ich habe nach längerer Zeit endlich mal wieder ein Jugendbuch aus dem Magellan Verlag gelesen. Der Titel des Buches scheint eine süße Liebesgeschichte anzukündigen, doch das Buch ist noch einiges mehr als das. Wie mir "Luftschlösser sind schwer zu knacken" gefallen hat, erfahrt ihr nun - viel Spaß bei meiner ersten August Rezension! :-)
Autorin: Antje Leser
Verlag: Magellan
Erschienen am 15.07.2020
Originalsprache: Deutsch
Jugendbuch
Altersempfehlung: Ab 14 Jahren
Einzelband
304 Seiten
Gebundene Ausgabe 17,00€ (D)
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*Dieses Buch wurde mir freundlicherweise vom Verlag kostenlos zur Verfügung gestellt. Meine Meinung bleibt natürlich dennoch vollkommen ehrlich.*
Es ist nicht gerade Liebe auf den ersten Blick, als Jonas und Nika aufeinandertreffen. Denn Jonas erwischt Nika, als sie bei ihm einbricht. Nicht, weil sie etwas gegen ihn persönlich hat, sondern weil das ihr Job ist. Nika gehört zu einem Familienclan, der sich auf Wohnungseinbrüche spezialisiert hat. Wenn sie nicht liefert, machen die anderen Druck. Doch Nika und Jonas begegnen sich wieder. Zufällig. Und Jonas zeigt ihr, dass das Leben nicht nur aus Sackgassen besteht. Aber einfach aussteigen ist nicht. Plötzlich schwebt nicht nur Nika, sondern auch Jonas in größter Gefahr (Quelle: Magellan.de/August2020).
Die Optik des Hardcovers ist ein absoluter Traum! Das Cover erstrahlt in allen möglichen Farben und zeigt einen beeindruckenden Blick über eine nächtliche Stadt. Im Vordergrund haben wir unser Pärchen in der Rückansicht und der Titel des Buches ist haptisch hervorgehoben, sodass es sich auch schön anfasst.
Was mich allerdings etwas irritiert hat, ist die Passung zwischen Cover und Inhalt. Meiner Ansicht nach erwartet man bei dieser Gestaltung und dem Titel eher eine süße, leichte Geschichte über die erste große Liebe, obwohl das Buch durchaus sehr ernste Themen behandelt und die Liebesgeschichte in meinen Augen gar nicht im Fokus steht. Das sollte man wissen, bevor man mit falschen Erwartungen an die Geschichte herantritt und dann möglicherweise enttäuscht wird.
Jonas' Mutter ist die Sommerferien über verreist und er möchte sich ganz seiner eigenen Musik widmen und mit seinem Kumpel Flo ordentlich ausspannen. Doch als ein junges Mädchen in sein Elternhaus einsteigt und sein Handy stiehlt, ist es aus mit der Entspannung. Jonas bleibt der Diebin Nika dicht auf den Fersen und verstrickt sich dabei immer mehr selbst in die gefährlichen Machenschaften eines kriminellen Clans...
Die Idee hinter der Geschichte, die auch bereits in der Beschreibung angesprochen wird, hat mich neugierig gemacht. Ein bisschen hat es mich im ersten Moment an das Stockholm Syndrom erinnert und ich wollte wissen, was hinter dieser Idee steckt.
Liest man die Beschreibung, sieht es so aus, als ob die Liebesgeschichte zwischen Jonas und Nika hier im Vordergrund steht, doch das habe ich anders empfunden...
Ich möchte von der Thematik nicht zu viel vorwegnehmen, doch das Buch spricht durchaus sensible Themen an und könnte an einigen Stellen auch als Jugendthriller durchgehen. Die Leser*innen dieses Buches sollten sich darauf einstellen, dass es unter anderem um sozial schwierige Verhältnisse, Gewalt, Misshandlung und Menschenhandel geht. Ich würde nicht so weit gehen, dass das Buch eine Trigger Warnung braucht, kann mir aber vorstellen, dass die Thematik in Anbetracht der eher harmlosen Gestaltung und Beschreibung des Buches jemanden negativ überraschen oder schockieren könnte.
Wir erleben diese Geschichte abwechselnd aus der Perspektive von Jonas und Nika, was ich als besonders spannend empfunden habe. Generell hat mir der Schreibstil von Antje Leser sehr gefallen und ich habe das Buch in kurzer Zeit verschlungen, weil es eine gewissen Grundspannung gibt und immer etwas Gefährliches und Aufregendes in der Luft liegt. Es gibt verschiedene Phasen, zu denen unterschiedliche Themen präsent sind und mir persönlich hat insbesondere der letzte Teil ausgesprochen gut gefallen, den ich am ehesten als "Thriller" bezeichnen würde. Es geht zum Teil auch um Polizeiarbeit und Ermittlungen, was ich total interessant fand.
Die Figuren des Buches sind auf jeden Fall sympathisch, allerdings ist Nika für mich die einzige, die so richtig facettenreich war. Sie ist ein 15 jähriges Mädchen, was schon allerhand durchgemacht hat, seine eigene Lage wegen vieler Lügen der Erwachsenen gar nicht recht einordnen kann und für ihr Alter schon unheimlich reif ist. Zuerst fand ich es etwas irritierend, dass dieses kleine Mädchen schon so reflektiert und erwachsen denken und handeln kann, aber hinsichtlich ihrer Vorgeschichte ist das durchaus denkbar. Ihre Gefühls- und Gedankenwelt war ein echtes Highlight der Geschichte, bei der ich mir an so mancher Stelle noch ein paar mehr Einblicke in ihre Denkweise gewünscht hätte.
Jonas war ebenfalls ein absolut sympathischer Charakter, aber ihn fand ich nicht unbedingt "besonders" und habe ihn mehr als Nikas Sidekick erlebt statt als Hauptfigur. Flo wiederum fand ich einen tollen Freund für Flo und er hat Jonas ab und an den richtigen Schubs gegeben, um ihn zu Handlungen zu animieren.
Das Ende des Buches hat mir sehr gefallen, weil es den perfekten Mittelweg für mich gefunden hat und mich zufrieden zurückließ. Besonders das letzte Drittel hat das Buch für mich noch mal total rausgerissen und ich konnte gar nicht aufhören zu lesen. Ich bin froh, dass das Buch nicht unnötig in die Länge gezogen wurde, sondern an der richtigen Stelle dem/der Leser*in die Fantasie lässt, die Geschichte weiterzuspinnen.
Luftschlösser sind schwer zu knacken? Auf jeden Fall, doch trotzdem gibt Nika nicht auf und findet gemeinsam mit Jonas ihren Weg zu einem besseren Leben. Wer Lust auf ein spezielles Jugendbuch hat, das einer Mischung aus Young Adult und Jugendthriller entspricht, wird mit diesem Buch bestimmt seine Freude haben. Es ist spannend, aufwühlend und eine schöne Lektüre für zwischendurch, die auch ernste Töne anschlägt und durch Vielseitigkeit zu begeistern weiß.
Alles Liebe
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