Hallo ihr Lieben,
habt ihr eine Liste mit Autor*innen, von denen ihr unbedingt mal etwas lesen wollt? Bei mir gibt es diese Liste und ganz oben mit dabei ist seit vielen Jahren Mel Wallis de Vries, die für ihre Jugendthriller bekannt ist. Deshalb habe ich mich sehr gefreut, ihren neuen Thriller "Himmel oder Hölle?" nun lesen zu können. Viel Spaß bei meiner Rezension!
Originalsprache: Niederländisch
Genre: Jugendbuch/Thriller
14-16 Jahre
256 Seiten
Gebundene Ausgabe 12,00€ (D), Kindle Edition 8,99€ (D)
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*Dieses Buch hat mir der One Verlag freundlicherweise als Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt. Meine Meinung bleibt natürlich vollkommen ehrlich.*
Danielle lernt im Skiurlaub mit ihren Freundinnen den gut aussehenden Dante kennen. Der Student spielt ihrer Meinung nach in einer ganz anderen Liga, und dennoch scheint er sich für sie zu interessieren.
Zurück in Amsterdam kann Danielle ihr Glück kaum fassen, als ihr Dante zufällig wieder über den Weg läuft. Doch gerade als die beiden sich näherkommen, entdeckt sie Dantes dunkles Geheimnis: Seine letzte Freundin Florine wurde ermordet, und ausgerechnet Dante war der Hauptverdächtige. Kann Danielle ihm wirklich vertrauen? (Quelle: One Verlag/Mai2021)
Die de Vries Thriller sind wahre Eyecatcher und mir schon vor einigen Jahren ins Auge gestochen. Sie haben eine sehr einheitliche Aufmachung mit schwarzem Hintergrund und weißen Zeichnungen, die an Kreide auf einer Schultafel erinnern. Ich wurde davon extrem angesprochen und glaube, dass die inzwischen sieben Thriller nebeneinander im Regal einfach traumhaft aussehen müssen! Für die Optik bekommt das Buch schon mal die volle Punktzahl.
Danielle ist mit ihren drei besten Freundinnen in den Skiurlaub nach Österreich gefahren, um sich von einer unschönen Trennung zu erholen. Doch wider erwartend ist es nicht das Skifahren und die Zeit mit ihren Freundinnen, die den Trip interessant machen, sondern Dante, der ihr immer wieder wie zufällig über den Weg läuft und ihre Nähe sucht. Zurück in ihrer Heimatstadt Amsterdam trifft sie wie durch eine Fügung des Schicksals wieder auf ihn und die beiden treffen sich heimlich, was dramatische Konsequenzen nach sich zieht...
Das Setting der Geschichte fand ich erst mal spannend. Auch, wenn ich selber mit Skifahren und Winterurlaub wenig am Hut habe, war es interessant, Danielle und ihre Freundinnen in diesem Urlaub auf der Piste zu begleiten. Dass es ungefähr ab der Mitte noch mal einen Tapetenwechsel gibt und wir mit den Mädchen nach Amsterdam zurückkehren, war gut gemacht, da durch den Ortswechsel noch mal frischer Wind in die Handlung kam und wir Danielle in ihrem natürlichen Umfeld kennenlernen. Mir persönlich hat die zweite Hälfte spannungstechnisch auch deutlich besser gefallen, da hier viel mehr passiert, mehr Figuren ins Spiel kommen, und die Geschichte an Fahrt aufnimmt.
Was mir leider insgesamt eher weniger gut gefallen hat, sind die Charaktere. Danielle fand ich als Protagonistin ganz angenehm, obwohl sie einige Züge an den Tag legt, die ich nicht wirklich nachvollziehen konnte. Einerseits scheint sie recht reflektiert zu sein, da sie erkannt hat, dass sie sich von ihrem Ex-Freund trennen sollte. Doch sie konnte das nicht durchziehen, sodass sie weiterhin den Kontakt hält und sich nicht traut, die Verbindung zu beenden. Vielleicht ist es auch dem jungen Alter geschuldet, doch dabei habe ich sie etwas rückratlos erlebt. In der Beziehung zu Dante fand ich sie wiederum recht naiv und kopflos, einem fremden Mann so schnell zu vertrauen und sogar bei ihm zu übernachten. Außerdem lügt sie sehr viel und reitet sich so in viele Schwierigkeiten hinein. All das hat es mir letztendlich schwer gemacht, Mitleid mit ihr zu haben.
Von Danielles Freudinnen mochte ich nur Madelief gerne, die anderen beiden waren von Anfang an sehr unangenehm, zickig und herabwürdigend. Ich habe mich gefragt, wie Danielle überhaupt mit den beiden befreundet sein kann, geschweige denn mit solchen Personen in den Urlaub fahren kann. Mit 14 oder 15 Jahren hätte ich es vielleicht verstehen können, weshalb man sich solche Freundinnen aussucht, doch mit Anfang 20 hätte ich auch hier etwas mehr Reife erwartet.
Dante mochte ich leider auch nicht wirklich. Er ist sehr offensiv, was sein Interesse an Danielle angeht, wodurch die Anmache und die ständige Kontaktaufnahme etwas plump und aufdringlich wirkte. In Amsterdam beginnt er eine toxische Art der Beziehung, in dem er Danielle immer wieder lockt und wegstößt, sie im Endeffekt eher ausnutzt, ohne dass sie es bemerkt.
Alles in allem bin ich mit den meisten Figuren nicht wirklich warm geworden, konnte ihre Handlungen nicht nachvollziehen und keine Bindung zu ihnen aufbauen. Ich hätte mir etwas mehr Tiefe gewünscht und die Gedankengänge der Figuren besser zu verstehen.
Zwischendurch gibt es immer wieder kurze Kapitel, in denen eine Entführung aus Sicht des/der Täter*in beschrieben wird, was bei mir aber leider nicht so richtig für Spannung sorgte, sondern wegen des geringen Informationsgehalts eher überflogen wurde.
Dantes Ex-Freundin, die im Übrigen in der Kurzbeschreibung Florence heißt und in meinem Exemplar Florine, spielt eine eher kleine Rolle, da ihr Tod bereits einige Jahre zurückliegt, und hier wirkt, als würden Themen der Vergangenheit noch mal aufgewärmt werden. Auch hier missglückte es in meinen Augen, die Leser*innen mit neuen Erkenntnissen zu locken und Verdächtigungen in andere Richtungen anzustellen.
Was ich positiv herausstellen möchte, ist die Auflösung am Ende. Auch, wenn ich dem/der Täter*in auf der Spur war, war es trotzdem sehr interessant die Beweggründe zu erfahren und an dieser Stelle noch mehr Hintergrundinformationen zu bekommen. Ich fand die Auflösung psychologisch auch recht dicht und plausibel.
Am Anfang des Buches wird eine Triggerwarnung ausgesprochen, die am Ende des Buches zu finden ist. Diese Lösung finde ich klasse, da man bei Bedarf dort nachschauen kann, aber alle anderen Leser*innen nicht gespoilert werden.
Leider konnte mich mein erster de Vries Thriller nicht so überzeugen, wie erhofft. Ich kann mir vorstellen, dass er mich im Alter der genannten Zielgruppe, zwischen 14 und 16 Jahren, durchaus begeistert hätte, doch mit Mitte 20 erhoffe ich mir mehr von einem guten Thriller. Die Figuren wirkten auf mich deutlich jünger als beschrieben, ihre Handlungen waren für mich oft nicht nachvollziehbar und der Verlauf der Geschichte zwischendurch spannungsarm und vorhersehbar. Ich probiere es vielleicht noch mal mit einem anderen Thriller der Autorin, die durchweg tolle Bewertungen haben. Vielleicht war es nicht das beste Buch von ihr, um einzusteigen. Jüngeren Leser*innen kann ich das Buch ans Herz legen, wenn sie einen seichten Einstieg in das Thriller Genre suchen.
Alles Liebe
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