Freitag, 28. Juni 2013

[Rezension] Rotkäppchen muss weinen von Beate Teresa Hanika

Fina ist zurzeit versunken in:Autorin: Beate Teresa Hanika
Gebundene Ausgabe
Verlag: Fischer Schatzinsel
Seitenzahl: 224
Teil einer Reihe? Nein.
Genre: Jugendbuch
Themen: Sexueller Missbrauch, Angst, Familie, Liebe, Freundschaft
Empfohlenes Alter: 12- 15 Jahre
Preis/ neu: 12, 95€ (D)

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Er nennt sie Rotkäppchen, als er sie mit einem Korb am Fahrradlenker den Berg hinabfahren sieht. Rotkäppchen - weil in dem Korb Wein und Essen sind für den Großvater, dessen Einsamkeit nur ein Vorwand ist. Rotkäppchen - weil der Weg aus dem Wald dunkel und steinig ist. Rotkäppchen - weil der Wolf sie längst in seiner Gewalt hat ...

Beate Teresa Hanika erzählt einfühlsam und sensibel die Geschichte von einem Mädchen in größter Not - aber auch von einer Freundschaft so weit wie der Himmel und von einer ersten Liebe so zart wie Schneeflockenfedern. (Quelle: Amazon.de)


Dazu muss ich sagen, dass ich eine andere Ausgabe besitze. Meine stammt aus dem Hautnah Verlag und ist sehr wenig verbreitet. Ich finde beide Cover sehr schön gestaltet, wobei das Fischer Cover durch seine schlichte, unaufdringliche Art wenig darauf schließen lässt, worum es in diesem Buch geht. Dafür ist meine Ausgabe dabei doch schon sehr deutlich und weist auf die schreckliche Thematik dieses Buches hin. Ich finde beide Ausgaben durchaus gelungen und ansprechend. So kann sich jeder Leser ganz einfach aussuchen, welches Cover für ihn schöner ist.

 

Hier fängt es leider auch schon an, ein wenig Kritik zu regnen. Ich habe mich nur schwierig unf langsam an den Stil gewöhnen können. Frau Hanika hat einen sehr einfühlsamen, leisen, zarten und vor allem ruhigen Schreibstil. Dieser passt hervorragend zur Geschichte, war mir aber häufig ein wenig zu langatmig und gestreckt. Wer aber die Thematik des Buches fühlen möchte, diese schleppende Schwere und Beklemmung, für den kann der Stil durchaus etwas sein, da er diese Eigenschaften des Buches auch in der Sprache gut transprotiert. Mir wurde es mit der Zeit ein wenig zu beklemmend, wodurch ich längere Lesepausen einlegte und etwas länger für die eher wenigen Seiten brauchte. Der Schreibstil ist hier einfach Geschmackssache und sollte einen aber nicht davon abhalten, zu diesem Buch zu greifen. Für den einen mag es stimmungsvoll sein, für mich war es eher träge und ein bisschen zu gezogen.


Thema/ Inhalt:
Malvina hütet ein großes Geheimnis. Davon weiß keiner. Nicht ihre beste Freundin Lizzy, nicht ihr großer Bruder Paul, nicht ihre Eltern. Denn immer, wenn Malvina zu ihrem Opa fährt, passieren die schlimmsten Dinge. Es hilft kein Flehen und kein Betteln, sie muss immer zu ihm fahren. Ihre Andeutungen werden abgetan, ihre Angst wächst stetig. Nur bei Klatsche, einem Jungen aus der Umgebung, fühlt sie sich geborgen und ist ein bisschen glücklicher. Wird Malvina es schaffen, sich zu öffnen und alles zu erzählen? 

Idee/ Umsetzung: 
Dieses doch sehr heikle und ernste Thema ist ein eher selten verwendetes Thema und demnach ist die Idee der Autorin, dieses Tabuthema aufzugreifen genauso mutig wie wichtig. Sehr gut kommt die beklemmende, verzweifelte Stimmung des Buches rüber und man wird sehr zum Nachdenken angeregt. Wie würde man sich selbst verhalten? Malvina muss so stark sein und ihre Familie habe ich mit der Zeit immer mehr gehasst. Am schlimmsten war die Ignoranz der Eltern und die verschlossenen Augen, wenn es der eigenen Tochter zusehends schlechter ging. Solche Tatsachen machen mich sehr traurig und wütend und dabei hat die Autorin ganze Arbeit geleistet, da sie so einfühlsam und auch sehr bildhaft und symbolisch von solch schrecklichen Taten erzählt. Die Umsetzung ist somit auch gut gelungen, wenn ich auch kein Fan des Schrebstils war. Es gehört sehr viel dazu ein Tabuthema zu nehmen und es in eine mitreißende Geschichte zu verpacken, aber das ist Frau Hanika gut gelungen. Sie konnte mich fesseln, nachdenklich stimmen und berühren!

