Freitag, 18. Dezember 2020

[Rezension] The Music of What Happens von Bill Konigsberg

Hallo ihr Lieben,

heute zeige ich euch ein sehr aktuelles LGBTQ+ Buch aus dem One Verlag. Autor Bill Konigsberg kannte ich bisher noch nicht, ich wollte aber unbedingt mal wieder ein Buch aus diesem Bereich lesen und an die Kurzgeschichten von David Levithan anknüpfen. Viel Spaß bei meiner Rezension! :-)

Autor: Bill Konigsberg
Erschienen am 27.11.2020
Originalsprache: Englisch
Jugendbuch/ Liebesroman
448 Seiten
Broschierte Ausgabe 12,90€ (D), Kindle Edition 4,99 € (D)



*Dieses Buch hat mir der Verlag freundlicherweise als Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt. Meine Meinung bleibt natürlich dennoch vollkommen ehrlich.*


Max und Jordan haben nicht viel miteinander zu tun. Während Max Sport und Videospiele liebt und gern mit seinen Jungs abhängt, ist Jordan eher introvertiert, schreibt Gedichte und trifft sich mit seinen beiden besten Freundinnen in der Mall. Erst, als sie gemeinsam im alten Food-Truck von Jordans Vater arbeiten, lernen sie sich besser kennen. Und ganz langsam merken die beiden, dass zwischen ihnen vielleicht mehr ist als bloß Freundschaft... 


Ich finde das Cover und die gesamte Aufmachung echt schön. Die beiden Jungen auf dem Cover sehen sympathisch aus (erinnert euch der Linke auch an Taylor Lautner?), mir gefällt der Stil und die Farbgebung. Ich hätte das Buch auch gerne als Hardcover gehabt, aber als broschierte Ausgabe war es einfach mitzunehmen. Hier hat sich der Verlag an das Originalcover gehalten und nur die Schriftart etwas verändert, was ich bei dem treffenden Cover absolut verstehen kann. 


Es sind die langen Sommerferien und Max will sich einen Ferienjob suchen. Das Schuljahr ist zu Ende und seine Verpflichtungen als beliebter Sportler an der Highschool haben erst mal ein Ende. Da kommt es wie gerufen, dass Jordan, ein schüchterner, unscheinbarer Junge, gemeinsam mit seiner Mutter einen Foodtruck eröffnet und noch tatkräftige Unterstützung gebraucht wird. Dabei treffen die beiden Jungen, die unterschiedlicher nicht sein könnten, erstmals aufeinander und verbringen einen turbulenten Sommer zusammen, in dem Gefühle entstehen, die weit über Freundschaft hinausgehen...


Ich habe von dieser Geschichte eine leichte, romantische Jugendlektüre mit Witz und großen Gefühlen erwartet. Ich finde es besonders schön zu beobachten, dass immer mehr LGBTQ+ Geschichten auch im Jugendbereich auf den Markt kommen und unterstütze diese Entwicklung sehr gerne.
Der Einstieg in die Geschichte ist mir eher leicht gefallen. Der Plot hat erst mal nicht so viele neue Elemente an sich, die man noch nie zuvor im Jugendbereich gesehen hat. Highschool, Sommerferien und eine zarte Liebe sind ziemlich beliebte Themen im Young Adult Bereich. Was für mich den Reiz ausgemacht hat, das Buch dennoch lesen zu wollen, waren 1. die LGBTQ+ Thematik und 2. die Idee mit dem Foodtruck. Ich persönlich verbinde Foodtrucks mit den USA, gutem Fast Food und einem Sommer, in dem alles möglich scheint.

Der Schreibstil des Autors hat mir gut gefallen, er ist einfach gehalten, unverblümt und jugendgerecht. Ich fand Konigsbergs Art zu schreiben nicht so besonders, dass ich deshalb unbedingt weitere Bücher des Autors lesen muss, aber habe mich durch die simple Sprache schnell eingefunden und konnte gut in die Atmosphäre der Geschichte eintauchen. Ungefähr ab der Hälfte des Buches habe ich den Stil als etwas zäher empfunden, weil die Geschichte etwas stagnierte, aber alles in allem mochte ich die Erzählweise.

Ein großer Pluspunkt dieses Buches sind für mich die Figuren und ihre unterschiedlichen Facetten. Bei Max dachte ich zuerst "Oh nein, nicht noch ein typischer 0815 Highschool Sportler", aber er hat im Laufe der Geschichte eine tolle Entwicklung hingelegt und wurde mir immer sympathischer. Mit Jordan konnte ich mich schon mehr identifizieren und ich finde es besonders schön zu sehen, dass er mehr Selbstbewusstsein und Wertschätzung erfährt. Die beiden sind ein ungleiches, aber deswegen nicht weniger harmonisches Paar und haben mir schöne Lesestunden beschert. Die Nebencharaktere waren dagegen eher unscheinbar, manchmal nervig und sind mir nicht wirklich im Gedächtnis geblieben.

Der Autor hat versucht, neben der eher seichten Liebesgeschichte auch einige ernste Themen mit einfließen zu lassen, was ich erst mal sehr gut finde. Es werden Aspekte wie Verlust, Probleme des Erwachsenwerdens, Homosexualität und Outings eingebunden. Allerdings liegt hier mein größter Kritikpunkt. Einige Themen werden angesprochen, die aber nicht ausreichend Raum bekommen, plötzlich im Sande verlaufen oder abrupt aus der Handlung ausscheiden. Hier hätte ich mir mehr Tiefe gewünscht, um dem Buch einen lehrreichen und ernsthaften Touch zu verleihen, der aber auch bis zum Ende weiterverfolgt wird. So wirkte es eher konstruiert, nach dem Motto "Es fehlen noch ein paar ernste Töne", die eher lieblos in die Geschichte eingeworfen wurden.

Ebenso erging es mir mit dem Ende des Buches. Nachdem im letzten Drittel ohnehin gefühlt nicht mehr allzu viel passiert ist, kommt der Autor in den letzten Zügen zu einem Abschluss, der etwas an den Haaren herbeigezogen und unauthentisch auf mich wirkte. Ohne zu viel zu verraten, hat mich dieser Ausgang etwas unbefriedigt zurückgelassen und die ansonsten süße Liebesgeschichte bekam ein etwas fades Ende.


Diesen LGBTQ+ Liebesroman für Jugendliche und junge Erwachsene habe ich mit gemischten Gefühlen beendet. Einerseits finde ich es klasse, dass es immer mehr Literatur in dieser Richtung gibt, und Max' und Jordans Geschichte ist eine sehr seichte, schöne und ein bisschen traurige Liebesgeschichte. Einige Kritikpunkte, wie die geringe Würdigung der ernsten Töne der Geschichte oder auch das unauthentische Ende sind mir eher negativ in Erinnerung geblieben, weshalb ich das Buch insgesamt als Mittelmaß bezeichnen würde. Wer auf der Suche nach LGBTQ+ Büchern ist, der kann mal einen Blick ins Buch werfen, aber generell ist das Buch kein Muss und wird mir nachhaltig nicht unbedingt in Erinnerung bleiben.

Alles Liebe

Vielen herzlichen Dank für dieses Rezensionsexemplar an: