Freitag, 21. Mai 2021

[Rezension] Die Nacht der Acht von Philip Le Roy

Hallo ihr Lieben,

ich habe mein erstes Mai Buch beendet und mit ihm ein ganz besonderes Exemplar. Die Kombination aus Jugendbuch und Horrorthriller habe ich noch nicht oft gesehen, sodass ich mehr als gespannt auf diese Neuerscheinung war. Ob sie tatsächlich so nervenaufreibend ist, wie die Beschreibung verspricht, verrate ich euch jetzt - viel Spaß beim Lesen!

Autor: Philip Le Roy
Erscheinungsdatum: 29.04.2021
Originalsprache: Französisch
Genre: Jugendbuch/Horror/Thriller
Ab 14 Jahren
288 Seiten
Broschierte Ausgabe 15,00€ (D), Kindle Edition 4,99€ (D)
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*Dieses Buch hat mir der Carlsen Verlag freundlicherweise als Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt. Meine Meinung bleibt natürlich vollkommen ehrlich.*


Acht Jugendliche, ein Haus und eine Nacht, die zum Horrortrip wird!

Es ist Samstagabend und Quentin lädt zum Trinken und Feiern in die schicke Villa seiner Eltern ein. Abgeschieden in den Bergen gelegen, ist sie der perfekte Ort des heutigen Mottos: Wer sich erschreckt, muss trinken!
Doch aus Spaß wird schnell bitterer Ernst. Die ersten blutigen Finger bringen die Gruppe noch zum Lachen, es wird ordentlich getrickst. Als der Geist einer tot geglaubten Mitschülerin auftaucht und die Telefonleitung plötzlich gekappt ist, läuft der Abend aus dem Ruder. Die Acht sind auf sich allein gestellt. Und alle stellen sich dieselbe Frage: Wer steckt hinter den mysteriösen Vorfällen? Die Nacht will kein Ende nehmen...
Als dann auch noch einer nach dem anderen verschwindet, scheint keiner mehr dem Horror zu entkommen.

Gruselig-spannender Horrorthriller, der bis zur letzten Seite atemlos macht!


(Quelle: CarlsenVerlag/Mai2021)



Die Aufmachung dieses Thrillers gefällt mir sehr. Die schwarze Farbe und schlichte Schrift gibt die düstere Grundstimmung der Geschichte wieder, die Plastiktüte spielt ebenfalls eine Rolle in der Handlung. Einzig die blutigen Spritzer haben mich etwas irritiert, da es in meinen Augen eher ein Psychothriller ist. Hoffentlich schreckt das keine Leser*innen ab, die eher blutige Geschichten meiden, denn hier spielt sich alles auf der Grusel-Psycho Ebene ab und es gibt kein Gemetzel oder sehr brutale Szenen.

Im Zuge des Erscheinens am 29.04. gab es eine deutschlandweite Suchaktion, bei der Blogger*innen Exemplare des Buches in Plastiktüten versteckt haben und Hinweise posteten. Eine sehr gelungene Marketing Aktion, die meine Vorfreude auf diese Neuerscheinungen noch einmal gesteigert hat.



Die Acht sind die Clique eines künstlerischen Gymnasiums in Frankreich, allesamt exzentrisch und alles andere als gewöhnlich. Für das Wochenende planen sie eine Gruselnacht in einem abgelegenen Haus, in der sie Schreckmomente zelebrieren wollen und durch ihre künstlerische Ader so einige kreative Schockmomente inszenieren. Doch nachdem die meisten der Jugendlichen bereits ihre Show präsentiert haben und immer mehr Alkohol fließt, scheinen Realität und Illusion zu verschwimmen. Unheimliche Dinge passieren im Haus, die keiner der Acht geplant hat. Gemeinsam stellen sie sich der unbekannten Bedrohung, doch nach und nach verschwindet einer nach dem anderen...

Zu Anfang muss ich sagen, dass ich als absolute Horrorfilm Liebhaberin auf dieses Buch schon lange hingefiebert habe. Ich bin nicht unbedingt Fan von besonders blutigen Geschichten, aber ordentlichen Schreckmomenten und psychischen Verwirrspielen. Deshalb klang dieses Buch genau nach meinem Geschmack und meine Erwartungen waren hoch.

Die Geschichte beginnt schnell und unverblümt. Wir lernen die Figuren und ihre Dynamik untereinander kennen. Alle Acht werden ausführlich vorgestellt und die Dialoge geben einen ersten Einblick in die Planung ihrer Gruselnacht.

Den Schreibstil des Autors mochte ich gerne, da er locker und wenig verschnörkelt war. Genau diese "simple" Art hat für sehr viel Spannung, Schockmomente und eine ständig wechselnde Stimmung zwischen Erleichterung, wenn es sich um einen Streich handelte, und echter Angst gesorgt. Die Kapitel sind auch sehr kurz gehalten und haben häufig Cliffhanger am Ende, wodurch ich das recht dünne Buch an einem Abend verschlungen habe.

Der Autor hat sich einer recht stereotypen Gruppenkonstellation bedient, es gibt beispielsweise die blonde Schönheit, das Pärchen, den lustigen Dicken, die tätowierte Exzentrikerin und die nerdige Büchermaus. Normalerweise stehe ich auf besondere Figuren mit Ecken und Kanten, aber hier hat mich die eher klassische Darstellung nicht gestört. Bei acht Protagonisten muss man für markante Charakterzüge sorgen, damit man alle auseinanderhalten kann. Zugegebenermaßen bin ich im Laufe der Geschichte ab und an mit den Namen durcheinandergekommen, aber insgesamt waren alle Figuren ausreichend verschieden und tiefgründig, dass ich sie charakterlich einschätzen konnte. Die Gruppe erinnert an eine Freundesclique, wie sie auch in vielen Horror-Gruselfilmen zu sehen ist, ich habe schnell ein Bild von ihnen entwickelt.

Ein Aspekt, der mir sehr gefallen hat, ist die künstlerische Begabung der Hauptfiguren. Irgendwie hat die Übersetzerin es geschafft, die "französische" Stimmung des Buches auch in der Übersetzung beizubehalten. Die Figuren haben etwas sehr Extravagantes an sich, sind ziemlich überheblich und grenzen gerne andere aus ihrer "geschlossenen Gesellschaft" aus. Jede der Figuren hat eine anderen Begabung innerhalb der Kunst. Es gibt zahlreiche Anspielungen auf literarische Werke, Musik, Filme und Schauspieler*innen. Manchmal ist es mir fast ein bisschen viel geworden, aber ich habe nach den Musikstücken und einigen Filmen parallel gegooglet, sodass ich mich noch tiefer mit der Geschichte verbunden gefühlt habe.

Die Horrornacht beginnt recht früh in der Handlung und macht beinahe die komplette Handlung aus. Was als Spaß beginnt, entwickelt eine unvorhersehbare Eigendynamik und häufig konnte ich nicht einschätzen, ob es sich wieder um einen kreativen Streich handelt, oder diesmal tatsächlich übernatürliche Mächte oder externe Personen im Spiel sind. Die Handlung entspricht einer recht klassischen Gestaltung eines Gruselfilms, was mich sehr gefreut hat. Ob es knackende Böden waren, offenstehende Türen oder leise Stimmen, ich hatte beim Lesen wirklich häufig eine Gänsehaut. Ich habe das Buch natürlich ganz allein am späten Abend gelesen, was einfach die perfekte Stimmung für dieses Buch erzeugt hat, das kann ich sehr empfehlen!

Es gibt durch die paranormalen Theorien der Figuren, dass auch Aliens oder Geister im Spiel sein könnten, und das Verschwimmen von Realität und Illusion, ständige Wendungen und neue Vorkommnisse, sodass man kaum zu Atem kommt. Einige Enthüllungen, wenn es um die teilweise sehr pikanten Streiche der Clique ging, fand ich schon fast etwas zu dramatisch, andererseits hat es auch zu der etwas durchgeknallten Art der Kunstliebhaber*innen gepasst. Ob das moralisch immer so vertretbar war, sei mal dahingestellt. Fakt ist, es hat mich super unterhalten und mehr wünsche ich mir von einem Horrorthriller nicht.

Ebenso erging es mir mit der Auflösung am Ende. Über die Plausibilität des Endes und die Erklärungen lässt sich vielleicht streiten, aber mich persönlich konnte es überraschen und bis zur letzten Seiten fesseln, das ist für mich die Hauptsache.


Dieser Horrorthriller für die jüngere Zielgruppe hat mir alles geboten, was die Beschreibung verspricht: Eine exzentrische Clique junger Künstler*innen, eine Horrornacht, die ihresgleichen sucht. Leser*innen dieses Thrillers können sich auf Gänsehaut Momente, spannende Wendungen und atemlose Lesestunden freuen.

Kuschelt euch spätabends in die Decke, macht euch einen Tee und begleitet die Acht in der wohl nervenaufreibendsten Nacht ihres Lebens. 


Alles Liebe








Vielen herzlichen Dank an den Carlsen Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars!