Mittwoch, 30. November 2016

[Rezension] Ich gebe dir die Sonne von Jandy Nelson

Autorin: Jandy Nelson
Verlag: cbt Verlag
Originaltitel: I'll give you the sun
Gebundene Ausgabe
Seitenzahl: 480 Seiten 
Teil einer Reihe? Nein.
Genre: Jugendbuch 
Empfohlenes Alter: ab 14 Jahren 
Themen: Zwillinge, Freundschaft, Schicksal, Liebe, Eifersucht, Familie
Preis: 17,99€ (D)
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Am Anfang sind Jude und ihr Zwillingsbruder Noah unzertrennlich. Noah malt ununterbrochen und verliebt sich Hals über Kopf in den neuen, faszinierenden Jungen von nebenan, während Draufgängerin Jude knallroten Lippenstift entdeckt, in ihrer Freizeit Kopfsprünge von den Klippen macht und für zwei redet. Ein paar Jahre später sprechen die Zwillinge kaum ein Wort miteinander. Etwas ist passiert, das die beiden auf unterschiedliche Art verändert und ihre Welt zerstört hat. Doch dann trifft Jude einen wilden, unwiderstehlichen Jungen und einen geheimnisvollen, charismatischen Künstler...(Quelle: Amazon.de/ November 2016)


Von diesem habe ich mich auch hier wieder bezuckern lassen. Man braucht wirklich nicht viel, um mich zu begeistern. Einen schön schlichten Hintergrund in Sandfarbe, und einen Schriftzug der mit bunten Sonnenstrahlen ummantelt ist- das reicht schon. Doch hier finde ich die Wortspielerei mit Titelbild und Name des Buches einfach unheimlich süß und auch die Kurzbeschreibung hat mich neugierig werden lassen. Das Cover wurde nahezu 1:1 vom Original übernommen und bei diesem Exemplar bin ich darüber sehr froh- sehr gelungen.


Zu Anfang hatte ich Probleme, in den Lesefluss zu kommen, da mir die Art der Sätze etwas holprig schien und auch zum Teil mit Metaphern, Wortbildern und Vergleichen gearbeitet wird. Prinzipiell bin ich ein großer Fan von bildhafter Sprache und so kam ich von Kapitel zu Kapitel auch immer besser in die Geschichte hinein. Damit wären wir auch schon bei dem Aspekt, der dieses Buch von anderen abhebt- der doch sehr besondere, ein wenig verträumte und wortreiche Stil der Autorin. 
Trotzdem ist der Lesefluss nicht immer so locker-flockig, wie ich es mir gewünscht hätte und auch eine dauerhafte Spannung zog sich für mich nicht durch gesamte Geschichte. Wenn man diese Art von Schreibe mag und auch ruhige Passagen genießen kann,  so ist dieses Buch auf jeden Fall was für einen, weil man auch zwischen den Zeilen etwas zu lesen hat, das Kopfkino anschalten kann und dadurch auch die Charaktere facettenreicher werden. Ich habe mich nach einigen Einstiegsproblemen gut in den Stil einfinden können und zum Ende hin die besondere Sprache sehr genossen, da sie einfach mal ein wenig Abwechslung bietet.


Familiendramen hat man schon sehr oft gelesen und da der Klappentext diesbezüglich nicht viel verrät, ist dieses Werk in gewisser Weise ein wahres Überraschungsei. Doch abgesehen von dem großen Geheimnis um die Beziehung zwischen Jude und Noah hält dieses Jugendbuch vielseitige Aspekte bereit, von denen mir vieles gut gefallen hat.

Wir werden ziemlich plötzlich in die Handlung hineingeworfen und die Figuren werden uns durch ihre Gedanken und Handlungen vorgestellt. Dadurch wird von Anfang an viel auf eigene Vorstellungskraft gesetzt und wir müssen uns selber ein Bild von den Figuren schaffen. Obwohl dies etwas irritierend wirken könnte, habe ich von den Charakteren dadurch viele Facetten kennengelernt, die ich selber einordnen musste und die Figuren so in meinem Kopf zum Leben erweckt wurden. Diese Vorstellung hat mir sehr gefallen, weil man trotz weniger direkter Worte die Figuren ganz persönlich und unterschwellig kennenlernt, während man schon mitten in der Geschichte steckt.

Gerne möchte ich auch zu den Beziehungen zwischen den Charakteren etwas sagen. Die Protagonisten haben ihren eigenen Kopf und sind mir  als sehr individuelle und starke Persönlichkeiten im Gedächtnis geblieben. Vor allem Noah hat schon anfangs durch seine Homosexualität mit Vorurteilen, Hänseleien und sogar körperlichen Angriffen zu kämpfen. Seine Art mit diesen Situationen umzugehen habe ich sehr bewundert und so kann man zwischen vielen Figuren in diesem Buch eine besondere Art der Beziehung beobachten und die Dialoge scheinen immer sinnbehaftet und regen zum Nachdenken an.

Wie eben schon angeklungen spielt die Autorin in diesem Buch mit vielerlei verschiedenen Themen, die zum Teil am Rand erwähnt werden, manchmal aber auch eine präsentere Rolle bekommen. Es geht um verschiedenste Formen von Liebe und dies auch nicht so platt und eintönig, wie wir es leider aus manch anderen Jugendbüchern kennen. Das Thema wird sensibel und facettenreich beleuchtet und gerade die Geschwisterliebe habe ich selten so gut aufbereitet erlebt. Homosexualität wird durch Noah thematisiert, sowie Konflikte und Selbstfindung. So klein der Anteil der Themen auch sein mag, ich habe sehr viel Freude an den kleinen Einschüben gehabt und auch unterschwellig bekommt der Leser einiges mehr geboten als ein 0815 Jugendbuch.


Jandy Nelson war für mich eine Neuentdeckung, die mich positiv überraschen konnte. Mit einem besonderen Schreibstil, der zum Teil etwas langatmig war, aber auch viele sehr einzigartige Elemente hat, und einer sehr gut ausgearbeiteten, emotionalen und vielseitigen Geschichte ist dieses Buch etwas für jedes Alter. Man sollte sich diese in Amerika zu recht hochgelobte Geschichte als Jugendbuchfan  nicht entgehen lassen.




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