Montag, 2. August 2021

[Rezension] Sanctuary – Flucht in die Freiheit von Paola Mendoza & Abby Sher

Hallo ihr Lieben,
heute stelle ich euch eines meiner ersten Bücher aus dem August vor. 
"Sanctuary" wollte ich unbedingt lesen, da die Geschichte gleichermaßen emotional und spannend klang. Ob mir Valis Flucht in die Freiheit gefallen hat, erfahrt ihr nun - viel Spaß!

Autorinnen: Paola Mendoza & Abby Sher
Erscheinungsdatum: 29.07.2021
Originalsprache: Englisch
Originaltitel: Sanctuary
Genre: Jugendbuch/Dystopie
Altersempfehlung: Ab 14 Jahren
352 Seiten
Broschierte Ausgabe 15,00€ (D), Kindle Edition 9,99€ (D)
Kaufen? Beim Verlag oder in deinem regionalen Buchhandel 



*Dieses Buch hat mir der Carlsen Verlag freundlicherweise als Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt. Meine Meinung bleibt natürlich vollkommen ehrlich.*


USA, 2032: Alle Bürger*innen werden durch einen ID-Chip überwacht. Es ist beinahe unmöglich, undokumentiert zu leben, doch genau das tut die 16-jährige Vali. Nachdem sie aus Kolumbien geflohen ist, hat sich ihre Familie ein Leben in Vermont aufgebaut. Als jedoch der ID-Chip ihrer Mutter nicht mehr funktioniert und ihre Stadt nach Undokumentierten durchsucht wird, müssen sie fliehen. Das Ziel: Kalifornien, der einzige Bundesstaat, der sich der Kontrolle entzogen hat. Doch als Valis Mutter festgenommen wird, muss Vali allein mit ihrem Bruder weiter, quer durchs gesamte Land, bevor es zu spät ist (Quelle: CarlsenVerlag.de/August2021).


Das Buch sieht wunderschön aus und fühlt sich auch wunderschön an. Die raue Faserhaptik der Klappe liegt toll in der Hand und passt natürlich auch super zu der rauen, schroffen Geschichte. Unsere Protagonistin Vali ist auf dem Cover abgebildet und sieht genauso stark und selbstbewusst aus, wie ich sie mir vorgestellt habe. Die erdige Töne und der blaue Himmel passen ebenfalls wunderbar zur Geschichte, da sich ein Großteil der Handlung auch in der freien Natur und der Wüste anspielt. Die Gestaltung ist sehr gelungen!


Vali und ihr Bruder Ernie haben in den USA im Jahr 2032 bisher ein recht normales Leben geführt. Doch immer wieder gibt es Ereignisse, die ihnen vor Augen halten, dass ihre Herkunft aus Kolumbien sie "anders" sein lässt: Sei es, dass ihr Vater vor einiger Zeit ins Gefängnis kam und wenig später tot aufgefunden wurde, dass Vali einen illegalen Chip unter der Haut trägt, oder sie auf der Straße seltsam angeschaut werden, wenn sie Spanisch sprechen. Als die Situation sich zuspitzt und der Präsident anordnet, überall im Land nach Illegalen zu fahnden, müssen Vali und Ernie fliehen...


Das Besondere an dieser Geschichte ist, dass es sich um eine Dystopie handelt, aber eine bereits real existierende Problematik von den beiden Autorinnen aufgegriffen wird. Auch im Nachwort schreiben die beiden, dass sie versucht haben, eine möglichst düstere Zukunftsvision für das Jahr 2032 zu kreieren, und währenddessen in den heutigen USA tatsächlich einige Weichen gestellt wurden, um solche Entwicklungen wahrscheinlicher zu machen. Eine Dystopie, die so nah an der Realität ist, habe ich bisher noch nicht gelesen.
Bisher habe ich mich mit den illegalen Einwanderungen in die USA wenig beschäftigt, natürlich habe ich den geplanten Mauerbau zu Mexiko unter Präsident Trump mitbekommen, aber wie viele Personen das tatsächlich betrifft und welche familiären Schicksale daran geknüpft sind, war mir nicht klar.

