Dienstag, 6. November 2018

[Rezension] Die tausend Teile meines Herzens

Hallo ihr Lieben,
mit dem Herbstwetter, den verregneten Novembertagen und den süßen Teesorten im Regal kommt bei mir auch immer mehr die Leselust zurück und der Wunsch, mich einzukuscheln, den prasselnden Regentropfen am Fenster zu lauschen und dabei in einem spannenden Buch zu schmökern.
Als letztes hat es das neue Buch von Colleen Hoover an diesen Ort geschafft. Wie es mir gefallen hat und ob die Autorin meinen hohen Ansprüchen wieder einmal gerecht werden konnte, erfahrt ihr nun...

- Autorin: Colleen Hoover
- Verlag: dtv
- Einzelband 
- Originaltitel: Without Merit
- Jugendbuch ab 14 Jahren 
- 352 Seiten
- Broschierte Ausgabe 14,95€ (D)
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*Dieses Buch wurde mir als kostenloses Rezensionsexemplar vom Verlag zur Verfügung gestellt. Meine Meinung bleibt natürlich meine eigene*


Stell dir vor, du triffst den Mann deiner Träume – und dann findest du heraus, dass er der eine ist, in den du dich nicht verlieben solltest…
Beim Shoppen in der Stadt lernt die siebzehnjährige Merit den überaus attraktiven Sagan kennen und verliebt sich so heftig in ihn, dass sie ihren sonstigen Schutzpanzer fallen und sich schon bei der ersten Begegnung von ihm küssen lässt. Ein fataler Fehler – denn leider stellt sich ziemlich schnell heraus, dass Sagan für Merit absolut off limits ist, weil er ihrer an versteckten Geheimnissen ohnehin reichen Familie näher steht, als sie ahnte.
Damit nicht genug: Anstatt ihr aus dem Weg zu gehen, bereichert Sagan in der folgenden Zeit das vielköpfige Elternhaus von Merit mit seiner täglichen Anwesenheit. Das aber führt das ohnehin schon chaotische Familienleben völlig ad absurdum – und stürzt Merit in eine tiefe persönliche Krise.
Genau das ist es, was der 17-jährigen Merit passiert: Beim Shoppen in der Stadt lernt sie den überaus attraktiven Sagan kennen und verliebt sich so heftig in ihn, dass sie ihren sonstigen Schutzpanzer fallen und sich schon bei der ersten Begegnung von ihm küssen lässt. Leider stellt sich gleich darauf raus, dass Sagan kein anderer ist als der neue Freund ihrer Zwillingsschwester Honor. Und damit nicht genug: Anstatt ihr aus dem Weg zu gehen, bereichert Sagan im Folgenden das vielköpfige Elternhaus von Merit mit seiner täglichen Anwesenheit. Das aber führt das ohnehin schon chaotische Familienleben völlig ad absurdum – und stürzt Merit in eine tiefe persönliche Krise (Quelle: Amazon.de/November 2018).



Mir gefällt die Gestaltung der Colleen Hoover Bücher im Deutschen leider immer weniger. Die Cover der "Layken"-Reihe oder auch die erste Version des Covers von "Love and Confess" oder "Maybe someday" habe ich sooo sehr geliebt. Das Design war stimmig, ohne zu kitschig zu wirken und spielte mit Farben und Formen. Immerhin ist es kein Fotocover geworden, doch das pinke Herz in Zusammenspiel mit dem leider ziemlich kitschigen Titel sieht für mich gang klar nach einer schnulzigen Teenie Geschichte aus und nach 12 gelesenen Colleen Hoover Büchern kann ich definitiv sagen, dass diese plumpe Beschreibung der Autorin ganz und gar nicht gerecht wird. Beim nächsten Mal würde ich mir gestaltungstechnisch wieder etwas in Richtung "Never never" wünschen und vor allem sollten die Originaltitel meiner Ansicht nach lieber beibehalten werden, da diese meistens super treffend gewählt sind und bei "Maybe someday" beispielsweise ja auch keine Hemmung vor englischen Titeln bestand. Gerade in diesem Punkt würde mich brennend eure Meinung interessieren: Welche Cover und Titel der Colleen Hoover Bücher gefallen euch am besten?


In dieser Geschichte geht es um die 18 Jährige Merit, die mit ihrer großen Familie zusammen in einer umgebauten Kirche lebt. Genauso skurril wie ihr Wohnhaus ist Merits Familie, denn ihr Vater hat neu geheiratet, ihre Mutter haust aber weiterhin mit ihnen allen zusammen im Keller, den sie seit Jahren nicht verlassen hat. Ihre Schwester Honor verliebt sich ständig in todkranke junge Männer und ihr Bruder Utah schreibt jeden morgen ein irrwitzigen Fun Fakt an die Infotafel vor der Kirche. Als Merit dann auch noch durch eine Menge seltsamer Zufälle einem wahnsinnig gutaussehenden Jungen begegnet, der sie prompt bei der ersten Begegnung küsst ist ihr Chaos mal wieder perfekt. Doch dieser besagte Junge hat sie leider mit ihrer eineiigen Zwillingsschwester verwechselt und scheint damit unerreichbar für Merit...

