Freitag, 24. Juni 2022

[Rezension] Yadriel und Julian - Cemetery Boys von Aiden Thomas

Hallo ihr Lieben,

ich durfte freundlicherweise Dank vorablesen "Yadriel & Julian" bereits vor dem offiziellen Erscheinungstermin lesen, was mich sehr gefreut hat. Das Buch stand nach dem großen Hype im englischsprachigen Raum schon längst auf meiner Wunschliste, umso mehr habe ich mich über die deutsche Übersetzung gefreut. Viel Spaß bei meiner Rezension!


Autor: 
Aiden Thomas
Erscheinungsdatum: 28.06.2022
Originalsprache: Englisch
Originaltitel: Cemetery Boys
Übersetzerin: Stefanie Frida Lemke
Kategorie: Roman/ Young Adult/ Fantasy
400 Seiten
Gebundene Ausgabe 18,00€ (D), Kindle Edition 14,99€ (D)
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*Dieses Buch hat mir der Dragonfly Verlag freundlicherweise in Kooperation mit vorablesen.de als Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt. Meine Meinung bleibt natürlich vollkommen ehrlich.*



Kurz vor dem Tag der Toten will Yadriel seiner traditionellen lateinamerikanischen Familie beweisen, dass er ein brujo ist. Alle in seiner Familie können Geister beschwören oder haben Heilkräfte, aber weil Yadriel trans ist, lassen sie ihn nicht das Ritual durchlaufen. Mit der Hilfe seiner Cousine Maritza schafft er es allein. Doch bei seiner ersten Geisterbeschwörung geht etwas schief und Julian steht vor ihm, der Geist des Bad Boys seiner Highschool. Und der ist weit davon entfernt, bereitwillig ins Reich der Toten überzutreten. Mit Yadriels Hilfe will er herausfinden, wie er gestorben ist. Und je mehr Zeit sie gemeinsam verbringen, desto weniger will auch Yadriel, dass Julian geht (Quelle: Harpercollins.de/Juni2022).



Bei diesem Buch finde ich einen Coververgleich des Originals und der deutschen Übersetzung sehr lohnend. Während das englische Original durch das dunkle Rot, Santa Muerte im Hintergrund und die beiden ernst dreinblickenden Jungen eher etwas düsteres, erwachseneres ausstrahlt, wirkt unsere deutsche Version dagegen eher verspielt. Hier wurden Elemente des Dia de muertos aufgegriffen, die man schon mal gesehen hat: Bunt verzierte Totenschädel und Blumen. Aber auch einige Symbole, die direkt mit der Geschichte zu tun haben, tauchen hier knallbunt auf dem schwarzen Grund auf. Ich finde beide Interpretationen sehr interessant, bevorzuge aber das Originalcover.



Yadriels größter Wunsch ist es, von seinem Vater und dem Rest der brujx Gemeinde des Friedhofes endlich als brujo anerkannt zu werden. Da Yadriel trans ist und die anderen glauben, ihm fehlen die Eigenschaften, ist ihm das bisher verwehrt geblieben. Doch als er seine Zeremonie auf eigene Faust vollzieht, holt er aus Versehen einen jungen Mann zurück. Julian weiß nicht, wie er gestorben ist oder was er in der alten Kirche des Friedhofes zu suchen hatte. Gemeinsam machen sie sich auf die Suche nach seiner Leiche und kommen dabei nicht nur der Wahrheit näher...



Dieses Buch bringt eine ganz besondere Mischung an Themen mit, sodass es mir schwerfällt, das Buch überhaupt in eine Genre-Kategorie zu stopfen.

Durch die Idee der brujx und Geister auf dem Friedhof hat es eine übernatürliche Komponente, die ich aber nach wenigen Seiten als gegeben hingenommen habe, ohne dass ich weiter darüber nachgedacht habe. Ich konnte mich sehr gut in den Glauben der südamerikanischen Kulturen einfühlen und habe mich auf den Dia de muertos und das Wiedersehen mit den Toten gefreut. Die Annäherung zwischen Yadriel und Julian spielt ebenfalls eine große Rolle, wobei auch diese eher zart eingewoben wird und nicht zu sehr in den Vordergrund drängt. Zudem ist Yadriels trans Identität und Julians Homosexualität ein wichtiges Element der Geschichte und wirft Fragen nach Zugehörigkeit, familiärem Rückhalt und Geschlechteridentitäten auf. Ihr seht schon, es ist eine bunte Mischung aus verschiedensten Themenbereichen, die für mich wunderbar harmoniert haben und das Buch zu etwas ganz besonderem machen.

