Mich hat an dieser Geschichte insbesondere die Idee fasziniert, dass alle menschlichen Leben miteinander verknüpft sind. Ich merke selber immer mal wieder in verschiedenen Situationen im Leben, wie klein die Welt doch ist. Man kennt jemanden, der jemanden kennt, und dieser ist vielleicht wiederrum mit unserer Mutter oder unserer besten Freundin verbandelt. So bildet sich auf der Metaebene ein riesiges Netz an Menschen, die sich an den Händen halten und so am Ende jeder mit jedem in irgendeiner Weise und über verschiedene Ecken verbunden ist. Ein so spannender Gedanke, der mir auch nach dem Lesen dieses Buches noch nachhängt.
Diese Grundidee nutzt die Autorin, um die Geschichten unserer fünf Protagonist*innen zu erzählen. Zuerst scheint es so, als wären nur einige der Perspektiven miteinander verbunden, andere haben gar keine Berührungspunkte zueinander. Doch nach und nach werden unsichtbare Verknüpfungen sichtbar und auch hier präsentiert sich uns am Ende ein Netz aus Zusammenhängen. Den Weg zum großen Ganzen begleiten wir abwechselnd aus fünf Erzählperspektiven.
Die Autorin hat mich am Anfang des Buches mit nur wenigen Worten an ihre Geschichte gefesselt. Ich habe irgendwie spüren können, dass das Buch im Original auf Französisch verfasst wurde. Jedes Wort klingt so gut gewählt, so melodisch und harmonisch. Insgesamt würde ich den Schreibstil als poetisch und bildhaft beschreiben, was das Leseerlebnis für mich auch besonders gemacht hat. Es lässt sich nach wie vor locker lesen, so wie es für ein Jugendbuch passend ist, doch trägt auch viele schöne Sätze in sich. Die Kapitel sind recht kurz gehalten, was mir persönlich sehr gut gefällt, um nur so durch die Seiten fliegen zu können.
Die Spannung wird dadurch erzeugt, dass ich die ganze Zeit wissen wollte, wie die Schicksale der Figuren zusammenlaufen werden. Das Buch ist, vermutlich in Anlehnung an das Theater-Thema, in Akte gegliedert. In Zwischenspielen wird immer mal wieder eine Andeutung gemacht, was im Folgenden passieren wird.
Leider muss ich sagen, dass der Mittelteil sich für mich sehr gezogen hat. Eine Zeit lang trat die Geschichte für mich sehr auf der Stelle, bis die Autorin zum großen Showdown wieder das Tempo angezogen hat. Deshalb empfehle ich die Geschichte eher Leser*innen, die gerne ruhige Bücher lesen kein Problem mit einer eher dahinplätschernden Handlung haben.
Insgesamt reißt die Autorin zahlreiche Themen an, die hier verarbeitet wurden. Theater spielt eine große Rolle in der Handlung und bildet einen gewissen Rahmen, da Alix Theater spielt, Gabrielle den Theater-Kurs leitet und auch Armands damit in Berührung kommt. Ich habe nicht wirklich einen Bezug zu dem Thema, doch Fans fühlen sich hier bestimmt gut aufgehhoben.
Leser*innen sollten sich wappnen für Problemthemen wie Familienkonflikte, Trennung, psychische Erkrankungen, Verlust und Trauer. All diese Themen bekommen einen Platz in dieser Geschichte und werden auch manchmal zwischen den Zeilen oder in leisen Tönen miterzählt. Mich hat diese Fülle an Themen sehr angesprochen, da ich das Gefühl hatte, allem wird genug Raum gegeben und wir springen nicht zu sehr zwischen den Aspekten. Die Autorin gibt Denkanstöße, ohne mit der Moralkeule oder zu vielen plakativen Denkanstößen um die Ecke zu kommen.
Den Figuren bin ich unterschiedlich nahe gekommen. Ich konnte mit Alix sehr gut mitfühlen, die sich auf der Schwelle zum Erwachsenwerden befindet, und mit der Beziehung zu ihrem Vater hadert. Ihre Perspektive fand ich sehr spannend und emotional, da sie eine interessante Entwicklung durchmacht und vieles über ihre Kindheit und die Beziehung ihrer Eltern erfährt.
Möglicherweise beeinflusst davon, mochte ich ihren Vater Armands nicht so gerne, und habe ihn als eher übergriffig und penetrant empfunden.Gabrielle ist durch recht wenig Text und viele Dialoge ziemlich blass geblieben, sodass ich sie nicht so richtig kennengelernt habe. Es war sicherlich auch gewollt von der Autorin, ihr nicht so nahe kommen zu können, aber das hat mich etwas gestört.
Meine liebsten Perspektiven waren Titouan und Luce, die ganz unterschiedlich sind, sich aber auf eine spannende Art kreuzen. Auch für sich gesehen waren beide Handlungsstränge gut durchdacht und auch unvorhersehbarer als die anderen.
Mein Liebling des ganzen Buches ist und bleibt Luce, die sehr vielschichtig beschrieben wird und sich für mich sehr authentisch nach einer weisen, älteren Dame anfühlte.
Insgesamt hat die Autorin hier wirklich plastische und interessante Figuren geschrieben, die das Herzstück der Geschichte sind und mich nachhaltig beeindruckt haben.
Das Ende der Geschichte mochte ich gerne. Nach der Durststrecke im zweiten Drittel wurde es nochmal richtig actionreich und wir erfahren auch, wie alle Perspektiven ineinanderlaufen. Ich habe ein paar Wendungen erahnen können, andere kamen für mich unerwartet. Die Botschaft hinter dieser Geschichte gefällt mir sehr. Mich hat das Buch nicht ganz so emotional mitreißen können, wie ich es mir erhofft habe, aber ich habe die Geschichte vor allem des Schreibstils wegen genossen.
Sind wir mit allen Menschen dieser Welt in irgendeiner Form verbunden? Diese Frage stellt sich in "Wovon die Sterne träumen". Fünf Personen, die unterschiedlicher nicht sein könnten, treffen aufeinander und verändern ihre Leben gegenseitig. Mich hat diese Idee sehr fasziniert. Die Autorin begegnet der Thematik mit einem wunderschönen melodischen Schreibstil und einigen spannenden Erzählelementen. Leider kam mir der Mittelteil ziemlich langatmig vor. Ansonsten kann ich die Geschichte Leser*innen von ruhigeren, emotionalen Jugendbüchern sehr empfehlen.
Alles Liebe
Vielen herzlichen Dank an den
Carlsen Verlag für die freundliche Bereitstellung des Rezensionsexemplars!
Das klingt nach einem sehr gelungenen Buch;)
AntwortenLöschenHallo,
AntwortenLöschenja, definitiv! Es ist sehr lesenswert. :-)
Viele Grüße
Fina