  

Bei diesem Buch beschreibt der Klappentext kaum, um was es geht, weshalb ich meine eigene Inhaltszusammenfassung ebenfalls eher bedeckt halte. Dieses neue Buch der Autorin ist ganz anders als ihre anderen. Sonst habe ich es immer so empfunden, dass die Liebesgeschichte im Vordergrund stand und eher nebenbei andere Themen angerissen wurden und die Geschichte bereicherten. Hier hatte ich eher das Gefühl, dass es um ganz viele verschiedene Dinge geht und eher die Love Story das i-Tüpfelchen am Rand darstellt.
Ich möchte absolut nicht zu viel verraten, nur so viel sei gesagt: Colleen Hoover widmet sich hier ernsten Themen, wie psychischen Erkrankungen und Kriegsflucht. Aufgrund dessen ist auch die Atmosphäre der Geschichte düsterer, bedrückender und nicht ganz so "luftig-leicht", wie ich ihre Lektüren bisher empfand.
Zu Anfang bin ich schwieriger in die Geschichte hineingekommen und habe erst ab der Hälfte so richtig mitfiebern können. Obwohl der Plot und das Setting in Texas wieder sehr gut gemacht sind und ich meine Liebe zum Detail wieder entdecken konnte, braucht das Buch etwas, um in Fahrt zu kommen. Am Ende der Geschichte klärt sich immer mehr auf, dass dieser recht monotone, spannungsarme Einstieg sein muss, um das große Ganze zu verstehen und die Figuren kennenzulernen, aber dazu gleich mehr.

Die Idee des Buches ist sehr gut, das Thema sehr wichtig und die Botschaft auch so deutlich, dass ich diesmal statt vor Rührung eher vor Trauer und Niedergeschlagenheit ein paar Tränen verdrückt habe. Ich schätze die Autorin sehr dafür, dass sie sich auch solchen sensiblen Themen wie Depression widmet und damit hoffentlich junge Menschen erreichen und aufklären kann. Wer hier einen "typischen" Hoover erwartet, könnte eventuell etwas enttäuscht werden, aber ich liebe an diesem Buch gerade seine Andersartigkeit und dass die Autorin Mut hat, neues auszuprobieren, das keinesfalls schlechter, nur einfach ganz anders ist.  

     

Der Beginn dieses Buches ist auch etwas zäh, da die Charaktere hier sehr komplex, vielschichtig und absolut ausgereift sind. Man braucht seine Zeit, die vielen wichtigen Personen kennen zu lernen und das ganze Buch über, um zu verstehen, dass Perspektiven in Büchern, aber auch im echten Leben täuschen können, dass man immer im Hinterkopf behalten sollte, dass wir hier "durch die Augen einer Person" auf die Geschichte gucken und ihre Bewertungen und Gefühle mitbekommen. Das hat mir dieses Buch sehr eindrucksvoll bewiesen. Ich bewundere die Autorin dafür, auf wie wenig Seiten sie so plastische und liebenswerte Figuren erschaffen kann, sodass ich sie nie mehr vergessen werde. Sagan ist wieder mal ein Typ, der eigentlich viel zu perfekt für die Realität wäre, aber in dieser Geschichte einfach zum Dahinschmelzen gut gezeichnet ist. Merit ist eine ganz wundervolle Protagonistin, die ich unfassbar geschätzt habe. Honor, Utah, Luck und Moby sind alles echt sehr coole Figuren mit tollen Zügen, spannenden Eigenschaften und zum Teil sehr gehaltvollen wie witzigen Dialogen. In diesem Buch gibt es tatsächlich niemanden, den ich nicht leiden konnte, weil jeder einfach seine Geschichte und Erfahrungen hat, warum er oder sie so ist, wie er oder sie eben ist. Und genau so ist es richtig.  


Colleen Hoover hat mit diesem Buch auf jeden Fall den Nerv der Zeit getroffen und es in meinen Augen geschafft, ein super wichtiges, aber häufig unter den Tisch gekehrtes Thema altersgerecht und in wundervolle Worte verpackt anzusprechen. Obwohl es zum Teil sehr bedrückend, düster und schockierend sein kann, ist es ein ganz besonderes Buch mit vielen Facetten. Vielleicht ist es nicht mein Lieblingsbuch der Autorin, aber eines, das tief in meiner Erinnerung haften wird.

Alles Liebe
 

Vielen Dank an:
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