Beginnen wir mit dem Schreibstil. Ich hatte wirklich Sorge, dass mich die spanischen Begriffe, die hier in kursiver Schrift immer wieder auftauchen, vielleicht aus dem Lesefluss bringen könnten. Ich kenne mich nicht besonders gut mit den hier angesprochenen kulturellen Einflüssen aus und spreche kein spanisch, sodass mir all diese Erzählungen neu waren. Glücklicherweise konnte ich diese Einblicke in eine andere Welt total genießen, ohne dass mich meine Unwissenheit darüber ins Stolpern gebracht hätte. Einige Begriffe und Sätze auf Spanisch habe ich nachgesehen, andere haben sich aus dem Zusammenhang ergeben. Ich habe das als atmosphärisches Stilmittel wahrgenommen, das der Autor perfekt dosiert eingesetzt hat. Ansonsten ist die Sprache sehr leicht und locker, sodass ich das Buch zügig durchgelesen habe.


Die Geschichte hat zwar einen dynamischen, interessanten Handlungsverlauf, da es auch um die Aufklärung von Julians Tod und das Hinfiebern auf den Dia de muertos geht, war für mich aber eher charakterbasiert. Ich fand es sehr spannend, Yadriel im Prozess seiner trans Identität zu begleiten und erstmals mit Dingen wie Bindern und der Problematik des Pronomen Wechselns konfrontiert zu sein. Es wurde deutlich, wie schmerzhaft es sein muss, wenn die eigene Familie dies nur halbherzig akzeptieren kann und immer mal wieder Kommentare dazu gemacht werden, dass Yadriel "immer ihr kleines Mädchen sein wird". Doch auch Julian ist ein ganz interessanter Protagonist, der erstaunlich schnell mit seinem Tod umgehen kann, einen tollen Humor mitbringt und in Kombination mit Yadriel für viele lustige, aber auch gefühlvolle Szenen gesorgt hat. Ihm bin ich nicht ganz so nah gekommen wie Yadriel, da die Geschichte hauptsächlich aus Yadriels Sicht erzählt wird, doch die Annäherung der beiden war hier sehr gut gelungen und nicht zu überstürzt. Maritza muss hier auch noch erwähnt werden, die für die zwei der Fels in der Brandung war und mich mit ihrer kecken, selbstbewussten Art sehr begeistert hat. Obwohl recht viele Figuren eingeführt werden, sind die wichtigsten wunderbar ausgearbeitet und nur einige Randfiguren bleiben etwas blasser. Hier ist dem Autor eine gute Fokussierung auf die wesentlichen Figuren und ihr Innenleben gelungen.

Zur Handlung sage ich nicht allzu viel, es lohnt sich, sich hier fallen zu lassen und alle Wendungen mitzuerleben. Das Ende ist mein einziger größerer Kritikpunkt, da mir dort auf so wenigen Seiten alles etwas überstürzt vorkam und durch die überschlagenen Ereignisse nicht nur Erklärungen, sondern auch Emotionen auf der Strecke blieben. Ansonsten habe ich jede Seite des Buches sehr genossen und Yadriel und Julian werden mir gedanklich noch nachhängen.

 

Ich bin so froh, dass die "Cemetery Boys" nun auch in deutscher Übersetzung bei uns erhältlich sind, denn bei diesem Buch kann ich den Hype mal wieder absolut nachvollziehen. Wir haben es mit einer außergewöhnlichen Themenvielfalt zu tun, das Buch ist ein Vorreiter in Sachen LGBTQIA+ und eine zarte, berührende Liebesgeschichte. Ich kann diesen Schmöker jungen wie älteren Leser*innen absolut ans Herz legen und wünsche euch einen fantastischen Dia de muertos mit Yadriel und Julian!

Alles Liebe
 



Vielen herzlichen Dank für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars an vorablesen.de und den Verlag.


2 Kommentare:

  1. Ahoi Fina,

    mich konnte die Geschichte auch begeistern; einfach zuckersüß! Finde aber das deutsche Cover deutlich besser, gerade weil es sweeter ist xD Über das Spanische habe ich auch nachgedacht - ich spreche die Sprache ziemlich gut, weshalb ich alles verstehen konnte und es sehr genoss; fragte mich aber, wie es anderen damit so gehen würde?! Interessant also zu lesen, dass mit ein bisschen Googeln und Kontext das kein größeres Problem darstellte ^^

    Wenn du magst, hier meine Rezension :)

    Liebe Grüße
    Ronja von oceanloveR

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  2. Hallo Ronja,

    wie schön, dass dich das Buch ebenso begeistern konnte!
    Die gesamte Stimmung hat der Autor einfach perfekt einfangen können und die spanischen Begriffe waren deshalb für mich auch absolut passend.
    Bald erscheint ja das nächste Buch von ihm auf Deutsch, da freue ich mich schon sehr drauf!

    Alles Liebe
    Fina

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