren". Nicht jeder Charakter wurde tiefergehend beleuchtet, aber insgesamt fand ich die Dynamik zwischen den Jugendlichen und auch mit den Erwachsenen, wie beispielsweise Greys Großmutter Honey, sehr gelungen. Viele Eigenschaften werden über das Verhalten der Figuren transportiert, ohne blasse Beschreibungen und übergestülpte Klischees. Wenn mir genau danach ist, werde ich gerne immer wieder zu den Büchern der Autorin greifen.



Insgesamt hat mir das Debüt von Ginny Myer Sains nochmal wesentlich besser gefallen als "Secrets so Deep" - von der Handlung her, vom Setting und den Figuren. Es handelt sich um einen sehr kurzweiligen, außergewöhnlichen Thriller, bei dem mehr die Atmosphäre und die Figuren im Fokus stehen als der eigentliche Fall des Verschwindens. Wer sich darauf einlassen mag, der bekommt hier eine besondere Geschichte über Freundschaft, Verbundenheit und Zugehörigkeit erzählt.


Alles Liebe







Vielen herzlichen Dank an den Panini Verlag für die freundliche Bereitstellung des Rezensionsexemplars!

Montag, 4. September 2023

[Rezension] A Venom Dark and Sweet von Judy I. Lin

Hallo ihr Lieben,

sicherlich haben einige von euch so wie ich auch auf den 2. Band der "Teemagie-Dilogie" von Judy I. Lin hingefiebert. Wir kehren zurück in Nings asiatische Welt und stellen uns den politischen und magischen Herausforderungen des Kaiserreichs. Viel Spaß bei meiner Rezension!


Autorin: Judy I. Lin
Verlag: Fischer Sauerländer
Originalsprache: Englisch
Originaltitel: A Venom Dark and Sweet
Kategorie: Jugendbuch/ Fantasy
Ab 14 Jahren
2. Band einer Dilogie
448 Seiten
Gebundene Ausgabe 19,90€ (D), E-Book 16,99€ (D)
Kaufen? Beim Verlag oder in deinem regionalen Buchhandel



*Dieses Buch hat mir der Fischer Verlag freundlicherweise als Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt. Meine Meinung bleibt natürlich vollkommen ehrlich.*



Die junge Tee-Magierin Ning ist auf der Flucht. Etwas Böses hat sich über das Königreich Dàxi gelegt, und der Verbannte Prinz hat den Drachenthron an sich gerissen. Gemeinsam mit der rechtmäßigen Prinzessin des Reiches sucht Ning nun nach Mutigen und Verzweifelten, die sich ihnen anschließen, um den Thron zurückzuerobern. Doch noch etwas Anderes, das sehr viel älter ist als die kleinlichen Konflikte der Menschen, ist erwacht und verfolgt Ning in ihren Träumen... (Quelle: fischerverlage.de/September2023)


Das Cover des 2. Bandes ist wie auch das von Band 1 wunderschön geworden. Ich liebe die Haptik des rauen Hardcovers und die wunderschönen Details in der Gestaltung, wie die Innenklappe. Die Optik des Buches spiegelt die Atmosphäre des Buches sehr gut wider, da Nings Welt trotz aller Bedrohung bunt,  bezaubernd und magisch ist. Ich liebe die Gestaltung beider Bände sehr und hoffe, dass viele Leser allein dadurch auf die Bücher aufmerksam werden.



!!!Kann SPOILER zu Band 1 beinhalten!!!

Ning musste aus dem Kaiserpalast fliehen, nachdem sie des Mordes bezichtigt wurde. Gemeinsam mit Prinzessin Zhen und ihrer Schwester macht sich Ning auf, um das Kaiserreich zu retten. Doch wer gut und wer böse ist, lässt sich nach kurzer Zeit nicht mehr klar voneinander trennen, als ungeahnte Gefahren Nings Zukunft und das gesamte Kaiserreich bedrohen...


