Freitag, 29. August 2025

[Rezension] Water Moon von Samantha Sotto Yambao

Autorin: Samantha Sotto Yambao 
Verlag: Limes
416 Seiten
Originalsprache: Englisch
Übersetzung: Sonja Hagemann
Kategorie: Zeitgenössische Literatur/ Magischer Realismus
Einzelband
Gebundene Ausgabe 22,00€ (D), E-Book 6,99€ (D)
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*Dieses Buch hat mir der Limes freundlicherweise als Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt. Meine Meinung bleibt natürlich vollkommen ehrlich.*


In den Gassen von Tokio, hinter der Tür eines unauffälligen Ramen-Restaurants, verbirgt sich ein besonderes Geschäft: Hier können unverwirklichte Träume gegen Seelenfrieden und exquisiten grünen Tee eingetauscht werden. Doch an dem Tag, an dem Hana den Laden von ihrem Vater Toshio übernehmen soll, ist dieser plötzlich verschwunden und der Tresor geplündert. Ein junger Wissenschaftler bietet Hana an, mit ihr nach Toshio zu suchen. Die beiden begeben sich auf eine abenteuerliche Reise und je näher sie der Wahrheit kommen, desto klarer wird Hana, dass es an der Zeit ist, ihr eigenes Geheimnis zu lüften ... (Quelle: penguin.de/ August 2025)



Mit diesem durchdachten und besonderen Design hat sich der Verlag selbst übertroffen. Auf dem Umschlag wurde das Originalcover übernommen, was auch hervorragend zur Geschichte passt, doch der wahre Zauber passiert unter dem Umschlag. Das nackte Hardcover hat eine traumhaft schöne Gestaltung mit dem Element der Papierbote und den Farben des Umschlags. Im Buch versteckt sich eine Anleitung zum Falten des Umschlages; wer mag kann sich daraus ein Papierboot falten. Die Idee ist absolut genial und auch, wenn ich zu ängstlich bin um den Schutzumschlag zu falten, finde ich das Konzept mehr als genial.


"Water Moon" fügt sich ein in die Reihe poetisch anmutender, eher ruhig erzählter asiatischer Romane, die gerade in einer Vielzahl übersetzt werden. Ich schätze es besonders, wenn die Geschichten einen Träumen lassen und in fremde Welten entführen, die gleichzeitig gemütlich sind, aber auch das Herz erwärmen und zum Nachdenken anregen.

Die Plotidee ist sehr spannend - Hana übernimmt das Pfandhaus von ihrem Vater, doch es handelt sich nicht um ein gewöhnliches Pfandhaus. Hier kommen die Menschen nur herein, wenn Entscheidungen sie plagten und sie diese eintauschen möchten gegen inneren Frieden und um die bedrückenden Gefühle dahinter loszuwerden, nur dann stolpern sie in das Pfandhaus hinein, obwohl sie geplant hatten Ramen essen zu gehen. Doch am Tag, als ihr Vater in Rente geht, kann Hana ihren Vater nicht auffinden und macht sich mit Kei, einem jungen Wissenschaftler, auf die Suche nach ihm.

Ich brauchte ein bisschen, um in die Geschichte hineinzufinden, da sie speziell ist und die asiatische Erzählweise anders ist als unsere Westliche, zumindest habe ich es so empfunden. Die Sprache ist geprägt von schönen Beschreibungen und bildhaften Schilderungen, was mir gut gefallen hat. Die Handlung geht rasant voran und beinhaltet verschiedene Stationen auf der Suche nach Hanas Vater und damit auf den Spuren ihrer Vergangenheit. Es ergeben sich einige Geheimnisse, von denen Hana bisher nichts wusste und gemeinsam mit Kei erkundet sie wundersame Orte und trifft verschiedene Menschen und mythologische Wesen.

Die Geschichte steckt voller Ideen, die mir in ihrer Fülle und Geschwindigkeit des Wechsels der einzelnen Szenen ein bisschen überladen vorkamen. Ein bisschen erinnern manche Ideen an die teils verrückten Szenen von Alice im Wunderland oder auch Ghibli Filme, aber hier weniger auf eine komödiantische Weise, sondern eher gesellschaftskritisch und teilweise philosophisch. Mir hätte es denke ich besser gefallen, wenn die Autorin einige Szenen und Settings rausgelassen hätte und den vorhandenen mehr Zeit und Raum gegeben hätte. So wirkte die Geschichte etwas Fluchtartig und ich hatte keine Zeit, über das Gelesene länger nachzudenken. Außerdem haben die Stationen teilweise wenig Zusammenhang und fühlen sich etwas an wie eine Abhandlung von verschiedenen Programmpunkten, die unbedingt in die Geschichte gequetscht werden sollten. An und für sich sind die Ideen auch sehr gelungen und märchenhaft mitzuverfolgen, aber insgesamt ergab sich leider ein Wust aus zu vielen Ideen auf zu wenigen Seiten.

Charaktere: Gerade die Fülle an Handlung und Handlungsorten sorgte auch dafür, dass die Charakterentwicklung mir zu nebensächlich passierte. Hana entwickelt sich weiter, da sie auf den Spuren ihrer Eltern wandelt und dadurch reifen und verstehen kann. Kei kam mir leider häufig wie ein Nebendarsteller vor, und seiner Beziehung zu Hana konnte ich nicht so viel abgewinnen. Ich finde es grundsätzlich gut, dass eine Liebesgeschichte mit eingewoben wurde, aber vielleicht waren diese ganzen Handlungselemente etwas zu viel des Guten.

Ende: Das Ende widerrum war eher emotional und teilweise etwas verworren. Ich fand es von der Autorin gut gelöst und die meisten Fragen, die beim Lesen aufkamen, wurden hinreichend beantwortet. Etwas reduzierter hätte die Geschichte meiner Meinung nach mehr nachgewirkt, so bleibt sie etwas wüst in meinem Gedächtnis zurück. 


"Water Moon" ist eine poetische, einfallsreiche Geschichte über Erinnerungen, Geheimnisse in der Vergangenheit und die Wunder unserer Existenz. Die Plotidee hat mir sehr gefallen, die Umsetzung der Geschichte war mir durch viele, viele Ortswechsel und Ideen etwas überladen und dadurch teilweise verwirrend. Wer sich auf die Geschichte einlassen kann, den erwartet ein außergewöhnliches Abenteuer, das man am besten häppchenweise verdaut, um mit den Eindrücken hinterherzukommen. 



Alles Liebe







Vielen herzlichen Dank an den Limes Verlag und das Bloggerportal für die freundliche Bereitstellung des Rezensionsexemplars!