Mittwoch, 5. Juni 2024

[Rezension] Die Magie goldgewebter Herzen von Eleanor Bardilac

Hallo ihr Lieben,

ich bekomme nicht genug von cozy Fantasy und habe mich sehr gefreut zu sehen, dass nun auch der Knaur Verlag etwas im Angebot hat. Autorin Eleanor Bardilac hat eine gemütliche Geschichte über magische Fäden und eine zarte Liebe geschrieben. Viel Spaß bei meiner Rezension zu "Die Magie goldgewebter Herzen"!


Autorin: Eleanor Bardilac
Verlag: Knaur Verlag
Originalsprache: Deutsch
Kategorie: Fantasy/ Cozy Fantasy
Einzelband
336 Seiten
Broschierte Ausgabe 16,99€ (D), E-Book 12,99€ (D)
Kaufen? Beim Verlag oder in deinem regionalen Buchhandel



*Dieses Buch hat mir der Knaur Verlag freundlicherweise als Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt. Meine Meinung bleibt natürlich vollkommen ehrlich.*


Wie ein unsichtbares Netz durchweben magische Fäden die Welt von Brinon und verbinden auch Familien miteinander. Wenn eine Person stirbt, muss jemand an ihre Stelle treten, um das magische Gewebe zu erhalten – ansonsten drohen schwere Konsequenzen.
Für Lucien, der Magie sehen und hören kann, ist der unerwartete und viel zu frühe Tod seiner Zwillingsschwester Celine eine doppelte Herausforderung: Er muss sein idyllisches Landgut Cinq Soleils verlassen, das ihm Schutz vor der Welt bietet, und zur Beerdigung seiner letzten Verwandten in die Großstadt Villeneuf reisen, die für seine empfindsamen Sinne die reinste Qual ist. 
Und all das nur, weil die Magie ihn verpflichtet, den Platz seiner Schwester einzunehmen und Celines Witwer Noel zu heiraten! Als die Großstadt ihn zu zerbrechen droht, bleibt nur die Rückkehr auf sein Landgut.

Der trauernde Noel wiederum leidet sehr darunter, dem ihm unvertrauten Lucien zuliebe nun auch noch sein Zuhause verlassen zu müssen und ausgerechnet aufs Land zu ziehen – fernab von der High Society Villeneufs, in der er brilliert. Doch während der Sommer das Landgut erstrahlen lässt, entdecken die beiden Männer, dass Liebe viele Facetten hat und Magie in bisher unbekannten Formen existiert (Quelle: droemer-knaur.de/Juni2024).



Ich finde die Gestaltung des Buches sehr schön! Das Herzstück der Geschichte ist defintiv das Gut Cinq Soleils, das hier auch abgebildet ist. Die Fäden, die in der Geschichte eine große Rolle spielen, sind natürlich auch ein perfektes Element für das Cover und hier im Titel sehr schön in Szene gesetzt. Eine wirklich schöne, hochwertige Klappenbroschur.


Nachdem jemand verstirbt ist es in Brinon üblich, dass man jemand anderen aus der Familie heiratet, um die Verbindung zwischen den Familien aufrecht zu erhalten. Deshalb wird Noel nun mit dem Bruder seiner Ehefrau, Lucien, verheiratet. Während er noch mitten in der Trauer um seine Frau steckt, ist der stoffelige Lucien nicht gerade die Gesellschaft, die Noel sich wünscht. Doch als die beiden beschließen, nach Cinq Soleils zu ziehen, erleben die beiden einen wunderbaren Sommer und das zarte Erblühen ihrer Liebe...



Grundsätzlich spricht mich schon mal alles an, auf dem cozy steht. In Verbindung mit leichten Fantasyelementen habe ich dies besonders lieben gelernt bei T. J. Klune oder auch Travis Baldree. Auch diese Geschichte klang nach einer sehr gemütlichen und besonderen Liebesgeschichte mit einer kleinen Prise Magie.
Als ich dann das erste Kapitel gelesen habe, die Zeremonie, in der Noels und Luciens Herzen vereinigt werden, war ich erst mal geschockt, denn das war nicht so cozy. Doch spätestens als die beiden nach Cinq Soleils aufbrechen wird es dann richtig schön.

Über diese Welt wird zunächst gar nicht viel verraten. Wir wissen nur, dass es die Fäden der Magie gibt und dass Familien Bündnisse eingehen, um ihre Magie miteinander zu verbinden bzw. auch die Magie der jeweils anderen Familie aufzunehmen. Dieses eher subtile Worldbuilding hat mir hier gut gefallen. Ansonsten ist es ein historisches Setting, französisch angehaucht und mit allem was dazugehört, von der Pferdekutsche bis zu den gesellschaftsfähigen Gewändern.