Wir begleiten Vali und Ernie. Vali wurde in Kolumbien geboren und ist im Kindesalter mit ihren Eltern in die USA gekommen, ihr kleiner Bruder Ernie wurde bereits in den USA geboren. Man merkt, dass dieses Zukunftsszenario nicht allzu weit in der Ferne liegt, die meisten Gegebenheiten ähneln unserem heutigen Alltag. Die größte Besonderheit sind einige technische Neuerungen: Modernere Smartphones und Fernseher, und insbesondere die ID-Chip Technik, die nachweist, dass man in den USA geboren wurde. Vali und ihre Mutter haben sich auf dem Schwarzmarkt solche Chips besorgt, die aber nicht immer fehlerfrei funktionieren und nach dem geplanten Update vermutlich vollkommen nutzlos sein werden.
Besonders den Aspekt mit den ID-Chips fand ich sehr spannend, ich hätte mir vielleicht noch einige weitere dystopische Elemente gewünscht, um die Zeit noch etwas mehr von unserer abzugrenzen. So habe ich manchmal schlichtweg vergessen, dass es in naher Zukunft spielt, und nicht von unserer heutigen Zeit handelt.


Die Handlung beginnt hier nach einem tragischen Ereignis, in dem im TV übertragen wird, wie ein kleines Mädchen wegen illegaler Einwanderung in die Luft gesprengt wird. Die Bürger*innen sind alarmiert und die Durchsuchungen der Haushalte beginnt. Somit ist es von Anfang an sehr spannend und wir lernen Vali, ihre Mutter und ihren Bruder kennen. Überall kippt die Stimmung, sei es in der Schule oder zu Hause, Menschen verschwinden und sind nicht mehr zu erreichen. Bald erwischt es auch Vali und ihre Familie, sodass sie fliehen müssen - das Ziel ist New York City.
Die Fluchtthematik war sehr authentisch geschildert und ich selbst war beim Lesen ebenfalls ganz getrieben. Bei jedem ID-Chip Scan habe ich den Atem angehalten und mit Ernie mitgelitten, als er die vielen Kilometer zu Fuß gehen musste, ohne zu verstehen, was eigentlich los ist. Diese Spannung bricht die ganze Zeit nicht ab und hat mich sehr schnell durchs Buch fliegen lassen. Ich brauchte zwischendurch aber auch immer mal eine Pause, weil den beiden Kindern wirklich grausame Dinge passieren und die Autorinnen hier kein Blatt vor den Mund nehmen.

Die Figuren der Geschichte haben sehr gut in die gezeichnete Welt hineingepasst. Valis Mutter spricht sehr viel Spanisch, das habe ich dann oft nicht verstanden, aber allein für die Stimmung der Geschichte war das sehr passend. Vali mochte ich sehr gerne, für ihre 16 Jahre hat sie auf der Flucht unheimliche Stärke bewiesen und sich auch ganz toll um ihren kleinen Bruder gekümmert, der das mit 7 Jahren alles noch gar nicht verstehen konnte. Auf der Flucht lernen sie noch einige weitere Menschen kennen, die aber eher im Hintergrund bleiben. Komplett emotional gepackt wurde ich von den Figuren der Geschichte und ihren Schicksalsschlägen nicht, aber ich konnte mich in die Gesamtsituation dennoch gut hineinversetzen.

Das Ende der Geschichte war in meinen Augen sehr gut gewählt, da einige Konflikte aufgelöst werden, aber auch die Nachwirkungen einer solchen Flucht thematisiert werden. Nach der Flucht ist vor der Verarbeitung der Erlebnisse. Wie die Autorinnen sich eine politische Lösung für die Flüchtlingssituation erdacht haben, fand ich sehr kreativ, auch wenn ich sie für eher unwahrscheinlich halte. Insgesamt mochte ich das Ende sehr gerne, es hatte den richtigen Grad an Hoffnung, offenen Fragen und einem würdigen Happy End.

 

"Sanctuary" ist ein äußerst aufwühlendes Buch über eine nahe Zukunft, die mit einer rasanten Flucht quer durch die USA und traurigen Schicksalen zum Nachdenken anregt. Auch, wenn ich mit der Thematik wenig vertraut bin, konnte mich das Buch emotional packen und meinen Blickwinkel auf die heutige Situation der Undokumentierten in den USA verändern. Keine klassische Dystopie, aber sehr lesenswert!

Alles Liebe



 

Vielen herzlichen Dank an den Carlsen Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars!