Dienstag, 24. Mai 2016

[Rezension] Ziemlich gute Gründe, am Leben zu bleiben von Matt Haig

Autor: Matt Haig
Gebundene Ausgabe
Seitenzahl: 304 Seiten
Teil einer Reihe? Ein Einzelband.
Genre: Biografie
Originaltitel: Reasons to stay alive

Übersetzer: Sophie Zeitz
Themen: Depression, Angststörung, Leben, Krankheit, Liebe, Zusammenhalt, Hoffnung

Preis: 18,90€ (D)                                       

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Ein Buch, das es eigentlich gar nicht geben dürfte. Denn mit gerade mal 24 Jahren wird Matt Haig von einer lebensbedrohlichen Krankheit überfallen, von der er bis dahin kaum etwas wusste: einer schweren Depression. Es geschieht auf eine physisch dramatische Art und Weise, die ihn buchstäblich an den Rand des Abgrunds bringt. Dieses Buch beschreibt, wie er allmählich die zerstörerische Krankheit besiegt und langsam ins Leben zurückfindet. Eine bewegende, witzige und mitreißende Hymne an das Leben und an das Menschsein – ebenso unterhaltsam wie berührend. »Ich habe dieses Buch geschrieben, weil letztendlich doch etwas dran ist an den uralten Klischees: Die Zeit heilt alle Wunden, und es gibt ein Licht am Ende des Tunnels, auch wenn wir es zunächst nicht sehen können. Und manchmal können Worte einen Menschen tatsächlich befreien.« Matt Haig
(Quelle: Amazon.de)


Es macht neugierig, ohne zu aufdringlich zu sein...
Ich hätte das Buch vielleicht gar nicht wahr genommen, wären nicht schon zahlreiche positive Stimmen durchs Internet geschwirrt, sodass ich dieses Buch auch unbedingt lesen wollte. Mit seinem schneeweißen Kleid und dem schwarzen Männchen wirkt es so unscheinbar, als hätte es nicht so viel zu erzählen. Lediglich die bunten Buchstaben des Titels geben einen Eindruck, wie viel Lebensfreude, Energie und Farbe in diesem kleinen Büchlein steckt. Also von der Optik bloß nicht täuschen lassen und ins Innere schauen.


Ich wurde trotz des ernsten und traurigen Themas des Buches unheimlich gut unterhalten und erstaunlicherweise ist dieses Buch, das von Depression, Angst und verlorenem Lebensmut handelt, zum Teil auch wirklich witzig, inspirierend und hoffnungsvoll. In jeder Zeile steckt Kraft und vielleicht auch etwas Stolz, nach solch schweren Zeiten wieder sagen zu können, dass man glücklich ist. Besonders die vielen Zitate haben das Buch für mich ganz besonders gemacht (Ich liebe Zitate!) und mit der humorvollen Art des Autors und dem abwechslungsreichen Stil (Aufzählungen, Fließtext, Listen etc.) fliegen die Seiten nicht nur viel zu schnell dahin, man bekommt ganz viel in diesem 300 Seiten mit auf den Lebensweg- was will man mehr?


Wie bereits erwähnt und auch im Klappentext geschildert, schreibt der Autor, Matt Haig, hier seine persönlichen Erfahrungen mit der Depression, Angststörung und seinem Weg zurück ins positive Leben nieder. Bei Lektüre mit biographischen Einflüssen finde ich es immer sehr schwierig, das Buch tatsächlich zu "bewerten", weil ich das Gefühl bekomme, man urteilt über das Leben des Autors. Deshalb möchte ich lediglich meine Gedanken preisgeben, die mich beim Lesen des Buches ereilten und wie ich mich gefühlt habe.