Ich konnte, nachdem ich mein Wissen zu Band 1 wieder etwas aufgefrischt hatte, sehr gut in diesen 2. Band hineinfinden. Die Autorin hat das sehr elegant gelöst, in dem sie einige Entwicklungen aus dem ersten Band nebenbei einfließen lässt und uns thematisch nochmal abholt. Während Band 1 durch den Teemagier-Wettbewerb hauptsächlich im Palast spielte, gibt es hier wechselnde Settings, da Ning, ihre Schwester und die Prinzessin auf ihrer Flucht verschiedene Orte passieren. Die Beschreibungen dieser Reise haben wir gut gefallen, auch wenn ich grundsätzlich nicht so ein Fan von "Reisen" im Sinne von Wanderungen oder Fluchten bin. Die ein oder andere Länge gab es hier auch, aber alles in allem mochte ich die Erzählweise und auch das -tempo der Autorin gerne.

Insgesamt fand ich die Handlung und ihren -verlauf ziemlich spannend, besonders durch die Inspiration aus der chinesischen Mythologie. Die eher politisch geprägten Handlungsstränge haben mir etwas weniger gefallen, aber insgesamt hat sich die Waage gehalten. Die Parallelen zu "Ein Kleid aus Seide und Sternen" haben sich hier auch etwas verlaufen, sodass Nings Geschichte ihren eigenen Zauber entfalten konnte und mich sehr gut unterhielt. Die Geschichte ist eher handlungsbasiert, sodass immer wieder etwas spannendes passiert und ich die meiste Zeit von den actionreichen Szenen und den atmosphärischen Beschreibungen gefesselt war. Was mir leider etwas fehlte war die Teemagie für sich, die im ersten Band für viele magische Momente gesorgt hat. Dies ging hier etwas verloren, sodass die Geschichte beinahe ohne Magie auskommen musste.



Die Figuren mochte ich hier wieder sehr gerne, da mir einige schon im ersten Band ans Herz gewachsen sind. Allen voran Ning, die auch den ausgefeiltesten Charakter hat und durch ihre Cleverness und Güte überzeugt. Ihre Schwester und die Prinzessin lernen wir hier noch besser kennen als im Vorgänger, obwohl die beiden charakterlich gerne noch ausführlicher beschrieben sein könnten. Wir bekommen zwar einige Charakterzüge mit, aber wenn Figuren sehr perfekt, glatt oder moralisch rein beschrieben werden, fehlt mir manchmal die Plastizität und Tiefe der Figuren. Natürlich haben wir auch wieder Kang in der Geschichte mit drin, aus dessen Sicht ebenfalls ein paar Kapitel erzählt sind. Nichtsdestotrotz bleibt dies Nings Geschichte und alle anderen Charaktere müssen hier etwas zurückstecken. So auch die Liebesgeschichte zwischen Ning und Kang, was mir persönlich aber gut gefallen hat, dass diese die meiste Zeit über nicht im Fokus des Geschehens stand.

Mit dem Ende der Geschichte konnte ich hier gut leben, sodass beide Bände zusammen eine Einheit bilden und ein dritter Band aus meiner Sicht tatsächlich nicht Not tut. Ich finde es gut, dass die Autorin die Handlung nicht künstlich auf drei Bände gestreckt hat, sondern mit einer Dilogie genau den richtigen Umfang für Nings Geschichte wählte. 


Die Teemagie-Dilogie von Judy I. Lin ist eine sehr atmosphärische und zauberhafte Fantasygeschichte. Da die Handlung und die Figuren nicht zu komplex gestaltet sind, finde ich die Zielgruppe der Jugendlichen hier sehr passend gewählt, obwohl auch ich als Erwachsene mich gut unterhalten gefühlt habe. Ich kann die Geschichte besonders denjenigen unter euch empfehlen, die gerne atmosphärische, handlungsbasierte Fantasy mit mythologischen Einflüssen lesen.


Alles Liebe








Vielen herzlichen Dank an den Fischer Verlag für die freundliche Bereitstellung des Rezensionsexemplars!