Dienstag, 30. Juli 2024

[Rezension] Long Live Evil von Sarah Rees Brennan

Hallo ihr Lieben,

seid ihr auch Team Morally Grey?

Dieser Begriff hat sich in der Buchbranche in den letzten Jahren immer mehr geprägt für Charaktere, die nicht immer auf der Seite des Gesetztes stehen, aber für Gerechtigkeit einstehen und ihre eigenen moralischen Vorstellungen vertreten. Ich persönlich mag das sehr gerne, weil auch Heldinnen wie Katniss Everdeen oder Ophelia Scale dazuzählen.

"Long Live Evil" hat eben solch eine Geschichte versprochen, in dem hier die Villains an die Macht kommen sollen und die Handlung eines Buches übernehmen. Die Autorin lässt einen Buchcharakter in die Welt einer Romanreihe reisen, wodurch sich eine spannende Buch-im-Buch Thematik entspinnt. Heute erzähle ich euch, wie mir die Geschichte gefallen hat - viel Spaß!


Autorin: Sarah Rees Brennan
Verlag: dtv
Kategorie: Fantasy/ High Fantasy
592 Seiten
Broschierte Ausgabe 18,00€ (D), E-Book 4,99€ (D)
Originalsprache: Englisch
Übersetzung: Kerstin Fricke
1. Band einer Reihe (Zeit des Eisens)
Kaufen? Beim Verlag oder in deinem regionalen Buchhandel


*Dieses Buch hat mir der dtv Verlag über vorablesen.de freundlicherweise als Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt. Meine Meinung bleibt natürlich vollkommen ehrlich.*


Rae hat sich schon immer in die Welt von Büchern geflüchtet, selbst während ihr reales Leben aus den Fugen geriet. Als sie im Sterben liegt, ergreift sie eine zweite Chance zu leben: Ein magischer Handel, der sie in die Welt ihrer Lieblings-Fantasy-Buchreihe eintreten lässt. Dort steht sie plötzlich dem lebenden und atmenden Objekt ihres Schwärmens gegenüber – dem »Einstigen und Ewigen Kaiser« – und dieser würde sie am liebsten tot sehen. In einem Reich am Rande des Krieges ist sie die Schurkin in seiner Geschichte und muss die Kontrolle über die Handlung übernehmen, bevor diese und der Kaiser die Kontrolle über sie übernehmen – auf die tödliche Weise. Rae glaubt zu wissen, wie die Story verlaufen wird, aber schon bald muss sie erkennen, dass Geschichten ein Eigenleben haben können (Quelle: dtv.de/Juli2024)



Die Aufmachung des Buches ist ziemlich cool. Sie wurde großenteils von dem englischen Original übernommen und sticht auf jeden Fall ins Auge. Einerseits wirkt die Aufmachung edel durch die Säulen im Hintergrund und den Thron, klassisch High Fantasy, dies wird aber aufgebrochen durch die moderne Schrift und die ungewöhnlich kesse Pose der Figur Rae auf dem Cover. Mich hat das Cover gecatcht und neugierig gemacht. Innen gibt es noch eine Landkarte, die ich auch sehr passend und hilfreich fand.



In dieser Geschichte geht es um Rae, die schwerkrank im Krankenhaus liegt und weiß, dass sie nicht mehr lange zu leben hat. Ihre Schwester Alice versucht sie ein bisschen mit ihrer Lieblingsbuchreihe aufzuheitern, die Rae ihr zu Liebe ebenfalls gelesen hat. In der Nacht erscheint Rae dann eine mystische Person, die sie ins Reich dieser besagten Fantasy-Buchreihe geleitet. Wenn Rae dort eine Mission erfüllt, kann sie überleben. Doch wird ihr das gelingen?



Ich war mehr als gespannt auf diese ungewöhnliche Lektüre. Sarah Rees Brennan hat bereits einige Jugendbücher veröffentlicht, und dies ist ihr erstes Werk für Erwachsene. Ich als Leseratte habe mir schon immer mal gewünscht, in die eigenen Lieblingsbücher reisen zu können, deshalb finde ich die Plotidee sehr ungewöhnlich und sehe äußerst viel Potenzial darin.

