Montag, 24. August 2020

[Rezension] Aus schwarzem Wasser von Anne Freytag

Hallo ihr Lieben,

das letzte Wochenende war ein Freytag Wochenende, auf das ich schon lange hingefiebert habe. Anne Freytag hat einen Thriller veröffentlicht und ich war Feuer und Flamme. Direkt am Erscheinungstag habe ich begonnen, das Buch aufzusaugen und nun möchte ich euch gerne meine Meinung schildern.
Viel Spaß bei meiner Rezension. :-)

Autorin: Anne Freytag
Verlag: dtv
Erschienen am 21.08.2020
Originalsprache: Deutsch
Thriller/Spannungsroman
Einzelband
608 Seiten
Broschierte Ausgabe 16,90€ (D), Kindle 9,99€ (D)
Kaufen? *Beim Verlag* oder in deinem regionalen Buchhandel



Ich habe das Buch selbst gekauft und nenne sowie verlinke den Verlag des Buches aus freien Stücken. Die Rezension gibt meine eigene Meinung wieder.



Das Meer ist der Ursprung allen Lebens und verbirgt eine tödliche Bedrohung
Ohne zu bremsen, rast die Innenministerin Dr. Patricia Kohlbeck mit ihrem Dienstwagen in die Spree. Mit dabei: ihre Tochter Maja. »Du kannst niemandem trauen, sie stecken alle mit drin«, ist das Letzte, was sie zu ihrer Tochter sagt, bevor sie ertrinkt. Auch Maja stirbt – wacht jedoch wenige Stunden später unversehrt in einem Leichensack im Krankenhaus wieder auf. Wie ist das möglich?
Während Maja versucht, Antworten zu finden, ereignet sich eine verheerende Naturkatastrophe nach der anderen. Und gegen ihren Willen gerät sie in einen Konflikt aus Lügen, Intrigen und Machtkämpfen, dessen Folgen fatale Ausmaße annehmen (Quelle: dtv.de/August2020).


Dieses Buch sollte zuerst als Hardcover erscheinen, da es allerdings Probleme damit gab, das Buch plastikfrei zu versenden, wurde eine broschierte Ausgabe draus gemacht. Normalerweise bin ich ja eher der Hardcover Typ, aber bei dieser Gestaltung muss ich sagen, dass das Format perfekt zum Buch passt. Thriller werden ja häufig als broschierte Ausgabe veröffentlicht und ich bin bei diesem Cover besonders begeistert von der Veredlung. Das Buch an sich ist Mattschwarz, die Wasserelemente allerdings so veredelt, dass man eine wunderbare Haptik hat und sogar kleine Wasserblasen ertasten kann. Leider ist das Buch ganz schön rund gelesen, aber das lässt sich bei dicken Büchern ja oft nicht vermeiden. Insgesamt mag ich die Gestaltung hier sehr gerne.


Bei dieser Rezension wird es tatsächlich richtig schwierig, nicht zu spoilern, und trotzdem genug zum Buch zu erzählen.
Es geht um einen Autounfall, bei dem Maja ihre Mutter, eine bekannte und hochrangige deutsche Politikerin, verliert. Ihre letzten Worte zu ihr, »Du kannst niemandem trauen, sie stecken alle mit drin«, bewahrheiten sich sehr schnell, sodass Maja auf der Flucht ist und zu Beginn gar nicht weiß, vor wem eigentlich. Nach und nach werden immer mehr geheime Informationen um dubiose Forschungsprojekte aufgedeckt, sodass ein bunter Strudel aus politischen Machtspielen und wissenschaftlichen Neuentdeckungen entsteht.


Dieses Buch behandelt so zahlreiche und vielfältige Themen, dass ich die Fülle an Ideen nur loben kann. Deshalb fällt es auch sehr schwer, das Buch in eine Schublade zu stopfen, wenn man das denn tun möchte. Es ist kein reiner Thriller für Krimi-Liebhaber, sondern ein interessanter Mix aus Wissenschaftsthriller, Endzeit, Sci-Fi, Politthriller, Umweltthriller und Dystopie.
Es gibt einige Elemente, die man je nach Auslegung als fantastisch betrachten könnte, Frau Freytag hat es in der Buchpremiere sinngemäß bezeichnet als "Den Menschen ebenbürtige Wesen, bei denen man aber nicht von reiner Fiktion sprechen müsse, da wir ja alle gar nicht wissen könnten, ob es nicht doch noch anderes Leben auf der Erde oder im Universum gäbe". Diese Auslegung fand ich sehr spannend und ich konnte mich gut damit anfreunden.

