Hallo ihr Lieben,
heute möchte ich euch eine frische Neuerscheinung aus dem Fischer Tor Verlag vorstellen. "Emily Wildes Enzyklopädie der Feen" wird als cozy Fantasy beworben, weshalb ich neugierig auf die Geschichte geworden bin. Ob das Buch meine Erwartungen erfüllen konnte erfahrt ihr nun - viel Spaß!
Originalsprache: Englisch
Originaltitel: Emily Wilde's Encyclopedia of Fairies
Kategorie: Fantasy
Auftakt einer Reihe
416 Seiten
Gebundene Ausgabe 22,00€ (D), Kindle Edition 16,99€ (D)
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*Dieses Buch hat mir der Fischer Verlag freundlicherweise als Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt. Meine Meinung bleibt dennoch vollkommen ehrlich.*
Die Cambridge-Professorin Emily Wilde ist in vielem gut: Sie ist die führende Expertin für Feen, eine geniale Gelehrte und akribische Forscherin, die die erste Enzyklopädie über Feenkunde verfasst. Allein mit Menschen kommt sie nicht zurecht und zieht die Gesellschaft ihrer Bücher, ihres Hundes Shadow und des Feenvolkes vor. Als sie für ihre Forschung in das verschneite Dorf Hrafnsvik reist, hat Emily nicht vor, sich mit den ruppigen Einwohnern anzufreunden. Ebenso wenig möchte sie Zeit mit ihrem akademischen Rivalen Wendell Bambleby verbringen, der mit seinem unerträglichen Charme die Dorfbewohner um den Finger wickelt, sich in Emilys Arbeit einmischt und sie völlig verwirrt. Doch während Emily den Geheimnissen des verborgenen Feenvolkes auf den Grund geht, kommt sie auch einem anderen Rätsel auf die Spur: Wer ist ihr Kollege Wendell Bambleby, und was will er wirklich? Um die Antwort zu ergründen, muss sie erst das größte Geheimnis von allen lüften - ihr eigenes Herz (Quelle: fischerverlage.de/Mai2023).
Die Gestaltung des Buches ist eine der schönsten, die ich im Frühjahrsprogramm der Verlage entdecken konnte. Ich finde den großen Titelschriftzug, umringt von Pflanzen und Pilzen wunderschön. Zudem passt das Cover hervorragend zu der Geschichte, die von Naturbeschreibungen und einer gewissen Schlichtheit lebt. Im englischsprachigen Raum gibt es noch ein beiges Cover mit etwas mehr farbigen Elementen, das gefällt mir ebenfalls gut, wirkt aber etwas zu verspielt für die Geschichte.
Emily Wilde, eine Koryphäe auf dem Gebiet der Erforschung von Feen, reist in das nordeuropäische Dorf Hrafnsvik, um die dort heimischen Feen zu untersuchen und ihrer Enzyklopädie hinzufügen zu können. Doch sie bleibt nicht lang allein, denn ihr Kollege Wendell Bambleby reist ihr mit zwei Studenten hinterher, was Emily anfangs so gar nicht gefällt. Doch allmählich nähern sich die beiden an und müssen den Dorfbewohnern gemeinsam helfen, als mehrere Mädchen aus dem Dorf verschwinden...
Erst einmal muss ich von der großartigen Idee schwärmen, die die Autorin hier hatte. Die nordeuropäische, insbesondere isländische, Mythologie birgt so viele wundervolle Sagen über Feen, dass sie viel häufiger in Fantasybüchern erwähnt werden sollte. Gepaart mit den schönen Landschaftsbeschreibungen des Dorfes und der Umgebung war eine tolle Atmosphäre der Geschichte vorprogrammiert.
Emily reist in Hrafnsvik an und begegnet vielen unterschiedlichen Dorfbewohnern, obwohl sie am liebsten mit ihrem Hund Shadow allein ist. Ihre etwas verschrobene Art gepaart mit den teils schrulligen Dorfbewohnern hat für einige amüsante Szenen gesorgt. Und natürlich stellt sich direkt die Frage, wann wir auf Feen treffen. Einige Begegnungen fand ich in dieser Hinsicht sehr spannend, so freundet sich Emily mit einer Fee im Wald an und besucht ein Paar, dem ein Wechselbalg untergejubelt wurde. Doch insgesamt hätte ich erwartet, viel mehr Feen kennenzulernen. Da die Geschichte mit "Für Fans von Holly Black" beworben wird, habe ich gedacht, wir tauchen noch mehr in die Feenwelt ein, wie es bei "Elfenkrone" mit der Elfenwelt der Fall ist. Zum Ende hin kommt dahingehend noch ein bisschen was, aber ich hätte mich gefreut, schon früher noch mehr über die Lebensweise der Feen und ihre Welt zu erfahren.