Der Einstieg in die Geschichte fiel mir leider äußerst schwer, da die Autorin kaum Worldbuilding vorgibt und wir gemeinsam mit Rae in die Fantasywelt dieser Buchreihe hineingeworfen werden, mit dem Unterschied, dass Rae natürlich darüber Bescheid weiß. Häufig ist es ja so, dass wir gemeinsam mit Figuren eine Welt neu entdecken, das war hier nicht der Fall, weshalb ich mich etwas abgehängt gefühlt habe. Rae kennt nicht nur die Welt in- und auswendig, sie kennt auch die Handlung und weiß, was laut Plot passieren müsste.
Bevor es in die Fantasywelt geht, lernen wir sehr kurz Rae in der realen Welt kennen und treffen auch auf ihre Schwester Alice. Das sind allerdings sehr wenige Seiten, sodass hier recht wenig Vorgeschichte bekannt ist und die Nähe zu Rae sich erst nach und nach entwickelt.

In der Fantasygeschichte nimmt Rae dann eine Figur aus der Reihe ein, sie agiert nicht als sie selbst, und ist auch noch die absolute Feindin in der Geschichte. Ich wurde leider trotz besserem Verständnis für das Worldbuilding nicht wirklich warm mit der Geschichte und erläutere nun ein paar Aspekte, die dazu beigetragen haben.

Zum einen mischt die Autorin hier (wie auch das Cover es suggeriert) die reale Welt, bzw. die Sprache dieser, mit einem historischen Fantasysetting, das mich etwas an Game of Thrones erinnerte. So interessant wie das erst mal klingt, passte es für mich irgendwie nicht zusammen. Wir haben es mit einer modernen, groben Sprache zu tun, die aus Raes Sicht nachvollziehbar ist, doch diese im Setting des Königreichs zu hören, irritierte immer wieder. Ich vermute, dass das die Geschichte humorvoll und lockerer machen sollte, aber der Effekte trat bei mir leider nicht so richtig ein. Zudem haben die Figuren einen "normalen" Namen und eine Bezeichnung innerhalb der Geschichte, was mich auch extrem verwirrte.

Die Handlung am Königshof folgt den klassischen Erzählmustern solcher epischer Fantasywerke, und wird durchbrochen von Raes Verhalten, sodass es auch möglich ist, die ursprüngliche Handlung zu beeinflussen. Die Villains treten in den Vordergrund und übernehmen die Regie in der Geschichte. Auch diesen Aspekt finde ich von der Idee her klasse, aber die Umsetzung sagte mir nicht so zu.
Der Schreibstil war in Ordnung, aber ein bisschen träge und konnte mich nicht so fesseln. Zudem gibt es recht viele Kampfszenen, die ich persönlich nicht so gerne in geballter Form lese. Es gibt einige spicy Szenen, die ich leider sehr unangenehm fand und nur überflogen habe.



Streckenweise habe ich mich ziemlich durch das Buch durchgequält, weil ich es einfach nicht so packend fand. Neben Rae haben wir auch noch einige andere Perspektiven, die ich ziemlich langweilig fand und die man gerne hätte streichen können. Wenn es zu Rae zurückging, wurde es meistens wieder etwas interessanter. Generell muss ich aber leider auch bei den Figuren sagen, dass mich keine zu 100% für sich einnehmen konnte. Rae fand ich am sympathischsten auf ihre morally grey Weise, aber alle anderen blieben sehr blass. Hier ist noch viel Potenzial für die Folgebände da, aber für ein knapp 600 Seiten Buch wäre definitiv mehr Charaktertiefe drin gewesen.

Das Ende fand ich ganz gut, es hätte gerne 200 Seiten eher kommen können. Ich werde aber dennoch nicht weiterlesen, weil mich dazu zu viele Aspekte des Buches nicht überzeugen konnten.

 

Die Idee dieses Buches, sowohl die Villains zu den Helden der Geschichte zu machen, als auch eine Buch-im-Buch Story zu erzählen, sind brillant, aber konnte hier nicht gut umgesetzt werden. Ich fand den Plot sehr langatmig und zäh, alle Figuren bis auf Rae blieben relativ blass und ich wurde emotional nicht abgeholt. Lest am besten mal in die Leseprobe rein, ob euch der Stil und Plot grundsätzlich zusagt. Ich könnte mir vorstellen, dass das Buch die Leserschaft spaltet.


Alles Liebe



Vielen herzlichen Dank an vorablesen.de und den dtv Verlag für das Rezensionsexemplar!