Mittwoch, 28. Februar 2024

[Rezension] Sparks - Die Magie der Funken von J. R. Dawson

Hallo ihr Lieben,
obwohl ich als Person gar nicht in den Zirkus gehe, spricht mich dieses Setting in Büchern und Filmen total an. Kennt das jemand von euch? Bücher wie "Der Nachtzirkus" von Erin Morgenstern, "Die Arena" von Hayley Barker oder "The Greatest Showman" sprechen mich sehr an. Deshalb musste ich "Sparks" auch sofort auf meine Wunschliste packen, als ich es in der Fischer-Vorschau gesehen habe. Ob es meine hohen Erwartungen erfüllen konnte erfahrt ihr jetzt - viel Spaß bei meiner Rezension!


Autorin: J. R. Dawson
Verlag: Fischer Tor
Originalsprache: Englisch
Übersetzerin: Gesine Schröder
Originaltitel: The First Bright Thing
Kategorie: Historische Fantasy
Einzelband
480 Seiten
Gebundene Ausgabe 25,00€ (D), E-Book 4,99€ (D)
Kaufen? Beim Verlag oder in deinem regionalen Buchhandel


*Dieses Buch hat mir der Fischer Tor Verlag freundlicherweise als Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt. Meine Meinung bleibt natürlich vollkommen ehrlich.*



Wenige Jahre nach dem Ersten Weltkrieg zieht eine Truppe von Zirkusartisten durch den Mittleren Westen der USA. Ihre Manege ist nicht groß, doch ihre Talente sind mehr als außergewöhnlich: Odette, eine Trapezkünstlerin, kann Krankheiten und Verletzungen heilen. Mauve sagt die Zukunft voraus. Und Rin vermag durch die Zeit zu reisen. Zu dritt versuchen sie mit dem Zirkus, anderen übernatürlich Begabten ein Zuhause zu bieten, Sicherheit und eine Familie.

Denn das Leben ist für diese “Sparks” alles andere als einfach. Die Regierung versucht, sie zu instrumentalisieren oder wegzusperren. Und dann gibt es da noch den grausamen Mitternachtszirkus des mächtigen Circus King, der mit Rin noch eine Rechnung offen hat. Doch die größte Gefahr lauert in der Zukunft: Als Mauve, Odette und Rin auf einer ihrer Zeitreisen erfahren, dass ein weiterer Krieg die Welt in den Abgrund reißen wird, wollen sie alles dafür tun, ihn aufzuhalten … (Quelle: fischerverlage.de/Februar2024)




Das Cover der Geschichte gefällt mir unheimlich gut, da es die typischen Zirkus Farben Rot, Gold und Schwarz auf stilvolle Art und Weise aufgreift. Das Zirkuszelt als Symbol darf natürlich auch nicht fehlen, und dennoch wirkt das Buch nicht zu verspielt, denn die Geschichte hat neben dem Zirkuswunder auch sehr ernste und traurige Zwischentöne. Demnach bin ich wirklich angetan von der treffsicheren Designs des Covers zu der Geschichte von Autorin Dawson. Es wurde fast vollständig aus dem englischen Original übernommen.



Ich finde die Geschichte gar nicht so leicht zusammenzufassen ohne zu viel vorwegzunehmen, ich versuche es einfach mal: Nach dem ersten Weltkrieg haben einige Menschen besondere Fähigkeiten entwickelt und werden in der Folge als Sparks bezeichnet. Eine von ihnen ist Ringmaster, genannt Rin, die aus besonderen Sparks einen Zirkus zusammengesetzt hat und mit ihnen mit einem magischen Zug von Stadt zu Stadt reist. Doch der nächste Krieg droht bereits und Rin muss sich die Frage stellen, ob sie gegen die Dämonen der Zukunft oder der Vergangenheit ankämpfen möchte...



Dieses Buch hat so viele Facetten und Töne, eine Zusammenfassung wird ihm gar nicht gerecht. Deshalb kann ich euch auch empfehlen, ganz unvoreingenommen und ohne die Inhaltsangabe in die Geschichte reinzuspringen, denn die Atmosphäre des Buches ist unbeschreiblich. Die Definition als Historische Fantasy passt hervorragend zu dieser Geschichte, da sie fantastische Elemente nutzt, aber eher subtil und teilweise als Metapher. Wer hier einen klassischen Fantasy-Epos erwartet, der wird enttäuscht. Es handelt sich vielmehr um ein Antikriegsdrama mit fantastischen Anteilen.


Zeitlich befinden wir uns zwischen dem Ersten und Zweiten Weltkrieg, was sich in der Erschöpfung und Kriegsmüdigkeit der Figuren niederschlägt. Alle sind erst mal froh darüber, den Krieg geschafft zu haben und guten Mutes, dass es nun vorbei ist. Doch Rins Spark besteht darin, in den Zeiten hin- und herzuspringen, sodass sie bereits weiß, dass es abermals Krieg geben wird. Allein diese Prämisse bringt Fragen auf wie "Warum schaffen es die Menschen nicht aus den Fehlern der Vergangenheit zu lernen?". Rin und ihre Freundinnen versuchen nicht nur einmal, auf die Zukunft Einfluss zu nehmen, in dem sie Geschehnisse verändern, aber das ist nicht so einfach wie gedacht, was zu Frustration, Wut und Trauer führen kann.
Ein zweiter Erzählstrang setzt etwas früher, während des Ersten Weltkriegs ein. Zu diesem möchte ich nicht zu viel verraten. Es handelt sich um eine Liebesgeschichte, die mich ein bisschen an "The Greatest Showman" erinnert hat und eindrücklich die Folgen des Krieges für die Soldaten darstellt. Die Erzählstränge fließen nach und nach ineinander, was ich nicht überraschend, aber gut gemacht fand.
Insgesamt ist die Geschichte sehr ruhig erzählt, aber in den Zwischentönen umso gewaltiger. Obwohl ich straff erzählte Geschichten häufig bevorzuge, war das Erzähltempo hier für meinen Geschmack der Geschichte genau angemessen und konnte nur so ihre volle Wirkung entfalten.

Neben dem ganzen Kriegsdrama und Leid kann man sich fragen, bekommen wir denn auch Zirkus? Das kann ich defintiv bejaen. Es gibt nicht allzu viele, aber zauberhafte Passagen, in denen die Vorstellungen beschrieben werden, die faszinierten Gesichter des Publikums und die einzelnen Shownummern. Wir lernen generell sehr viele Personen des Zirkus kennen und habe absolute Found Family Stimmung. Alle Zirkusartisten vereint, dass sie Sparks sind und in ihrem Zirkus einen Ort des Zusammenhalts und Zuhauses gefunden haben. Im Zentrum dessen stehen Zirkusdirektorin Rin mit ihrer Ehefrau Odette (LGBTQIA+ Leser*innen kommen somit auch auf ihre Kosten) und Seherin Mauve, die den harten Kern darstellen. Ich habe den harten Kontrast des Krieges und des bunten, geistreichen Zirkus' sehr genossen.


Die Figuren haben viel Tiefe und sind etwas ganz besonderes. Allein, wie sehr Direktorin Rin mit den Geistern der Vergangenheit kämpft, sich das ein oder andere mal im Alkohol verliert oder an sich zweifelt war sehr authentisch und fast schmerzhaft zu beobachten. Odette, Mauve, die anderen Sparks, alle haben sehr viel Persönlichkeit und Güte in sich, was ich besonders fand. Dem Gegenüber haben wir aber auch das Böse des Mitternachtszirkus - Gut gegen Böse, aber nie Schwarz-Weiß gedacht, die Autorin gibt für alles Erklärungen, denn niemand ist ohne Grund so, wie er ist. 

Das Ende war bittersüß, hat mich berührt und bangen lassen. Für mich war es das perfekte Ende der Geschichte und ich bin froh, dass es ein Einzelband ist. Sicherlich ist die Geschichte nicht für jeden etwas, aber wer sich drauf einlassen mag bekommt einiges geboten.

 

"Sparks" ist eine ganz besondere Geschichte voller Magie, Grausamkeit und allem dazwischen. Ich habe den Mix aus Kriegsdrama und zauberhafter Zirkusatmosphäre mit beispielloser Found Family Atmosphäre absolut genossen. Vielleicht lest ihr mal in die Leseprobe rein, ob die Geschichte euch verzaubern kann. Ich habe einiges erwartet, aber noch mehr bekommen. Ein Highlight!


Alles Liebe



Vielen herzlichen Dank an den Fischer Verlag für die freundliche Bereitstellung des Rezensionsexemplars!