Montag, 14. August 2023

[Rezension] Godmode - Der Videospiel-Prophet von Manuel Schmitt

Hallo ihr Lieben,

ich suche zwischendurch immer mal wieder nach spekulativen Romanen, die in die Richtung von "Ready Player One" gehen. Deshalb hat mich "Godmode" in der Verlagsvorschau sehr angesprochen. Viel Spaß bei meiner Rezension dazu!


Autor: Manuel Schmitt
Verlag: Knaur
Originalsprache: Deutsch
Kategorie: Fantasy/ Gaming
Einzelband
336 Seiten
Gebundene Ausgabe 16,99€ (D), E-Book 12,99€ (D)
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*Dieses Buch hat mir der Knaur Verlag freundlicherweise als Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt. Meine Meinung bleibt natürlich vollkommen ehrlich.*



Neil Desmond, bekannt als E-Sport-Legende Orkus666, verflucht die Welt nach einem desaströsen Match gegen seine Erzrivalin KiraNightingale. Am nächsten Morgen erwacht er in einer Welt, in der alles anders ist: Computer werden lediglich zur Datenverarbeitung verwendet, Videospiele hat es niemals gegeben. Der ehemals berühmte Orkus666 arbeitet nun als Putzmann bei einem großen IT-Unternehmen namens ATRIA. Nach dem ersten Schreck beschließt er, den ihm bekannten Status quo in Sachen Gaming wiederherzustellen. Denn das Einzige, das er wirklich kennt, sind nun einmal Videospiele – und genau dieses umfangreiche Wissen könnte ihm jetzt neue Möglichkeiten eröffnen. Und ausgerechnet seine Erzrivalin könnte der Schlüssel zum Erfolg sein (Quelle: droemerknaur.de/August2023).



Die Aufmachung des Buches ist sehr cool. Was gibt es besseres für ein Buch über Gaming, als das Cover wie eine Konsole aussehen zu lassen?! Gerade wegen der Knöpfe und dem Display ist das Buch ein echter Eyecatcher und lag beim Lesen super in der Hand. Auf der Rückseite sind sogar noch ein paar Figuren abgebildet, sodass die Gestaltung schon mal ein Vorgeschmack auf die Geschichte ist. Ich bin sicher, dass sich einige Leser*innen, vielleicht auch Gamer*innen, von der Optik des Buches angesprochen fühlen werden.



Neil ist ein aufgehender Stern am E-Sports Himmel, sein ganzes Leben dreht sich ums Spielen. Nachdem er an Silvester eins der wichtigsten Matches verliert, rastet er komplett aus und verflucht sein ganzes Team und die Spielewelt. Am nächsten Morgen ist die Welt eine andere: Computer gibt es nur noch zur Datenverarbeitung, Spiele sind völlig unbekannt. Neil macht sich dies zu nutze und bringt alle Spieler seiner alten Welt zurück. Wird er dadurch ein erfolgreicher Geschäftsmann?



Obwohl ich in erster Linie Leseratte und keine Gamerin bin, machen mir Romane über Videospiele und futuristische Technik zwischendurch immer wieder Spaß. "Godmode" wird mit dem Vergleich zu "Ready Player One" beworben, weshalb ich angetan war. Dass der Autor ein erfolgreicher Gamer und YouTuber ist, wusste ich vorher nicht. Ich finde die Idee, die eigene Liebe zu Videospielen in ein Buch zu verpacken jedoch sehr schön und war gespannt auf dieses Debüt.

Der Grundgedanke, dass es auf der Welt keinerlei Videospiele gibt, bietet viel Potenzial für eine spannende, gesellschaftskritische Geschichte. Diesen durch eine Art zweite Realität zu nutzen, in dem Neil nach dem Aufwachen in einer anderen Welt steckt, fand ich ebenfalls gelungen. Dadurch entstehen nicht so viele Logikfragen, ich konnte mich gut darauf einlassen. Der Autor gibt die Bemerkung, unter anderem eine Chronologie der Klassiker der Videospiele abzubilden. Dazu kann ich recht wenig sagen, da ich in dieser Welt nicht 100%ig bewandert bin. Natürlich habe ich vor allem in der Jugend auch das ein oder andere Spiel gespielt, aber viele Namen kannte ich nur vom Hörensagen. Das hat meinem Lesespaß aber kaum einen Abbruch getan, da der Autor es definitiv schafft, die Popkultur unserer Zeit einzufangen.

Ein Kritikpunkt an dem Buch ist das Storytelling. Ich kann mir vorstellen, dass es bei einem Debüt schwer sein kann, eine plastische, lebhafte Geschichte zu erschaffen. Mir hat es ein bisschen an Tiefgang und dem altbekannten "Show, don't tell" gefehlt. Die Geschichte war sehr strukturiert, mir fehlte ein bisschen Lebendigkeit, das Unerwartete oder Verblüffende an der Geschichte. In Ansätzen hat der Autor zu Anfang bei der Beschreibung der In-Game Welt geschafft, mich zu fesseln, das wurde im Laufe der Geschichte leider weniger. Ich hätte mich gerne mehr in Spielen und virtuellen Realitäten aufgehalten, da die zweite Hälfte des Buches eher wirtschaftlich orientiert wirkte. Neil versucht die Spiele zurückzubringen und achtet dabei sehr aufs Marketing, wodurch der Spielspaß etwas in den Hintergrund rückte.

Was mir gefallen hat, war unter anderem die kritische Auseinandersetzung mit Videospielen, die anklang. Neil bringt nämlich auch Egoshooter wie "Call of Duty" zurück, die wegen ihres Gewaltpotenzials in der Kritik stehen. Was ich mir noch gewünscht hätte wäre eine kritische Reflexion des Urheberrechts. Neil regt sich in der Geschichte sehr darüber auf, dass ein Rivale seine Ideen stiehlt. Er selbst setzt sich allerdings wenig damit auseinander, dass er die Spiele aus unserer Realität 1:1 in die neue Welt bringt. Auch, wenn diese in der neuen Welt nicht bekannt sind, entstammen die Spiele nicht Neils Ideen.

In meinen bisherigen Punkten klang vielleicht schon an, dass mein größtes Problem mit der Geschichte Protagonist Neil war. Ich fand ihn anfangs sehr überheblich und wenig empathisch. Von seinem Ausraster nach dem Match ganz zu schweigen. Er behandelt sein ganzes Team furchtbar und hatte für mich nur wenig sympathische Momente. Nachdem er in der "neuen Welt" aufwacht gibt es einige Momente, in denen sich ein bisschen Charakterwandel bemerkbar macht, aber letztendlich hatte er für mich auch am Ende der Geschichte nicht wirklich an Reife oder Reflexionsfähigkeit dazugewonnen. Das ist schade, denn mit der Sympathie für Figuren steht und fällt bei mir häufig auch die Begeisterung für Geschichten. Die Nebenfiguren waren okay, blieben für meinen Geschmack aber relativ blass. Hier hätte sicher noch Potenzial für mehr gesteckt.

Insgesamt ist "Godmode" eine nette Lektüre für zwischendurch, um die Videospielgeschichte zu feiern und sich mit dem Gedankenexperiment einer Welt ohne Spiele zu beschäftigen. Meine Erwartungen wurden nicht ganz erfüllt, aber vielleicht bin ich als wenig-Gamerin auch nicht die Hauptzielgruppe des Buches. Ich würde mich freuen, wenn durch "Godmode" einige Gamer*innen zum Lesen finden und sich von der Geschichte begeistern lassen.



"Godmode" ist ein netter Debütroman mit einigen Schwächen. Der Autor hatte eine sehr schöne Idee, wie Videospiele in einem interessanten Unterhaltungsroman einfließen können. Durch die Erzählweise und die Figuren wurde Potenzial verschenkt, was für Gamer*innen sicherlich durch die Liebe zu den Videospielen wett gemacht werden kann. Ich bin gespannt, ob der Autor weitere Bücher schreiben wird und werde seinen Weg im Auge behalten.



Alles Liebe






Vielen herzlichen Dank an den Knaur Verlag für die freundliche Bereitstellung des Rezensionsexemplars!

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