Was mich erst einmal irritierte war die vollkommen eigensinnige Gestaltung des Buches. Bestehend aus Listen, vielsagenden Überschriften und Fließtexten geht das ganze Lesevergnügen mit sehr viel Abwechslung einher und hat trotz ernsten, schweren Themen eine leichte Struktur und sehr großen Unterhaltungswert. Was mich dagegen eher im Lesefluss hinderte waren die Themensprünge. Durch die kurzen Kapitel geht es immer hin und her, von den Symptomen, über persönliche Erlebnisse, zurück zu Behandlung und Gedanken in schweren Zeiten. Diese ganzen ungeordneten Themenblöcke kamen mir etwas zu durchmischt daher, wodurch ich keinen roten Faden entdeckte. Das muss ja auch nicht der Fall sein und sicher wollte der Autor einfach seine Gedanken niederschreiben, doch für mich machte es das Lesen etwas holprig.

Dafür war es unheimlich spannend, das Leben des Autors ein bisschen kennenlernen zu dürfen und auch einen Einblick in die Welt der Depressionen zu bekommen. Ich bin damit noch nie konfrontiert wurden und war vor allem überrascht von den vielen irrtümlichen Vorstellungen, die man als Außenstehender von dieser Krankheit hat. Aus diesem Buch geht man nicht nur schlauer heraus- man bekommt auch eine Menge Stoff zum Nachdenken- über das Leben und seinen Sinn, über Liebe, die Menschen und Hoffnung. Deshalb sollte man sich nicht von den Krankheitsbildern abschrecken lassen, wenn man davon nichts lesen möchte. Wie der Titel schon ganz treffend sagt, geht es um Gründe, am Leben zu bleiben, das Leben zu lieben und aus Krisen herauszukommen. Ich habe für mich ganz viel aus der Lektüre mitgenommen und möchte gerne noch weitere Bücher des Autors lesen.

Ein weiterer Aspekt, den ich unbedingt noch gesondert erwähnen möchte, ist der Humor des Autors. Man kann sich kaum vorstellen, wie ein so lebensbejahender Mann mit so weisen Worten tatsächlich so dunkle Stunden in seinem Leben hatte. Seine Art zu schreiben ist unverkennbar und gespickt mit interessanten Fakten über uns Menschen, vielen treffenden Zitaten von weisen Menschen aus aller Welt und einem sehr positiven, hoffnungsvollen Unterton war das Lesen dieser Lektüre einfach nur eine Freude, die Mut macht und zeigt, was wichtig im Leben ist.


Ich bereue es keinenfalls, diese Geschichte gelesen zu haben. So dünn, und doch so voller Leben, schlauen Sprüchen, die man sich alle über den Schreibtisch hängen sollte, und trotz des Themas der Depression und Angststörung hat mich dieses Buch in erster Linie glücklich gemacht und sagt ganz deutlich: Lebe im jetzt, genieß dein Leben! Und das sollten wir uns alle zu Herzen nehmen.


4 Kommentare:

  1. Ich habe von diesem Buch bisher nur am Rande mitbekommen, aber jetzt landet es gleich auf meiner Wunschliste. So ein lebensbejahendes Buch kann doch jeder mal gebrauchen! Und die Art des Buches mit Zitaten, Listen, Fließtext etc. klingt mal nach einer schönen Abwechslung. Danke für den Tipp! :)
    Alles Liebe
    Filo

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  2. Ich habe das Buch auch vor allem wegen der vielen positiven Rezensionen gelesen und weil Clärchen so begeistert von einem anderen Buch des Autors war. Ich bin froh, dass ich darauf aufmerksam geworden bin.

    Den Stil fand ich auch echt schön abwechslungsreich. Dadurch, dass das Buch zwischen den Themen und Textsorten springt, ist es leicht zu lesen und nicht so deprimierend.

    Die Bewertung ist mir aus denselben Gründen wie dir auch schwergefallen.

    Das mit dem fehlenden roten Faden hat mich auch etwas gestört, aber gleichzeitig fand ich genau das faszinierend.

    Ich habe aus der Lektüre auf jeden Fall auch eine Menge mitgenommen. Und für dich als Psychologiestudentin war das doch sicher erst recht interessant ;).

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    1. Ja, gerade der Psychologie Bezug ist spannend, aber wir machen im Studium leider noch sehr wenig in der klinischen Richtung.

      Viele Grüße
      Fina

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