Charaktere:
Malvina ist ein zu Anfang 13-jähriges Mädchen, das genauso lebt, wie alle anderen in ihrem Alter. Sie hat eine beste Freundin und eine Familie, welche sich aber eher wenig um sie sorgt. Dadurch verbringt sie sehr viel Zeit draußen und hat außerdem die Aufgabe, ihren kranken Großvater mit Essen zu verosrgen. Und genau das ist die Hölle für das Mädchen. Die Autorin hat bei Malvina das Alter sehr treffend beschrieben. Sie ist in der Phase, in der sie viel nachdenkt über das Leben und versucht, sich selbst zu finden. Ihre Gefühle und Ängste sind äußerst bildhaft und haben manchmal für echte Gänsehaut gesorgt. Wie sie mit der Situation umgeht ist wirklich bemerkenswert. Malvina ist so stark und überlegt, hat aber natürlich wahnsinnige Angst, ihre Probleme zu schilder, wie es bei den meisten Fällen ist. Es geht um Scham und Angst. All diese Eigenschaften hat die Autorin wunderbar beschrieben und Malvina ist mir ans Herz gewachsen. Ich wollte sie in den Arm nehmen und ihr helfen, sich zu öffnen und wieder glücklich zu sein.

Diese Rolle hat dann zum Glück Klatsche ein Stück weit übernommen. Ihn mochte ich auch sehr gerne. Zuerst ein eher unscheinbarer Junge, aber im nachhinein genau das, was Malvina als Anstoß brauchte. Nämlich Liebe, Geborgenheit und Schutz, den ihre Familie ihr nicht gegeben hat.

Die anderen Randfiguren wie Lizzy oder auch die Nachbarin des Opas sind allesamt gut gezeichnet und tragen ihren Teil zu der Geschichte bei. Bei solchen Schicksalen gibt es immer viele verschiedene Reaktionen und Verhaltensweisen, die die Autorin auch hier gut dargestellt hat. Wie verhalte ich mich als Schwester, wie als Freundin? Diese Fragen werden im Laufe der Geschichte ebenfalls beantwortet.
Das Buch lebt von den Charakteren und wurde dadurch um einiges berührender.

Ende:
Ob Malvina es schafft, sich jemandem anzuvertrauen und dem Schrecken ein Ende zu setzen, bleibt natürlich offen. Es bliebt nur zu sagen, dass ich die Schilderung bis zum Ende hin realistisch fand und immer noch an Malvina zurückedenke, was sie nun wohl macht und wie es ihr geht. Wenn ein Buch das schafft, ist es auf jeden Fall sehr gelungen!


Ein Jugendbuch mit einem selten behandelten Thema, aber großer Wirkung! Wenn ihr euch nicht an einem ruhigen, leisen und teilweise auch etwas zähem Schreibstil stört, kann ich euch das Buch nur empfehlen. Es ist mal etwas ganz anderes und ist sehr berührend und einfühlsam geschrieben. Wer sich für das Thema interessiert, erwischt hier ein gutes Buch dazu, da man mit der Protagonistin mitfiebert und mitfühlt. Da der Schreibstil mich nicht ganz mitreißen konnte, gibt es von mir 4 von 5 Drachen!




Beate Teresa Hanika, geboren 1976 in Regensburg, ist Fotografin. Ab 1997 arbeitete sie mehrere Jahre als Model in verschiedenen europäischen Städten. Bereits seit ihrem zehnten Lebensjahr schreibt sie Geschichten und Gedichte. Sie lebt mit ihrer Familie in einem kleinen Ort in der Nähe von Regensburg. Ihr erster Roman ›Rotkäppchen muss weinen‹ wurde u.a. mit dem Oldenburger Kinder- und Jugendbuchpreis 2007 und dem Bayerischen Kunstförderpreis 2009 ausgezeichnet und für den Deutschen Jugendliteraturpreis 2010 nominiert.

3 Kommentare:

  1. Hey :) Das Buch möchte ich auch noch lesen, die Thematik finde ich sehr interessant und der Klappentext klingt auch ziemlich gut. Schöne Rezension!

    LG, Livi

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  2. Das Buch klingt gut, aber ich mag da doch lieber reale Erzählungen. Ich kann mich immer besser mit solchen schreibstilen anfreunden, weil diese Leute nicht ein Buch schreiben um zu unterhalten, sondern von ihrem Leben und ihrer Geschichte zu erzählen.
    Ich kann dir da 'Flüsterkind' wärmstens empfehlen.

    Liebst, Lotta. ♡

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  3. Hey!
    Wie gesagt eine reale Erzählung wäre 'Flüsterkind' von Mona Michaelsen. Ein weiteres Tabuthema wird behandelt in 'Bis auf den Grund des Ozeans' von Julia Tavalaro. Da geht es um Wachkoma und dass die Frau das alles mitbekommen hat und sie geschlagen und gekniffen wurde und so, erzählt eben ihre Erlebnisse damit. Wirklich bewegend, muss man sagen.
    Zwei wirklich unglaublich gute Bücher und vor allem nix für Schwache nerven.. :/

    Liebst, Lotta

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