Besonders interessant fand ich den Schreibstil des Buches. Da Emily Wissenschaftlerin ist und das Buch aus ihren Tagebucheinträgen besteht, erwartet uns hier ein eher sachlicher, nüchternen Schreibstil. Nach kurzer Zeit war ich damit vertraut und empfand das als sehr passend für die Geschichte. Fußnoten zu Erkenntnissen der Feen-Forschung oder Querverweise zu Fachliteratur haben das ganze wunderbar ergänzt. Ich muss aber auch sagen, dass ich mich durch die Erzählform des Tagebuches der Handlung nicht ganz so nah gefühlt habe und wenig Spannung aufkam. Das ist vielleicht bei einer "cozy" Geschichte auch nicht der Fokus, aber hier und da empfand ich die Geschichte leider doch etwas langatmig, besonders im Mittelteil des Buches. Als kleines Logikloch sind recht früh in der Geschichte die Studenten aus dem Nichts abgereist, und Emily und Wendell interessieren sich überhaupt nicht dafür und danach wird das auch gar nicht mehr erwähnt.
Die Charaktere des Buches sind eigenwillig, was ich prinzipiell gut fand. Wie angedeutet hat mir Emily mit ihrer introvertierten, sachlich-prägnanten Art gut gefallen. Die Dorfbewohner sind mir mehrheitlich leider nicht ganz so in Erinnerung geblieben, da ich mir ihre isländischen Namen nicht gut merken konnte und dadurch öfter mal durcheinandergeworfen habe. Doch meine Begeisterung für die Geschichte ging mit der Ankunft von Wendell bergab. Ihn mochte ich als Charakter leider gar nicht. Im Zusammenspiel mit Emily gab es den ein oder anderen guten Schlagabtausch, aber auch ihre "Hassliebe" konnte ich den beiden nicht wirklich abkaufen. Das Geheimnis, das Emily im Verlauf der Geschichte über Wendell erfährt, empfand ich nicht als geheimnisvoll, da Emily bereits seit langem eine Vermutung hegte, die sich einfach nur bestätigte. Leider wurde ich bis zum Ende und trotz einiger Erläuterungen für sein Verhalten mit unserem männlichen Protagonisten nicht mehr warm und konnte die Annäherung zwischen Emily und ihm dadurch auch schwer nachvollziehen.
Die Begegnungen zwischen Emily und den Feen dagegen fand ich äußerst interessant, da wir von Emily immer wieder Erklärungen zu den Feenarten und -gattungen bekommen, und dann einzelne Exemplare hautnah zu erleben und wie Emily mit ihnen spricht und verhandelt, hat mir sehr gefallen. Davon hätte ich mir viel mehr gewünscht.
Während der Mittelteil des Buches sehr vor sich hinplätschert überschlagen sich am Ende die Ereignisse. Hier hat mich die Geschichte wieder etwas packen können, doch auch das versöhnliche Ende kann die Schwächen der Geschichte für mich nicht wieder vollends rausreißen. Im Januar nächsten Jahres soll im Englischen eine Fortsetzung erscheinen ("Emily Wilde's Map of the Otherlands"), zum jetzigen Stand glaube ich nicht, dass ich die Reihe weiterverfolgen möchte.
Emily Wildes Abenteuer in Island hatte die besten Voraussetzungen, eine wunderbar mystische Geschichte über die Welt der Feen zu werden, hat aber leider nicht ganz meinen Geschmack getroffen. Die Geschichte war mir etwas zu langatmig erzählt und der männliche Protagonist konnte mich bis zum Ende nicht wirklich begeistern. Ich kann mir aber durchaus vorstellen, dass Leser*innen von ruhigen, atmosphärischen Geschichten hier ihre Freude dran haben. Am besten lest ihr mal eine Leseprobe, ob euch die Erzählart zusagt.
Alles Liebe
Vielen herzlichen Dank an den Fischer Verlag für die freundliche Bereitstellung des Rezensionsexemplars!
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