Was die Autorin sehr gut schafft ist ein starker Kontrast zwischen der Atmosphäre der Großstadt Villeneuf und dem Landgut Cinq Soleils, die in einem riesigen Gegensatz zueinander stehen. Denn die erste 100 Seiten habe ich die Geschichte nicht als cozy erlebt, sondern eher beklemmend und schattiert. Im Nachhinein hat das total Sinn gemacht und es ist der Autorin äußerst gut gelungen, die triste Großstadt, die auch Noels Gefühlszustand widerspiegelt, fühlbar zu machen. Umso schöner war es, auf Cinq Soleils anzukommen und dort direkt willkommen geheißen zu werden. Dieser Ort hat mich komplett verzaubert und tief berührt. Wenn ich sonst oft sage, die Geschichte liebt vom Plot oder von der Spannung etc., hier ist es defintiv das wunderbare Setting (und die Figuren, zu denen ich gleich noch komme). Ein so herzlicher, befreiender Ort, der einfach ganz wundervoll von der Autorin in Szene gesetzt wurde.

Der Plot fokussiert sich auf die Liebesgeschichte von Noel und Lucien, bringt aber auch einige Besonderheiten mit sich. So schafft es Eleanor Bardilac sehr gut, verschiedene Töne mitschwingen zu lassen. Noels Trauer um Celine und sein Zwiespalt, ob er jemand neues in sein Herz lassen kann oder auch die Liebe zu seiner Tochter, die sich schwer damit tut, Magie zu weben. Hinzu kommen familiäre Differenzen, da einige der Familienmitglieder, sowohl auf Noels, als auch auf Luciens Seite, nicht damit einverstanden sind, dass die beiden geheiratet haben und hinterhältige Pläne schmieden. Also haben wir es hier mit einer interessanten Mischung zu tun. Die Handlung ist von Grund auf eher ruhig, hat aber auch ihre märchenhaften und spannenden Momente.

Kommen wir zu den Figuren, die auch ein absolutes Herzstück der Geschichte sind. Noel und Lucien sind grundverschiedene Menschen und am Anfang fragt man sich tatsächlich, wie die beiden jemals miteinander auskommen sollen. Noel ist sehr gesellschaftsfähig, wie man so schön sagt. Er ist offen, aufgeschlossen und ein echter Strahlemann. Lucien dagegen sagt, was er denkt, ist in sich gekehrt und am liebsten für sich. Die Annäherung der beiden ist wunderbar herzlich zu beobachten und hat mir großen Spaß gemacht. Die ganz zarten Gefühle und schöne Dialoge waren für mich sehr spürbar, sodass ich mit den beiden mitgefiebert habe.
Auch, wenn die Autorin keine Diagnosen direkt benennt, gibt es einige Figuren, die Hinweise auf psychische Beeinträchtigungen geben. Beispielswiese haben Luciens Züge etwas autistisches, wohingegen Florence depressive Verstimmungen hat. Ich finde es toll, dass die Autorin durch dieses subtile Einweben dieser Themen für Entstigmatisierung und Sichtbarkeit psychischer Erkrankungen sorgt.

Wen ich noch besonders hervorheben möchte sind Noels Tochter Celeste (zuckersüß!) und eigentlich alle Mitbewohner von Cinq Soleils. Die Autorin hat es wirklich wunderbar geschafft, eine #foundfamily abzubilden. Alle gehen so herzlich miteinander um und verstehen sich als Gefährten. Wer dieses Trope gerne mag, der ist hier genau richtig.

Das Ende war für mich sehr gelungen, es war spannend und gleichzeitig berührend. Ein Handlungsstrang, der mit den plakativ bösen Familienmitgliedern, war schon etwas überspitzt, weshalb das ganze etwas märchenhaftes hatte, aber sich gut in die Geschichte eingefügt hat. Ich habe das Buch mit einem Lächeln zugeschlagen.



"Die Magie goldgewebter Herzen" war ein schönes Leseerlebnis. Lasst euch von den ersten Kapiteln nicht irritieren, wenn ihr auf Cinq Soleils ankommt wird es super cozy und einfach wunderbar. Ich freue mich, diesen Schatz entdeckt zu haben und kann ihn euch wärmstens empfehlen.


Alles Liebe


 Vielen herzlichen Dank an den Droemer-Knaur Verlag für die freundliche Bereitstellung des Rezensionsexemplars!