Montag, 21. März 2022

[Rezension] Die Wächterinnen von New York von N. K. Jemisin

Hallo ihr Lieben,

ich habe mich riesig gefreut "Die Wächterinnen von New York" als Vorabexemplar zu gewinnen und direkt angefangen zu schmökern. Leider war das Buch letztendlich aber ganz anders, als ich es mir erhofft hatte. Viel Spaß bei meiner Rezension!


Autorin: N. K. Jemisin
Erscheinungsdatum: 19.03.2022
Einzelband
Originalsprache: Englisch
Originaltitel: The city we became
Kategorie: Fantasy
544 Seiten
Gebundene Ausgabe 25,00€ (D), Kindle Edition 19,00€ (D)
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*Dieses Buch hat mir der Tropen Verlag freundlicherweise als Rezensionsexemplar über vorablesen.de zur Verfügung gestellt. Meine Meinung bleibt natürlich vollkommen ehrlich.*


Jede Stadt hat eine Seele. Manche so alt wie die Mythen. Andere so jung und ungestüm wie Kinder. Und New York City? Hat gleich mehr als eine. Gerade erst erwacht und so unterschiedlich, wie das Leben in New York, müssen sich die Wächterinnen der Stadt zusammenschließen, um sie vor dem Grauen zu schützen, das unter ihr lauert.

Städte sind lebendig. Sagt man so. Doch das ist mehr als nur ein Sprichwort und wenn eine Stadt erwacht, sucht sie sich einen Avatar, der sie verkörpert. Doch im Fall von New York ist etwas schief gelaufen. Denn es gibt Kräfte, die verhindern wollen, dass die Städte lebendig werden und diesmal waren sie schneller. Nach einem ersten Kampf sind die Stadt und ihr Avatar geschwächt, doch im letzten Moment werden fünf Wächter bestimmt. Fünf für die fünf Bezirke und alle so unterschiedlich wie nur New York sein kann. Manny löst Probleme Manhattan-Style: mit Geld. In Brooklyn hört eine ehemalige Rapperin den Beat der Stadt. Und die Kuratorin einer Gemeindegalerie beweist, dass sich die Bronx noch nie etwas hat gefallen lassen. Aber was ist mit Queens und Staten Island? Wenn sie die Stadt und ihren Avatar retten wollen, müssen sie sich beeilen, denn der Feind hat längst damit begonnen, die Stadt zu vergiften. Und wenn sie nicht zusammenarbeiten, droht nicht nur New York unterzugehen.

(Quelle: klett-cotta.de/ März2022)


Durch die wunderbare Optik bin ich erst auf dieses Buch aufmerksam geworden, da es direkt "Ich bin besonders!" schreit. Ich habe aus diesem Verlagsprogramm bisher noch kein Buch gelesen, aber gehofft, dass mich der Inhalt genauso überzeugen kann wie das Cover. Der Schutzumschlag ist mit der besonderen Farbgebung der Neon Elemente und dem Effekt der Unschärfe auffällig und perfekt auf den Inhalt abgestimmt. Besonders gut haben mir kleine Details gefallen, wie die Tentakel, die man nur in bestimmten Licht erkennt. Alles in allem eine sehr hochwertige, gelungene Aufmachung des Hardcovers innen wie außen.


Wir werden recht plötzlich in die Geschichte hineingeworfen, in der Manny in New York ankommt und erst mal weder weiß, wer er ist, noch, was er in New York zu tun hat. Nach und nach erfahren wir, dass in dieser fiktiven Welt die Weltstädte von Wächtern beschützt werden, im Falle von New York fünf Stück für verschiedene Stadtbezirke. Diese lernen wir nach und nach kennen, denn nur gemeinsam können sie sich einer dunklen Bedrohung in den Weg stellen und New York retten.



Ich war von dieser Idee auf dem Klappentext und der Leseprobe sehr angetan, da es nach einer außergewöhnlichen Fantasy Geschichte klang, in der eine meiner Lieblingsstädte die Hauptrolle spielt.
Der Einstieg in die Geschichte ist mir recht schwer gefallen. Wie Manny wissen wir auch kaum etwas über New York, die Tentakel, die überall auftauchen, und die magischen Kräfte, die er und die anderen Wächter gegen diese einsetzen können. Eine Erklärung des Ganzen wird kleckerweise im Laufe der Geschichte nachgereicht, wodurch die ersten 100 Seiten für mich insbesondere von Verwirrung geprägt waren.

Das Erzähltempo habe ich als ausgesprochen langsam empfunden. Teilweise driften die Figuren in Gedankenstrudel ab, was verschiedenste Themen angeht: Die Geschichte New Yorks, Rassismus, oder ihre Alltagsthemen. Das war zwar manchmal interessant, für mich aber für die Spannungskurve eher hinderlich. Die ersten 300 Seiten drehen sich hauptsächlich um Charaktereinführungen, danach kam mehr Spannung und Handlung auf. Ich hätte mir bereits früher eine straffere Erzählweise gewünscht, um die Handlung und das Worldbuilding in den Fokus zu stellen. Es hat sich in jedem Fall nicht wie "klassische" Fantasy lesen lassen, das war eigentlich nur die Ausgangsidee. Vielleicht daher auch meine falsche Erwartungshaltung...

Figuren: Die Figuren waren von der Autorin interessant gezeichnet. Oft hat es sich so angefühlt, als würde sie versuchen, den Geist der verschiedenen New Yorker Bezirke in einer Person abzubilden. Deshalb war es teilweise etwas plakativ, wie die Figuren sich gegeben haben, aber ich mochte die verschiedenen Lebensrealitäten. Dennoch war mir keiner der Wächter*innen sehr sympathisch, ich habe mich niemandem so richtig nah gefühlt, weil wenig Identifikationspotenzial da war. Viele Dialoge haben mich etwas gelangweilt und teilweise auch verwirrt, da mir scheinbar viele Hintergrundinformationen zu New York gefehlt haben. Ich kenne da eher die klassischen Touri-Fakten und keine Insider-Details. Eine Entwicklung der Charaktere ist da gewesen, aber wenn man wenig mitfiebern kann, reißt das am Ende leider wenig raus. Schade!

Schreibstil: Was sich durch das ganze Buch gezogen hat, war ein ungewöhnlicher Stil voller flapsiger Umgangssprache und teilweise verschiedenen Slangs und Dialekten, was es mir zusätzlich schwierig gemacht hat. Ich kenne mich da zu wenig aus, als dass ich manche Anspielungen und Witze verstanden hätte. Außerdem fand ich es manchmal auch zu übertrieben, ich kann mir nicht vorstellen, dass alle Menschen in diesem Buch so respektlos miteinander sprechen. Deshalb waren einige Dialoge der Figuren für mich recht kryptisch, über unrealistisch und überzeichnet, bishin zu vollkommen absurd.



Die Grundidee und der Handlungsaufbau haben mir super gefallen, aber das, was die Autorin daraus gemacht hat, war leider gar nichts für mich. Sie drückt ihre Hassliebe zu dieser Stadt auf sehr verquere Weise aus- mit überdrehten Figuren, gossenhaften Dialogen und für mich unverständlichem Humor. Vielleicht habe ich tatsächlich zu wenig Hintergrundwissen, um diese Geschichte überhaupt zu begreifen, aber dann sollte das irgendwo erwähnt werden. Ich habe mehrfach von Anspielungen auf Lovecraft gelesen, mit dem ich keinerlei Berührungspunkte habe, aber möglicherweise finden Fans von diesem hier Gefallen dran. Ich für meinen Teil kann leider keine Empfehlung aussprechen.

Alles Liebe









Vielen herzlichen Dank an den Tropen Verlag und vorablesen.de für die freundliche Bereitstellung des Rezensionsexemplars!