Freitag, 30. Oktober 2020

[Rezension] All das Ungesagte zwischen uns von Colleen Hoover

Hallo ihr Lieben,

endlich komme ich mal wieder dazu, eine ausführliche Rezension zu schreiben, statt auf Instagram nur kurze Leseupdates zu geben. Eben gerade habe ich das neue Colleen Hoover Buch, "All das Ungesagte zwischen uns", beendet. Mir schwirren tausend und ein Gedanke im Kopf herum und diese möchte ich gerne mit euch teilen - viel Spaß! :-)


Autorin: Colleen Hoover
Erschienen am 23.10.2020
Originalsprache: Englisch
Übersetzerin: Katarina Ganslandt
New Adult/ Drama/ Trauerbewältigung
Einzelband
448 Seiten
Broschierte Ausgabe 14,90€ (D), Kindle Edition 12,99 € (D)




*Ich habe das Buch selbst gekauft und nenne sowie verlinke den Verlag des Buches aus freien Stücken. Die Rezension gibt meine eigene Meinung wieder.*


Ein tragischer Unfall verändert von einer Sekunde auf die andere Morgans Leben und entlarvt, dass ihr bisheriges Leben auf Lügen basierte. Gleichzeitig entgleitet ihr ihre Tochter Clara immer mehr: Sie trifft sich heimlich mit einem Jungen, von dem sie weiß, dass ihre Mutter ihn nicht an ihrer Seite sehen möchte. Halt findet Morgan in dieser schweren Zeit ausgerechnet bei dem einen Menschen, bei dem sie keinen Trost suchen sollte… (Quelle: Bold/Oktober 2020).


Ich finde das Cover nicht schlecht und begrüße es, dass Bold den "erwachseneren" Colleen Hoover Büchern auch ein weniger kindliches Aussehen verpasst hat. Ich mag das Zusammenspiel aus dem goldenen Titel und den roten Blumen, wobei ich es durch das Gold etwas altbacken finde. Mir persönlich gefällt das Originalcover diesmal etwas besser, ebenso wie der weniger sperrige Titel "Regretting you", aber das ist natürlich Geschmackssache.



Morgan und ihre Tochter Clara erfahren einen furchtbaren Schicksalsschlag, durch den ihr bisheriges Leben völlig aus den Fugen gerät. Während Clara ihrem Highschool Kameraden Miller immer näherkommt und ihre erste Liebe erlebt, tröstet sich Morgan bei ihrem Bekannten Jonah, den sie bereits seit ihrer Jugend kennt. Dabei verlieren sich Mutter und Tochter so sehr aus den Augen, dass sie gar nicht merken, wie ihre besondere Mutter-Tochter Beziehung an Distanz gewinnt und sie das wertvollste aufgeben, was sie noch haben: Ihre Liebe zueinander.


Colleen Hoovers Bücher sind bekanntermaßen so vielschichtig, dass es unmöglich ist, nur ein Thema zu benennen. Ich finde es auch viel zu kurz gegriffen, ihre Bücher als "New Adult" zu betiteln, weil diese Geschichten viel mehr sind als "nur" eine Liebesgeschichte. Dieses Buch unterscheidet sich wieder sehr von allen anderen Werken und in der Danksagung hinten erwähnt die Autorin sogar, dass es hier kein "Genre" in dem Sinne gibt, sondern viele Ideen zusammengeflossen sind. Das kann ich genauso unterschreiben, für mich persönlich ist das Buch ein Mix aus Drama, Young Adult und einem Trauerbewältigungsroman.

Der Aufbau des Buches weicht meines Erachtens ein wenig von dem klassischen Spannungsbogen ab, sodass bereits auf den ersten hundert Seiten eine riesige Wendung auftritt, die der Geschichte eine komplett neue Richtung gibt. Deshalb war die Spannung zu dem Zeitpunkt auch am höchsten und nimmt in der Mitte tendenziell eher ab, bevor sie am Ende nochmal Fahrt aufnimmt. Ich habe mir noch nicht viele Rezensionen zu dem Buch durchgelesen, könnte mir aber vorstellen, dass diese etwas dröge Mitte dem/der ein oder anderen vielleicht nicht so gefallen könnte. Ich persönlich würde das Buch nicht als Spannungsbuch betiteln, aber darauf ist es auch nicht ausgelegt. In der Geschichte geht es um tiefe, pure Emotionen, allen voran Trauer, Wut und Enttäuschung. Diesen Gefühlen wird viel Raum gegeben, was einerseits eine eher bedrückende, schwermütige Stimmung erzeugt, aber andererseits auch Hoffnung spendet und mich tief berührt hat. Für diese Art von Emotionen muss man sich bereit fühlen und sich darauf einlassen, um die Geschichte voll aufnehmen und verkraften zu können, denn es ist keine fluffig-leichte Sommerlektüre. 

Die Figuren sind ganz typisch CoHo - eigensinnig, facettenreich und liebenswert auf ihre ganz eigene Art und Weise. Mit Morgan hatte ich zu Anfang meine Probleme, aber auch weil sie von anderen Figuren recht negativ und einfarbig dargestellt wurde und deshalb in meinen Augen auch diesen "Stempel" bekommen hat. Im Laufe der Geschichte stellt sich heraus, dass unsere vermeintliche Verliererin der Geschichte eine unfassbar starke, bewundernswerte Frau und Mutter ist, vor der ich nur meinen Hut ziehen kann. Sollte ich einmal Kinder haben dürfen, wünsche ich mir Morgans Einfühlungsvermögen und ihren grenzenlosen Mutterinstinkt. Clara ist ein sehr tolles Mädchen, das in ihrem Hormonchaos gefangen versucht, die ganzen bösen Schicksalsschläge in ihrem jungen Alter zu verarbeiten. Auch, wenn sie an einigen Stellen noch recht kindlich und naiv ist, mochte ich ihre Entwicklung sehr und ihre zarte Liebe zu Miller. Die Nebenfiguren sind hier auch wieder einmal eine Klasse für sich: Lexie, Jonah, Miller und Grands sind herrliche Figuren mit Humor, Eigenarten und ganz viel Wärme.

Ich kann nicht wirklich sagen, dass ich das Buch genossen habe, aber ich hatte wieder einmal ein sehr intensives Leseerlebnis, das mich nachhaltig beschäftigen wird. Wegen der Schwere der Geschichte gehört es nicht zu meinen liebsten CoHo Büchern, bei denen eher die Spannung ("Verity") oder die Liebe ("Love & Confess") im Vordergrund steht, aber diese Geschichte ist so, wie sie ist, perfekt und ich kann sie wärmstens weiterempfehlen, wenn man als Leser*in weiß, auf welche Art von Geschichte man sich hier einlässt und sich bereit für diese bedrückende Stimmung fühlt.



Mit "All das Ungesagte zwischen uns" hat Colleen Hoover wieder einmal ein einzigartiges Leseerlebnis geschaffen, das mich nachhaltig beschäftigen wird. Ich habe sehr mit Morgan und Clara mitgelitten, gehofft und geweint. Wer sich auf die schwermütige und tragische Stimmung dieses Buches, viele Tränen und einen Hoffnungsschimmer am Ende des Tunnels einlassen möchte, der sollte sich diese emotionale Lektüre nicht entgehen lassen. 

Alles Liebe