In der Geschichte werden verschiedene Erzählzeiten miteinander verwoben, sodass wir erst mit Maja auf der Flucht sind und noch gar nicht wissen, vor wem und was eigentlich geschehen ist. Danach gibt es aber immer wieder Rückblicke zum Anfang der 2000er, bei denen es um Majas Mutter Patricia Kohlbeck und ihren Chef Robert Stein geht und ihre Forschungsarbeiten zu einem gewissen Thema ins Rollen kommen.
Dabei geht es auch sehr viel um die komplizierte Beziehung zwischen den beiden, ihr Arbeitsverhältnis und die Affäre, die sie gleichzeitig haben. In diesem Zuge werden Einblicke in die Themen "Frauen in der Wissenschaft", Gleichberechtigung und Machtpositionen gegeben, was ich sehr spannend fand.
Etwas überhand nahmen insbesondere in diesen Kapiteln die Sexszenen, was ich leider etwas zu viel fand und mir stattdessen lieber mehr Einblicke in die Forschung gewünscht hätte.

Majas Perspektive der Geschichte, ab einem bestimmten Zeitpunkt gemeinsam mit dem ehemaligen Assistenten ihrer Mutter zusammen, ist geprägt durch die rasante Treibjagd durch mächtige Personen im Hintergrund. Wer hier auf welcher Seite steht, lässt sich bis zum Schluss nicht genau sagen, sodass Maja niemandem vertrauen kann. Einige Hinweise ihrer Mutter führen sie raus aus Berlin und bringen sie nach und nach auf die Spur des Todes ihrer Mutter und noch einiges mehr...

Der Schreibstil des Buches hat mir wieder einmal unfassbar gut gefallen. Für mich trifft Anne Freytag den Nerv der Zeit, schafft es durch die perfekte Dosierung an kunstvollen Beschreibungen und Metaphern Bilder in meinem Kopf zu erschaffen ohne dabei die Dynamik oder Spannung zu zerstören. Ich habe diese 600 Seiten für meine Verhältnisse sehr schnell weggelesen und bin besonders durch die kurzen Kapitel in eine Art Sog gekommen, aus dem es kein Entrinnen gab, bevor die letzte Seite gelesen war. 

In mehreren Stimmen zu diesem Buch kam auf, dass es eher als "Erotik Thriller" deklariert werden sollte, da Sex ein sehr präsentes Thema darstellt. Ich stimme dem zu, dass auch für meinen Geschmack zu viele Sexszenen vorkamen und generell das Thema sehr in den Mittelpunkt gerückt wurde. Wenn es um Themen wie die menschlichen Triebe und ihre Auswirkungen ging, konnte ich es noch nachvollziehen, aber insbesondere zwischen Patricia und Robert war es mir schlichtweg zu häufig dort Thema, wo viele andere interessante Fakten hätten Platz finden können. Das ist mein einziger Kritikpunkt an dem Buch.


Dieses Buch behandelt so eine unfassbare Fülle an Themen, hat viel Tiefgang, warnende Botschaften zwischen den Zeilen (insbesondere in Sachen Klimawandel und Umwelt), dass kein einziges Genre diesem Buch gerecht werden könnte. Es ist ein Überraschungsei, bei dem erst der/die neugierige Leser*in, die/der sich über den Klappentext hinaus auf die Geschichte einlässt, die wunderbare Themenvielfalt entdecken wird. Alles andere wäre an dieser Stelle zu viel vorweggenommen...  

Besonders die letzten 150 Seiten haben das Ruder für mich noch einmal komplett rumgerissen, da die Geschichte noch mehr an Fahrt aufnimmt und in eine ganz andere Richtung geht als zuvor. Hier ist Atemlosigkeit garantiert!


 

Dieses Buch ist unfassbar schwer in Worte zu fassen. Erstens, da es durch keine Kurzbeschreibung greifbar ist und man sich von der Grundidee einfach überraschen lassen muss, zweitens, weil es eine riesige Bandbreite an Themen anschneidet und behandelt, die man nicht alle aufzählen kann. Ich kann nicht garantieren, dass alle Anne Freytag Fans dieses Buch so lieben werden, wie ihre anderen Bücher, da es ganz anders ist, aber ich für meinen Teil habe mich in den Seiten verloren und erst wieder aufgeatmet, als es zu Ende war. Auf Frau Freytags tollen Schreibstil kann man sich auch hier verlassen und alles andere ist Geschmackssache. Ich kann das Buch auf jeden Fall empfehlen! 

Alles Liebe